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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Gedächtnis gestrichen, weil die zehn Teilnehmer derart besserwisserische Spezialisten waren, die sich den ganzen Tag ununterbrochen mit Weinwissen zu übertrumpfen versuchten, das sie sich nächtens angelesen hatten, wie er am Ende der Fahrt herausfand.
    Er kannte sich also nicht aus im Burgund, und auch seine Recherchen im Internet über den Comte de Loupin hatten keine neuen Erkenntnisse gebracht. Auch Brunner hatte nichts herausgefunden, selbst Hinteregger, dem er das Ziel seiner »Einkaufstour« wie versprochen gemailt hatte, machte nur ein paar historische Daten über die Geschichte des Schlosses ausfindig, ein Comte de Loupin aber wurde darin nicht erwähnt.
    Wie eine mittelalterliche Festung thronte das Schloss auf einer Hügelkuppe, eingerahmt von Weinbergen, die sich bis zu den felsigen Ausläufern der Cevennen erstreckten. Die Auffahrt, von schattenspendenden Bäumen gesäumt, schlängelte sich den Hügel hinauf. Walcher und Johannes passierten das offenstehende Tor in der Schutzmauer und stellten den Wagen im Vorhof ab, der bereits mit zwölf Edelkarossen so gut wie vollgeparkt war. Walcher hatte gut daran getan, sich einen Mercedes der S-Klasse zu leihen, und dass Johannes am Steuer wie sein persönlicher Chauffeur wirkte, konnte in Anbetracht dieser hochkarätigen Autoflotte auch nicht schaden.
    »Notiere bitte die Kennzeichen und die Wagentypen oder was dir sonst auffällt, aber lass dich dabei nicht erwischen. So schön das Schloss auch ist, ich möchte nicht im Verlies vermodern«, bat Walcher seinen Freund.
    »Meinst wohl, mir würd’s noch nicht reichen, mit nur einer Niere herumzulaufen?« , spielte Johannes auf seine Entführung vor einigen Monaten an. Er war irrtümlich mit Walcher verwechselt worden und in die Fänge von Organhändlern geraten. Johannes hatte zwar diese lebensbedrohliche Situation überstanden, war aber als Organspender missbraucht worden. Seither stichelte er bei jeder Gelegenheit mit seinem schrecklichen Erlebnis, wohl wissend, dass er damit Walchers schwachen Punkt traf.
    Die späte Sonne schien auf das herrschaftliche Anwesen, als würden Scheinwerfer bei Filmaufnahmen eine romantische Szene ausleuchten. Der Blick auf die Weinberge, die durch die quer hineinscheinenden Sonnenstrahlen besonders scharfe Schatten warfen, wäre zu einem anderen Anlass Grund genug für eine ausgiebige Weinprobe gewesen, aber Walcher und Johannes wurden in ihrer Betrachtung gestört. Sie drehten sich zu der Stimme, die fragte: »Wen bitte darf ich dem Comte melden?«
    Walcher hatte damit gerechnet, in diesem Ambiente einen unterwürfigen Domestiken anzutreffen, gekleidet in einer barocken Uniform, stattdessen stand ihnen ein junger Mann gegenüber, gepflegt und in einem dunklen Anzug, dem die sündhaft teure Designerhand anzusehen war. Walcher erwiderte das Lächeln des Mannes und nannte seinen Decknamen, Wolfgang Hoffmann. Auch einen Ausweis auf diesen Namen, von Brunner verordnet und beschafft, trug er im Jackett. Die italienische Mailadresse rundete seine Recherche-Identität ab, sie lautete mit [email protected] ebenfalls auf diesen Namen.
    Als hätte er in ihm einen alten Freund wiedererkannt, strahlte daraufhin der junge Mann Walcher an und stellte sich als Maurice Delwar und rechte Hand des Comte vor. Abgesehen von einem leichten Elsässer Akzent sprach er fabelhaft Deutsch.
    »Kommen Sie, ich darf Sie in den Saal führen, in dem die Verkostung stattfindet. Um Ihren Fahrer wird sich gleich Bertram kümmern, er ist die gute Seele unseres Hauses.« Zu Johannes sagte er freundlich, aber entschieden distanzierter: »Wir haben einen Ruheraum, dort können Sie sich von der Fahrt erholen, Bertram wird Sie hinführen.« Dann deutete er Walcher gegenüber eine leichte Verbeugung an und ging voraus.
    Walcher und Johannes, der die Verbeugung nachäffte, folgten ihm durch ein wehrhaftes Tor in einen weiteren, allerdings kleineren Vorhof. Hatten in der burgähnlichen Anlage früher die Menschen Zuflucht gefunden, beherbergte sie heute kostbare Weine, jedenfalls was die Preise betraf. Walcher registrierte sie mit einem kurzen Blick, als er an dem weißgedeckten Schautisch vorbeiging, auf dem Flaschen und Geschenkkartons, Gläser und Keramikwaren präsentiert wurden, alle fein säuberlich mit Preisschildchen versehen. Was diese Mauern darüber hinaus noch anzubieten hatten, würden sie bald erfahren.
    Der zweite Vorhof glich nämlich eher einem Museum. Entlang der Mauern standen Gerätschaften für

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