Fallen Angel 07 Tanz der Rose
kletterte in den Wagen und kniete neben dem Mädchen nieder. Rosalind atmete erleichtert auf. Seine Nähe schenkte ihr neue Zuversicht, daß alles gutgehen würde.
»Wie heißt du, meine Liebe? « Seine sanfte Stimme stand in krassem Gegensatz zu der Art und Weise, wie er mit den beiden Männern gesprochen hatte.
»Ellie, Sir... Ellie Werden. «
»Nun, Ellie, es sieht ganz danach aus, als würdest du jeden Moment Mutter werden. Ist es dein erstes Kind? «
Sie nickte.
»Dann bist du verständlicherweise sehr nervös, aber mach dir keine Sorgen. Frauen bringen seit Anbeginn der Zeiten Kinder zur Welt. « Er wischte ihr mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Wir wissen, was zu tun ist, du brauchst also keine Angst zu haben. «
Rosalind schaute auf und schüttelte erschrocken den Kopf, um anzudeuten, daß sie keine Ahnung von Geburtshilfe hatte. Stephen nickte ihr beruhigend zu.
Ellie umklammerte ihre Hand und schrie wieder auf.
»Die Wehen kommen so dicht hintereinander, daß es nicht mehr lange dauern wird«, sagte Stephen ganz gelassen. Er gab Rosalind sein Taschentuch und flüsterte: »Lenk sie ab«, bevor er den Körper des Mädchens behutsam in die richtige Position brachte.
Rosalind tat, wie ihr geheißen. »Hast du immer in Cowley gelebt? «
»Ich bin in Norfolk geboren worden, aber mein Vater hat uns vor zehn Jahren hierhergebracht«, stammelte Ellie. »Er war Schreiner und hatte einen guten Arbeitsplatz. Er kaufte uns ein kleines Haus und richtete es hübsch her, doch als er vor drei Jahren starb, hatten wir kein Geld, und weil wir in dieser Gegend keine Verwandten haben, mußte meine Mutter die Gemeinde um Unterstützung bitten, weil wir sonst verhungert wären. « Von einer weiteren Wehe überwältigt, schloß sie die Augen, und ihre Finger verkrampften sich um Rosalinds Hand, aber es gelang ihr, einen Schrei zu unterdrücken. Als sie wieder sprechen konnte, war ihrer leisen Stimme tiefe Verbitterung anzuhören: »Die Gemeindevertreter sagten, wir müßten alles von Wert verkaufen, um die Unkosten zu decken. Als meine Mutter im Sterben lag, nahmen sie ihr sogar das Federbett weg und verkauften es, und nach ihrem Tod nahmen sie mir das Haus weg. Und jetzt schieben sie mich und mein Baby einfach ab! «
Wie konnten Menschen, die sich selbst als fromme Christen bezeichneten, nur so abscheulich handeln? Rosalind konnte sich nicht daran erinnern, daß Thomas Fitzgerald jemals eine Kirche betreten hatte, aber seine Hilfsbereitschaft und Güte übertraf die solcher engherziger Heuchler um ein Tausendfaches! Mühsam verdrängte sie ihren Zorn, weil es zur Zeit wichtiger war, sich um praktische Dinge zu kümmern. »Kann der Vater deines Kindes dir helfen, Ellie? «
Das Mädchen schüttelte traurig den Kopf. »Danny und ich wollten heiraten, aber weil es hier keine Arbeitsplätze gab, ist er nach Wales gegangen und hat in einem Schiefersteinbruch geschuftet. Einen Tag bevor er zur Hochzeit hierher zurückkommen wollte, ist er bei einem Unfall ums Leben gekommen. « Sie schluchzte leise auf. »Wir... wir haben nur ein einziges Mal miteinander geschlafen. Er wußte gar nicht, daß er Vater werden würde. «
»Du hast viel Schlimmes durchgemacht, aber das ist jetzt vorbei«, sagte Stephen tröstend. »Bald wirst du dein Kind in den Armen halten. «
Ellie entspannte sich ein wenig, doch bei der nächsten Wehe stöhnte sie verzweifelt: »O mein Gott, ich sterbe! «
»Nein, du stirbst nicht«, erwiderte Stephen energisch. »Es tut höllisch weh, doch das ist ganz normal, und du wirst es gleich hinter dir haben. Ich verspreche dir, daß alles in Ordnung ist. «
Rosalind beschränkte sich in den nächsten Minuten darauf, Ellies Hand zu halten und beruhigend auf sie einzureden. Sie verarztete zwar seit Jahren die ganze Truppe, aber Fieber und kleinere Verletzungen waren etwas ganz anderes als eine Geburt, und sie befürchtete, ohnmächtig zu werden, wenn sie den Prozeß beobachtete.
Ellie stieß einen letzten gepeinigten Schrei aus. Dann trat Stille ein, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Neugeborene den ersten verstörten Schrei von sich gab. »Gut gemacht, Ellie! « rief Stephen triumphierend. »Du hast einen hübschen kleinen Jungen. «
Rosalind schaute auf. Das strampelnde Baby sah in seinen großen Händen winzig aus, aber sie konnte nur darüber staunen, wie behutsam er es mit Heu säuberte und wie geschickt er die Nabelschnur durchtrennte. Dann lächelte er dem Mädchen
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