Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Eltern waren darüber nicht besonders glücklich, aber sie konnten auch keine einleuchtenden Gründe gegen eine Eheschließung Vorbringen, und so heirateten Charles und ich nach knapp einjähriger Freundschaft. «
Sie bewegte sich ein wenig, und ein Sonnenstrahl fiel durch das dichte Laub auf ihr Haar, so daß es wie Gold, Bernstein und Sandelholz schimmerte. Sie sah nicht wie eine Frau aus, die noch um ihren Mann trauerte, sondern wie eine heidnische Erntegöttin - die personifizierte Verkörperung von Reife und Fruchtbarkeit. Stephen schluckte hart. »War Jordan ein schlechter Ehemann? «
»Nun, er hat mich nie geschlagen, aber er war ein unverbesserlicher Weiberheld. Beim ersten Mal hat mich das zutiefst schockiert, weil ich geglaubt hatte, alle Männer wären wie mein Vater, der nie eine andere Frau als Maria angeschaut hat. Doch Charles begnügte sich nicht mit Blicken... « Sie schnitt eine Grimasse. »Er hat mich sehr schnell von allen romantischen Illusionen kuriert, was vielleicht gar nicht schlecht war. «
Stephen stellte sich Rosalind als strahlende junge Braut vor. Sie hatte sich bestimmt bedingungslos mit Leib und Seele hingegeben - und dieses größte aller Geschenke auf ein egoistisches Schwein verschwendet! »Jordan muß ein Dummkopf gewesen sein, wenn er nicht begriff, was er besaß. «
»Ehrlich gesagt, war ich derselben Meinung«, stimmte Rosalind mit bitterem Humor zu, während sie ihre Haare wieder zu einem korrekten Nackenknoten zusammenfaßte. »Aber Charles pflegte nicht mit seinem Kopf zu denken, sondern mit... mit einem tiefer gelegenen Körperteil. «
Stephen lächelte trocken. »Das passiert Männern leider sehr häufig. Wie ist er gestorben? «
Sie starrte einen herrlichen blauen Eisvogel an, der mit lautem Platschen im Wasser untertauchte. »Wir waren drei Jahre verheiratet, als ihm ein Engagement an einem Dubliner Theater angeboten wurde. Er hielt das für eine großartige Chance und zog sofort nach Irland um. Eigentlich war vereinbart, daß ich nachkommen sollte, sobald er eine Wohnung gefunden hatte, aber das zögerte er unter den verschiedensten Ausreden immer wieder hinaus, und ein halbes Jahr später wurde er vom Ehemann einer Frau erschossen, die er verführt hatte. «
Stephen verzog das Gesicht. »Mein Gott, wie theatralisch! Und nicht einmal ein Drama, sondern eine billige Farce. «
Ein Lächeln spielte um Rosalinds Lippen. »Wie wahr! Ich trauerte um Charles, aber ich konnte ihm nie ganz verzeihen, daß er auf diese geschmacklose Weise ums Leben gekommen war. «
Das Schicksal verfluchend, das sie viel zu spät zusammengeführt hatte, stand Stephen auf und streckte ihr die Hand entgegen. »Wir sollten uns auf den Heimweg machen, Lady Caliban. Gibt es vielleicht eine Abkürzung, oder müssen wir wieder am Fluß entlang? «
Sie griff nach seiner Hand und sprang leichtfüßig auf. »Wenn wir dieses Feld überqueren, kommen wir auf eine Straße, die direkt in die Stadt führt. «
Er schob ihren Arm unter seinem Ellbogen hindurch, weil es förmlicher war als ein Spaziergang Hand in Hand. Trotzdem stellte ihre Nähe seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe.
Als sie die ruhige Landstraße erreichten, plauderten sie scheinbar unbefangen über die bevorstehende Aufführung, doch obwohl Rosalind Heiterkeit vortäuschte, war ihr schmerzhaft bewußt, daß dieser goldene Nachmittag so unaufhaltsam verrann wie die Körner einer Sanduhr. Und eine Wiederholung würde es nicht geben, weil es viel zu riskant wäre.
Hinter einer Kurve stand ein offener Pferdewagen mitten auf der Straße, und der Kutscher diskutierte hitzig mit einem Reiter. Bestürzt über die wütenden Stimmen, runzelte Rosalind die Stirn. »Das hört sich ja fast nach Mord und Totschlag an! «
Aus dem Wagen erscholl der schrille Schrei einer Frau. »Verdammt, was ist denn da los? « Stephen ließ Rosalinds Arm los und eilte zum Schauplatz des Geschehens. »Ist hier jemand verletzt? «
Der Kutscher, ein kräftiger Mann mit harten Gesichtszügen, zuckte mit den Achseln. »Das Luder behauptet, Wehen zu haben. « Er drehte sich um und knurrte über die Schulter hinweg: »Du gibst jetzt keinen Mucks mehr von dir, Mädchen, bis ich dich aus der Gemeinde Cowley raus habe! «
Der Reiter rief aufgeregt: »Ich hab' Ihnen doch schon gesagt, daß ich Sie nicht passieren lasse! Die Einwohner von Whitcombe haben mit diesem Bastard nichts zu schaffen. «
Stephens Miene verdüsterte sich, und er fluchte leise vor sich
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