Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
möglichen Schutzversprechen bezahlen musste. Nikolas ahnte auch nicht, dass die Immobiliengesellschaft, an die er jeden Monat die Miete für das Speditionsgebäude überwies, zu jenem Syndikat gehörte, von dessen schmutzigem Geld sein Bankkonto derart rasant anwuchs.
Rodica III
Sie waren ohne Pause bis Sonnenaufgang gefahren. Verschlafen und mit verspannten Muskeln wurden sie aus dem Auto getrieben. Sie sahen Wiesen, die mit Steinen eingefasst waren, und ein paar Bäume, aber keinen Garten und auch keinen Park. Das erste Mal in ihrem Leben standen die Mädchen auf einem Parkplatz an einer Autobahn.
Die beiden Männer führten sie zu einem Häuschen, in dem es zwei Toiletten und ein Waschbecken gab. Es stank entsetzlich darin, Fliegen in Geschwaderstärke surrten durch die Luft, und aus dem Hahn kam nur tropfenweise Wasser. Doch sie mussten so dringend, dass sie einfach auf die Haufen von Kot machten, die bereits den Boden bedeckten. Dann wurden die Mädchen von den Männern wieder zum Wagen getrieben. Dort bekamen sie eine Flasche mit süßem Sprudel, die sie, durstig wie sie waren, sofort austranken. Aber mehr gab es nicht, obwohl Rodica dem Älteren der beiden mit flehenden Augen die leere Flasche hinhielt. »Später«, knurrte er nur.
Eine Stunde später parkte ein schwerer Sattelschlepper neben ihnen und ließ pfeifend den Überdruck aus den Kompressoren entweichen. Die drei beobachteten, wie zwei etwa gleichaltrige Mädchen unter dem Wagen hervorkrochen und, genau wie zuvor sie selber, zu dem Toilettenhaus geführt wurden.
»Brrr«, machte Doru angewidert und hielt sich die Nase zu, die beiden anderen zogen Grimassen und kicherten.
Der Fahrer des Sattelschleppers gab jeder einen großen Becher mit Wasser, das zwar eigenartig schmeckte, aber gegen den schrecklichen Durst etwas half. Dann sollten sie unter die Ladefläche kriechen und durch eine Luke hineinklettern. Valeska, die Erste in der Reihe, weigerte sich. Sie riss entsetzt die Augen auf, kreischte und wehrte sich mit Händen und Füßen und ließ sich auch nicht mit Gewalt in die Luke hineinbugsieren. Die Männer zerrten sie wieder unter der Ladefläche hervor und schlugen ihr mehrere Male auf den Kopf. Dann bekam sie noch einmal einen Becher von dem widerlich schmeckenden Wasser.
Währenddessen stiegen die zwei Mädchen, die schon mit dem Lastwagen gekommen waren, wieder zurück durch die Luke in das Innere des Auflegers und nach ihnen auch Rodica und Doru. Valeska war ruhig geworden und wehrte sich nicht mehr. Die Männer zerrten sie erneut unter den Aufleger. Einer kletterte hinein und zog Valeska hoch, während der andere Mann sie von unten nachdrückte.
In der Kabine war es so eng, dass dem Mann, der Valeska hineinzog, kaum Platz blieb, sich zu bewegen. Aber es gelang ihm, die zierliche Valeska mit den Füßen voran in die unterste Koje zu schieben.
Die schwache Glühbirne an der Decke über dem Einstieg reichte nicht aus, um den engen Raum zu erleuchten. Es stank nach Urin und Erbrochenem. Aus den dunklen Kojen starrten die aufgerissenen Augen der Kinder. Valeska wimmerte. Jedem der Mädchen wurde eine Flasche Wasser neben den Kopf gelegt.
»Wenn ihr klopft oder schreit oder sonst was anstellt, dann prügle ich euch die Seele aus dem Leib«, brüllte der Mann, bevor er durch die Luke abtauchte, sie von außen zuklappte und verschloss. Kurz danach übertönten der Motor und das Singen der Reifen Valeskas Wimmern. Die gleichförmigen Vibrationen und die Fahrgeräusche wirkten zusammen mit dem Schlafmittel, das ihnen die Männer in den Bechern verabreicht hatten. Auch das Wasser in den Flaschen enthielt ein starkes Schlafmittel und ließ die Mädchen sofort wieder in tiefen Schlaf versinken, wenn sie aufwachten und davon tranken.
Versteigerung
Von Zürich aus über Genf und Mâcon führte laut Johannes der landschaftlich attraktivste, wenn auch nicht der kürzeste Weg ins Burgund. Die Suche nach dem Schloss gestaltete sich dann etwas problematisch, da die Straßenlinien auf der flüchtigen Skizze, die Walcher erhalten und ausgedruckt hatte, mit der realen Straßenkarte nicht übereinstimmten. Irgendwo westlich der Dörfer Fuissé und Loché fanden sie schließlich das Schloss und Weingut des Comte de Loupin.
Walchers Kenntnisse über das südliche Burgund beschränkten sich auf eine geführte Wein-Exkursion vor etlichen Jahren, die auf das Beaujolais konzentriert war und in Villefranche endete. Er hatte diese Exkursion aus seinem
Weitere Kostenlose Bücher