Fall Der Götter
zwischen unserem Volk und den Solids herbeiführen zu wollen. Er versucht es, um seinen Platz in beiden Welten bewahren zu können – sein Leben in der Großen Verbindung und sein Leben mit Kira.«
Die glänzenden Auswüchse ihrer Hand wickelten sich nun auch um die Äste des Baumes. Die Gründerin blickte über ihre Schulter zurück zu Taran’atar. »Diese Mühen werden niemals fruchten«, stellte sie fest. »Selbst Odo mit all seiner Unerfahrenheit wird das eines Tages begreifen.«
In ihrem Blick gefangen fühlte sich Taran’atar zu einer Erwiderung verpflichtet. »Wenn Sie es sagen«, stimmte er zu.
»Und wenn er versagt«, fuhr sie fort, als habe er gar nicht gesprochen, »wird er die Große Verbindung hinter sich lassen und zu Kira zurückkehren. Nicht nur für Wochen, sondern für den Rest seines Lebens.« Ein Ast zerbrach unter dem Griff ihrer Masse, dann folgte ein zweiter. Taran’atar sah zu, wie sich die glänzenden Tentakel zusammenzogen, milchig weiß und fester wurden. Plötzlich zersplitterte der gesamte Baum. Stamm und Äste regneten zu Boden und die Blätter schwebten in einem Regenbogen hinab. »Odo wird Spott über das Opfer ergießen, das ich für unser Volk erbrachte«, endete die Gründerin ihre Anklage.
Taran’atar wusste nicht, wie er auf ihren Wutausbruch – denn darum schien es sich zu handeln – reagieren sollte. »Ihr Opfer rettete die Große Verbindung«, sagte er. Der Frieden, den sie mit den Mächten des Alpha-Quadranten geschlossen hatte, hatte es Odo ermöglicht, den von einer Seuche geplagten Gründern ein Heilmittel zu bringen.
»Das tat es«, bestätigte sie mit erhobener Stimme und drehte sich gänzlich zu ihm um. Die blassen Auswüchse ihres Armes waren zusammen mit dem zerbrochenen Baum zu Boden gefallen und blieben dort reglos liegen. »Ich willigte ein, den Krieg zu beenden, ergab mich meinen Feinden …« Sie trat auf Taran’atar zu, und die Auswüchse ihrer Finger glitten hinter ihr über den Boden, als wären sie kein Teil ihres Körpers. »… opferte den niederen Solids meine Freiheit – alles zur Rettung der Großen Verbindung. Alles zu Odos Rettung.«
»Zu Odos Rettung?«, wiederholte Taran’atar verwirrt. Das Verhalten der Gründerin kam ihm eigenartig vor, und er fragte sich, ob ihre Einsamkeit ihr schadete.
»Er war einer der Hundert«, sagte sie. Dann blieb sie abrupt stehen, sah nach oben und hob die Arme in die Luft. Die Auswüchse zogen sich umgehend in ihre Hände zurück, doch dann teilten sich beide Arme zu dünnen Fäden. Diese erstreckten sich bis zur Decke und bogen sich von dort wieder nach unten. Ihre Spitzen leuchteten silberfarben. Der Anblick ließ Taran’atar an ein Sternenfeld denken, das sich vom Himmel herabgesenkt hatte, um wenige Meter über ihm zu funkeln. »Und ich zählte zu denen, die entschieden, ihn und die anderen fortzuschicken. Ich wollte, dass unser Volk überlebt und heilt. Ich hatte keine andere Wahl, als die Hundert auszusenden.«
Taran’atar wusste von den hundert Wechselbälgern, die die Große Verbindung durchs All verteilt hatte, verstand allerdings nicht, was die Gründerin ihm mitzuteilen versuchte. Wie hätte es den Gründern beim Überleben helfen, sie sogar heilen sollen, einzelne Wechselbälger fortzuschicken? Er schwieg.
Die Gründerin sah ihn an. »Du weißt von der Krankheit, die mein Volk ereilte«, sagte sie. Sie ließ die Arme sinken, und die Fäden, die sie in die Luft gestreckt hatte, landeten mit einem eigenartig flüsternden Geräusch – als sprächen Dutzende unhörbare Stimmen gleichzeitig, um Gehör zu finden – am Boden. »Ich opferte mich, als ich einwilligte, mich hier einsperren zu lassen … Ich opferte mich, um Odo zu retten, damit er zur Großen Verbindung zurückkehren konnte.«
Taran’atar schwieg weiter, während er reglos vor der Gründerin stand.
»Die Große Verbindung«, wiederholte sie ihre eigenen Worte, doch sie schien plötzlich zu jemand anderem zu sprechen. »Bringst du Kunde von ihr?«, erkundigte sie sich.
»Das nicht, Gründerin«, antwortete er, unfähig, eine direkte Frage zu ignorieren. »Ich kann Ihnen nur wiedergeben, was Odo mir erzählte, bevor er mich in den Alpha-Quadranten schickte. Er sagte, sie sei in einem Zustand großer Unruhe. Sie müsse mit der Kriegsniederlage und mit inneren Aufständen fertigwerden, die aus dieser erwachsen seien. Bei seinem jüngsten Besuch sprach Odo aber davon, dass sie sich in den letzten Monaten beruhigt habe, dass sich
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