Fallen Angel 07 Tanz der Rose
lächelte erleichtert. »Es muß dir bessergehen, wenn du schon wieder John Donne zitieren kannst. «
»Ja, es geht mir besser. Tut mir leid, dir einen solchen Schreck eingejagt zu haben. Ich muß dir etwas sagen, aber... aber dazu fühle ich mich doch noch zu schwach. «
»Warum schläfst du nicht noch eine Weile? « schlug sie vor. »Du siehst schon viel besser als vor einigen Stunden aus, und Schlaf wird dich bestimmt kräftigen. «
Stephen nickte. »Dann also später. «
Rosalind sah in seinen graugrünen Augen einen neuen Frieden, fast so etwas wie Glück. Der untergründige Groll auf das Schicksal, den sie immer in ihm gespürt hatte, war ebenso verschwunden wie seine Furcht, und dafür war sie dankbar. Doch daß er sich mit dem Tod abgefunden hatte, bedeutete auch, daß er sich immer weiter von ihr entfernte. Sie verdrängte diesen traurigen Gedanken rasch und sagte lächelnd: »Du hast eine Besucherin. «
Ihre Schwägerin trat an die andere Seite des Bettes. »Hallo, Stephen! «
»Catherine! « Er strahlte. »Ist Michael auch hier? «
»Nein, aber er kommt bald. « Sie bückte sich und küßte Stephen auf die Wange. »Es war sehr ungezogen von dir, so krank zu werden. Ich bin damit gar nicht einverstanden. «
»Ich selbst auch nicht«, erwiderte er trocken. »Verdammt leichtsinnig von mir, das gebe ich gern zu. Mit meiner Frau hast du ja offenbar schon Bekanntschaft geschlossen. «
Catherine lachte. »O ja, und ich habe die Absicht, mit Rosalind eine Flasche Wein zu trinken und dabei Erfahrungen auszutauschen, wie es ist, mit einem Kenyon zu leben. «
Stephen verzog das Gesicht. »Gut, daß ich das nicht hören werde. «
»Es würde dich nur noch arroganter machen«, warf Rosalind ein, die sich freute, daß er noch Scherze machen konnte.
Stephen warf einen Blick auf das dunkle Fenster. »Ihr beide solltet jetzt etwas essen. Catherine ist nach der langen Reise sicher hungrig. «
»Wie du meinst. « Rosalind nahm die Pillendose zur Hand. »Möchtest du noch welche einnehmen? «
Er nickte. »Zwei, bitte. «
Sie stützte ihn, damit er die Pillen mit einem Glas Milch hinunterspülen konnte. Dann küßte sie ihn und drückte ihre Wange an die seine. Seine Haut war kühl, aber nicht mehr klebrig.
Rosalind sagte dem Kammerdiener, daß sie sein Abendessen hochschicken und ihn später ablösen würde. Zusammen mit Catherine ging sie ins Erdgeschoß, und sie setzten sich zwanglos ins Frühstückszimmer.
»Ich bin aus Michaels Briefen manchmal nicht ganz schlau geworden und sterbe jetzt vor Neugier«, gab Catherine zu. »Stimmt es, daß du Schauspielerin bist und daß Stephen sich eurer Familientruppe eine Zeitlang angeschlossen hat? Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern die ganze Geschichte hören. «
Rosalind seufzte. »Ich habe ihn nicht wegen seines Geldes geheiratet. «
Catherine hob die Brauen. »Das war mir klar, sobald ich euch zusammen gesehen habe. «
Rosalind entspannte sich. »Ich freue mich, daß du es siehst - im Gegensatz zu Claudia. «
»Ah, Claudia! Mich hat sie noch nie direkt beleidigt, aber das liegt nur daran, daß sie es kaum ertragen kann, mit Michael in einem Raum zu sein. Wahrscheinlich glaubt sie, daß er eine vulgäre Person wie mich verdient hat. «
»Sie mißbilligt dich? «
»Aber ja. Claudia mißbilligt fast jeden, und ich habe ihr wirklich allen Grund dazu gegeben. « Catherines Augen funkelten amüsiert. »Eine Witwe mit Tochter, eine Frau, die wildfremde nackte Männer gepflegt hat und mit der Armee durch die Lande gezogen ist - einfach schrecklich! Keine echte Dame hätte das überlebt. «
Rosalind mußte lachen. »Ich glaube, wir beide haben viel gemeinsam, Catherine. «
»Das glaube ich auch. «
Sie ließen sich ein leichtes Abendessen - Suppe, Brot und Käse - schmecken, und Rosalind erzählte, wie Stephen ihren kleinen Bruder vor dem Ertrinken gerettet hatte, wie >Mr. Ashe< ein Mitglied der Theatertruppe geworden war und wie sie schließlich auf einer Wiese geheiratet hatten. Sie schilderte auch ihre eigene Lebensgeschichte, mit der Enthüllung ihrer wahren Identität als Höhepunkt.
Im Gegenzug erzählte Catherine von ihren Kindern und ihrem Heim in Wales, und aus ihren Worten ging deutlich hervor, daß sie nicht nur die große Tochter und den kleinen Sohn, sondern auch ihren Mann vergötterte. Das beruhigte Rosalind, denn ein Mann, den diese Frau liebte, konnte nicht allzu furchterregend sein.
Nachdem sie eine Kanne Kaffee ausgetrunken hatten,
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