Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Abschied von der Welt zu nehmen - Abschied von der Natur, Abschied von Freunden, Abschied von geliebten Menschen...
Wie sollte er es ertragen, Rosalind zu verlassen? Wenn er sie in den letzten Wochen seines Lebens bei sich haben könnte, würde er glücklich sterben. Nun ja, glücklich vielleicht nicht gerade, aber immerhin mit dem beruhigenden Wissen, nicht allein zu sein.
Die Vision war so verführerisch, daß er sie ernsthaft in Erwägung zog. Obwohl Rosalind sich nicht nach Reichtümern sehnte, würde sie vielleicht die Gelegenheit wahrnehmen, ihre Familie materiell abzusichern. Allerdings müßte sie dann einige qualvolle Wochen oder Monate bei einem Sterbenden ausharren...
Nein, sie sollte sein Siechtum nicht hautnah miterleben! Es war vernünftiger, auch von ihr Abschied zu nehmen, bevor seine Krankheit sich nicht mehr verheimlichen lassen würde.
Aloysius legte seinen Kopf zutraulich auf Stephens Schoß, und er kraulte den Hund hinter den Ohren. Er würde das Tier vermissen.
Er würde die ganze Fitzgerald-Theatertruppe schmerzlich vermissen...
Als Rosalind feststellte, daß Stephen nicht am Empfang im Schloß teilnahm, bat sie einen der Dienstboten um einen Korb, füllte ihn mit Delikatessen und ging durch den Park auf das Amphitheater zu. Die Stille und die kühle Nachtluft waren ihr nach der ausgelassenen Stimmung in der großen Halle sehr willkommen. Die Tradition, Aristokraten und Schauspieler zeitweilig zu vereinen, stammte aus dem Mittelalter und wurde auf Bourne Castle bis zum heutigen Tage gepflegt, was Rosalind dem Herzog von Candover hoch anrechnete, doch sie persönlich hatte wenig Freude an lärmenden Veranstaltungen dieser Art. Ihre Willenskraft zu erproben, wenn sie mit Stephen allein war, würde viel reizvoller sein.
Ihre Augen stellten sich auf das schwache Mondlicht ein, noch bevor sie die Planwagen erreichte, so daß ihr die Silhouette des Mannes, der an ein Rad gelehnt im Gras saß, sofort auffiel. Hippolytas Prachtrobe raffend, ließ sie sich anmutig neben ihm nieder. »Hallo, mein Theseus, ich dachte, du könntest hungrig oder durstig sein. Wie wär's mit einem Glas Champagner? «
»Gern. «
Seine Stimme klang müde - eine natürliche Reaktion auf die aufregende Vorstellung. Ein Glas Champagner würde ihm bestimmt guttun. Die Flasche war schon geöffnet, sie brauchte nur noch den Korken herauszuziehen und einzuschenken. »Auf einen sehr erfolgreichen Abend! «
Während sie von dem köstlichen Getränk nippten, betrachtete Rosalind sinnend das Schloß, das sich dunkel vom Nachthimmel abhob. »Bourne Castle ist wirklich malerisch... obwohl es wahrscheinlich in allen Räumen zieht. «
»Hättest du gern ein Schloß? « fragte Stephen. »Oder vielleicht eine ehemalige Abtei? «
»Gegen eine Abtei hätte ich nichts einzuwenden... aber nur, wenn die Kreuzgänge unversehrt sind, damit ich bei Regenwetter dort wandeln und meditieren kann. «
Stephen ging auf ihren scherzhaften Ton ein. »Soll ich dir eine Abtei mit unversehrten Kreuzgängen schenken? «
»Nicht nötig - eigentlich ist Meditation nicht gerade meine große Stärke. « Rosalind wurde plötzlich ernst. »Papa hat vorhin berichtet, er hätte einen Brief von Simon Kent erhalten. Der Mann will schon in vier Tagen bei uns sein. «
Stephen brauchte eine Minute, um sich von dem Schock zu erholen. »Ich werde aufbrechen, sobald er angekommen ist«, murmelte er schließlich.
Als sie erschauderte, zog er sie an sich, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Du brauchst uns nicht zu verlassen, nur weil Kent kommt. Es gäbe trotzdem Rollen für dich - ganz abgesehen davon, daß du ein guter Bühnenarbeiter und Kutscher bist. «
»Es wird Zeit für mich, Rose«, sagte er ruhig.
Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Halsgrube. Er war so warm, so nahe. Kaum zu glauben, daß er bald nicht mehr dasein würde. »Ich werde dich vermissen«, flüsterte sie.
Stephen küßte ihre Haare. »Ich dich auch. «
Rosalind hob den Kopf, und plötzlich küßten sie sich mit wilder Leidenschaft. Die samtene Nacht duftete nach Blumen und Champagner, und sie barg Geheimnisse, die das Tageslicht scheuten. Eng umschlungen sanken sie ins Gras.
Stephens Hand wölbte sich um eine Brust, strich über das Seidenkleid der Amazonenkönigin, glitt zu ihrem Unterleib hinab. Rosalinds Blut geriet in Wallung, und ihr Körper schrie förmlich nach Befriedigung. Doch ein Rest von Vernunft warnte sie wieder vor der völligen Hingabe, die zur Folge hätte,
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