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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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die lederne Eckcouchgarnitur, ebenfalls ein Möbelstück, das in einem deutschen Beamtenzimmer überraschte, nicht nur weil es gut die Hälfte des Büros ausfüllte.
    »Ich bin weder bei der Sitte, noch bin ich daran interessiert, ein Kinderschutzprogramm aufzulegen oder etwas in der Art«, fuhr er fort. »An was für einer Scheiße sind Sie denn da wieder dran? Pädophilie? Grässlich, Sie lassen wohl nichts aus. Noch einen?«
    »Nein danke«, lehnte Walcher ab, es war erst vier Uhr nachmittags, viel zu früh für ein Gelage, außerdem brauchte er einen besonders klaren Kopf, um Brunner zu überzeugen.
    Walcher setzte sich zu ihm auf die Couch und schilderte, an welchem Thema er arbeitete. Er berichtete von seinem Gespräch mit SOWID und zeigte ganz beiläufig einige der Fotos, die ihm Frau Dr. Hein mitgegeben hatte. Auch seinen Auftrag, über das Thema eine umfangreiche Reportage zu schreiben, erwähnte er, und dass er bereits mit zwei Händlern in Verbindung stand und die Möglichkeit hätte, sich in einen Händlerring einzuschleichen. Aber dazu müsse er sich eben als ein Kunde mit ernsthaften Absichten ausweisen.
    »Oh Mann, Sie wollen Maulwurf spielen, den Helden mimen als Undercoveragent, Sie wollen sich wieder mal in die Arbeit der Kripo einmischen. Ja, haben Sie von Ihrem Ding da in Irland denn nicht genug, verdammt noch mal! In Deutschland gibt es massenhaft Sonderkommissionen der LKA s und des BKA , was wollen Sie da auch noch mitmischen, eine Bürgerinitiative gründen oder was? Warum gehen Sie nicht zu einer der unzähligen Beratungsstellen für Opfer von Menschenhändlern, da kriegen Sie doch Ihre Story ohne großen Aufwand zusammen!« Brunner redete sich in Rage und schimpfte vor sich hin, als wäre er allein in seinem Büro. »Wahnsinn, dieser Mann ist in höchstem Maße suizidal, er gehört in die Klapse oder am besten gleich ins Loch, wegen Störung des öffentlichen Friedens.«
    Dann sprang Brunner von der Couch hoch und baute sich drohend vor Walcher auf. »Tag für Tag werden Hunderte von Typen wie Sie auf dieser Welt von ebendiesen Verbrechern abgeknallt, und das weiß der Herr Walcher, und trotzdem entwickelt er den Ehrgeiz, auch zu diesen Bedauernswerten gehören zu wollen. Warum bloß bin ich nicht bei der Landpolizei geblieben?« Brunner holte tief Luft, fuchtelte noch ein wenig in der Luft herum und fuhr in normal sachlichem Ton fort, so als hätte er nicht gerade laut und fast brüllend eine Standpauke gehalten. »Lassen Sie uns die Details durchsprechen. Wo soll die Aktion denn starten?«
    »Frankreich«, strahlte Walcher den Kommissar an und bat nun doch um einen kleinen Williams, nachdem sich Brunner gewissermaßen als Verbündeter erklärt hatte.
    »So eine Sache gehört zwar nicht in mein Ressort, aber da Sie ohnehin bald erschossen werden, kann die Mordkommission auch gleich Ihren Fall in die Hand nehmen«, sprach’s und stieß auf Walchers Wohl an.
    Über drei Stunden saßen die beiden zusammen. Brunner war für einen kleinstädtischen Kommissar erstaunlich gut über das Thema Menschenhandel informiert. Als Walcher dies erwähnte, auch um Brunner etwas zu schmeicheln, wurde der Kommissar plötzlich sehr weich und sehr persönlich.
    »Ja, wissen Sie, meine Frau brachte eine Tochter mit in unsere Ehe. Ich hab das Mädchen adoptiert und auch in meinem Herzen als mein Kind angenommen. Sie war sechzehn, als sie an einem ganz gewöhnlichen Montag nicht mehr nach Hause kam. So wie bei den Fällen, die ich ständig bearbeite. Später stellte sich heraus, dass sie an eine Sekte geraten war. Damals aber hab ich selbst erfahren, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Tochter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet. Nun, Sophie lebt heute in Amerika, hat Mann und zwei Kinder und führt ein ganz normales Leben. Sie tauchte ein halbes Jahr nach jenem Montag wieder auf, als ob nichts gewesen wäre. Sie hatten sie auf die Straße geschickt zum Betteln. Von ihrem Guru gab’s Streicheleinheiten oder Prügel, je nachdem, was sie täglich zusammengebettelt hatte.«
    Brunner stellte sein leeres Glas in die Weltkugelbar zurück und sah Walcher in die Augen. »Ich war damals sogar in der Kirche und hab gebetet, dass sie heil zurückkommt. Ich weiß also, wovon ich rede! Aber was das Vorgehen in unserem Fall angeht« – sehr zu Walchers Freude sprach er bereits im Plural –, »so müssen wir die Kollegen in Frankreich erst einmal außen vor lassen. In dem Geschäft existieren die

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