Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katjana May
Vom Netzwerk:
dann wohl gehört?
    Vorsichtig hob ich den Deckel an, der sich bereitwillig öffnete. Drinnen lag etwas Weiches, Glänzendes – Stoffe. Kleider von Frauen, die einst hergebracht worden waren? Oder Besitz nur einer Einzigen von ihnen? War die Truhe am Ende eigens für mich in diesem Zimmer bereitgestellt worden?
    Ich nahm die Kleidungsstücke heraus, eines nach dem anderen, und legte sie nebeneinander auf das Bett. Es waren ganz verschiedene Stücke – Blusen, Mieder, lange Röcke und Kleider, Unterwäsche, Strümpfe, Nachthemden … ein durchsichtiges Etwas, das ich hier garantiert nicht anziehen würde … ein oder zwei wunderschöne Ball- oder Festgewänder aus glattem, schimmerndem Stoff. Einige der Materialien hielt ich für Leinen oder Seide, die meisten jedoch waren mir unbekannt. Die Farben waren eher gedeckt: mattes Grün, helles Beige, Rosé, Erdbraun, Blaugrau wie ein Winterhimmel.
    Das letzte Stück, das die Truhe verbarg, war ein langärmeliges Kleid mit bauschigem Rock, das aussah, als wäre es mit Schneeflocken besetzt, weil sein weißer Stoff bei jeder Bewegung perlige Schatten warf. So etwas hatte ich noch nie gesehen und ich drehte das Material hin und her – bis ich unerwartet etwas Hartes unter den Fingern spürte.
    Etwas Festes mitten im weichen Stoff …?
    Vorsichtig tastete ich danach, folgte dem Fremdkörper unter den Saum. Ja, da war etwas eingenäht, das dort nicht hineingehörte, ganz sicher. Und wenn sich jemand die Mühe gemacht hatte, es so zu verbergen, musste es etwas Wertvolles sein.
    Hastig wendete ich den Stoff und bemühte mich, die Naht mit meinen Fingern aufzutrennen, denn natürlich hatte man mir hier weder eine Schere noch ein Messer oder sonst etwas überlassen, das als Waffe hätte verwendet werden können. Dennoch löste sich der Saum überraschend leicht, als hätte er nur darauf gewartet. Ich steckte einen Finger hinein und angelte endlich das hervor, das darin verborgen lag – einen kleinen silbernen Schlüssel.
    Ich besah ihn mir genau, konnte jedoch nichts entdecken, das mir einen Hinweis darauf gegeben hätte, für was er bestimmt war oder woher er stammte. Doch er musste wichtig sein, soviel stand fest. Ich sollte ihn besser bei mir tragen, nur für den Fall, dass ich plötzlich vor dem stehen sollte, das er versperrte.
    Ich verstaute den Schlüssel sorgfältig in meiner Hosentasche. Zeit, sich ein wenig umzusehen; Zeit, diese Burg und ihre Geheimnisse näher zu erkunden. Mit einem letzten Blick auf die Gewänder auf meinem Bett schritt ich zur Tür hinüber, lauschte nach draußen und drückte dann vorsichtig die Klinke herunter.
    Zu meiner Überraschung schwang die Tür weit auf – war sie denn nicht gesichert worden? – und gab den Blick auf die groben Steinblöcke frei, die das gewendelte Treppenhaus umschlossen. So einfach konnte es doch nicht sein?
    Hier herrschte diffuses Dämmerlicht, das durch Schlitze in der Außenmauer hereinfiel, die man kaum als Fenster bezeichnen konnte. Stufen führten nach oben ins Dunkel auf die Turmplattform herauf, auf der wir angekommen waren, und nach unten, in mir unbekannte Bereiche.
    Dass es oben nicht weiterging, wusste ich, also musste ich mich dem Blick ins neblige Nichts auch nicht noch einmal aussetzen. Vorsichtig lauschte ich nach unten und als ich nichts Auffälliges hörte, nahm ich die ersten zwei, drei Stufen. Als immer noch nichts geschah, wurde ich mutiger.
    Bis ich auf dem nächsten Treppenabsatz einem Wesen in die Arme lief, das aussah wie ein gehörntes Opossum mit grünen Augen. Es hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund, dann zeigte es auf mich und stieß dabei einen schrillen, markerschütternden Schrei aus, der sicher noch im letzten Winkel der Burg zu hören gewesen war. Und schon im nächsten Augenblick tauchten überall aus dem Nichts weitere Gestalten auf, die mich unter aufgeregtem Kreischen und Rufen wieder die Treppe hinaufdrängten, bis ich zurück in meinem Zimmer war.
    Krachend flog die Tür ins Schloss.
    So viel war klar: So ging es nicht.

D
rei
    Missmutig hockte ich auf dem Bett, nachdem ich die Kleidung wieder in die Truhe zurückgelegt hatte. Vor meiner Tür waren noch immer helle Aufregung und große Geschäftigkeit zugange: Stimmen, Schritte, Klopfen, Hämmern, Schaben. Man setzte offenbar alles daran, die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern.
    Nach einiger Zeit wurde es ruhiger, nur ein paar Worte wurden gewechselt. Dann wurde etwas Schweres beiseitegeschoben und die Tür

Weitere Kostenlose Bücher