Fallen Angels 01 - Die Ankunft
zu sagen, marschierte er mit sprichwörtlich gezogenen Kanonen durch die Tür.
Bullen.
Im Eingangsbereich seiner Wohnung standen vier Polizisten, und sie alle wandten ihm gleichzeitig die Köpfe zu.
Ach du große Scheiße, jetzt war es passiert. Die ganzen Bestechungen von städtischen Beamten, die ganzen Mogeleien, die ganzen hinterzogenen Steuern … waren schließlich aufgeflogen.
»Kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«, fragte er, ganz Pokerface.
»Er ist hier«, rief einer.
Neugierig, wie viele von der Sorte sich noch in seinem Arbeitszimmer versteckten, schweifte sein Blick über das Wohnzimmer …
Leise fluchend, taumelte er ein paar Schritte nach vorn und musste sich im geschnitzten Türrahmen festhalten. Der Raum sah aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt, die Möbel lagen kreuz und quer herum, Gemälde hingen schief, Schnapsflaschen waren zerschmettert.
»Wo ist Devina?«, fragte er.
»Im Krankenhaus«, antwortete jemand.
»Sie ist wo ?«
»Krankenhaus.«
Er wandte sich demjenigen zu, der das gesagt hatte. Ein Polizist mit einer Statur wie eine Bulldogge, der dank seines gnadenlosen Gesichtsausdrucks auch wie eine aussah.
»Geht es ihr gut? Was ist passiert?« Vin schielte nach den Handschellen, die gerade vom Gürtel des Beamten gelöst wurden. »Wozu brauchen Sie die denn?«
»Ich verhafte Sie wegen Körperverletzung. Bitte strecken Sie die Hände aus.«
»Bitte was?«
»Ich verhafte Sie wegen Körperverletzung.« Der Polizist wartete nicht auf ein Entgegenkommen, sondern schnappte sich Vins rechtes Handgelenk und legte das Metall darauf. Eine kurze Drehung, ein Klick, und Vin war gefesselt. »Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt während des Verhörs. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können«, an dieser Stelle wurde die Stimme ironisch, »wird Ihnen einer gestellt. Verstehen Sie diese Rechte, wie ich Sie Ihnen erläutert habe?«
»Ich war seit heute Nachmittag nicht hier! Und als ich Devina zuletzt gesehen habe, wollte sie gerade …«
»Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«
»Ich war das nicht!«
»Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«
Vin war schon seit Jahren nicht mehr verhaftet worden, aber das war wie beschissenes Fahrradfahren - man verlernte es nicht. Bis auf einen maßgeblichen Unterschied: Früher hatte er ganz genau gewusst, wofür er in Haft genommen wurde, weil er die Verbrechen auch tatsächlich begangen hatte.
»Eins müssen Sie mir erklären.« Er drehte sich zu dem Beamten um. »Warum glauben Sie, dass ich das war?«
»Weil das Opfer das ausgesagt hat, und den aufgeschlagenen Knöcheln Ihrer rechten Hand nach zu urteilen, waren Sie vor kurzem in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt.«
Devina … hatte gelogen. Und zwar gewaltig.
»Ich habe sie nicht geschlagen. Noch nie. Ich hatte keinen Grund dazu.«
»Ach nein? Sie wollen mir erzählen, dass Sie nicht ausgerastet sind, als sie Ihnen erzählt hat, dass sie mit Ihrem Kumpel geschlafen hat? Schwer zu glauben.«
»Meinem Kumpel?«
»Jetzt verschwinden Sie erst mal hinter Gittern. Und dann dürfen Sie Ihren Anwalt anrufen.« Der Polizist sah sich in dem verwüsteten Wohnzimmer um, das selbst in seinem total demolierten Zustand noch teuer aussah. »Irgendwas sagt mir, dass Sie keinen Pflichtverteidiger brauchen werden.«
Fünfundzwanzig
Am Samstag wachte Jim auf der Seite liegend auf, Hund an ihn gekuschelt, im Hintergrund lief der Fernseher ohne Ton.
Das mit dem auf der Seite Liegen und dem Fernseher war Standard. Der Hund allerdings war eine nette Zugabe. Warm, freundlich, und aus irgendeinem Grund roch er nach Sommerluft. Die einzigen Momente, in denen er für Unruhe sorgte, waren, wenn er träumte und seine kleinen Pfoten zuckten, der Kiefer mahlte und hin und wieder ein gedämpftes Knurren oder »Wuff« aus seiner Schnauze drang.
Es hätte Jim wirklich mal interessiert, wovon das Tier träumte. In jedem Fall hatte es etwas mit Rennen zu tun, der ganzen Beinarbeit nach zu urteilen, aber hoffentlich, weil es selbst etwas jagte, und nicht umgekehrt.
Jim reckte den Hals und überprüfte das Fernsehprogramm. Lokalnachrichten. Die beinahe schön zu nennende, blonde Sprecherin, die offenbar für die Morgennachrichten am Wochenende zuständig war, informierte über alle möglichen Ereignisse, links von ihrem Kopf tauchten wechselnde Bilder auf, ab und zu verschwand sie kurz komplett hinter
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