Fallen Angels 01 - Die Ankunft
eingespielten Bildberichten. Elternbeiratswahlen. Schlaglöcher auf Caldwells Straßen. Hilfsprogramme für gefährdete Jugendliche. Und dann blitzte ein wohlbekanntes Foto neben ihrem Kopf auf: Vin.
Jim schoss hoch, schnappte sich die Fernbedienung, stellte den Ton an … und konnte nicht fassen, was er da hörte.
Vin verhaftet, weil er seine Freundin geschlagen hatte. Baldige Bekanntgabe der Kaution. Devina zur Beobachtung im Krankenhaus.
»Und es gab einen weiteren brutalen Überfall in der Innenstadt«, fuhr die Sprecherin fort. »Robert Belthower, 36, wurde kurz nach Mitternacht in einer kleinen Straße unweit des Fundorts der beiden Leichen vom Freitagabend entdeckt. Momentan liegt er im Krankenhaus St. Francis, sein Zustand ist kritisch. Bisher gibt es keine Verdächtigen in diesem Fall, Polizeichef Sal Funuccio rief die Bürger in einer Stellungnahme dringend zur Vorsicht auf …«
Jim streichelte den Rücken des Hundes. Ach du große Scheiße … Vin diPietro hatte bestimmt vieles auf dem Kerbholz, aber Frauen schlagen? Das passte nicht zu ihm, erst recht nicht, nachdem er sich diese beiden College-Jungs geschnappt hatte, weil sie Marie-Terese belästigt hatten …
Und noch ein Gewaltopfer in der Nähe des Iron Mask? Wobei die beiden Verbrechen nicht unbedingt in Zusammenhang stehen mussten …
Wie auf Stichwort, weil dieser Mist allein ja noch nicht ausreichte, klingelte sein Handy.
Ohne hinzusehen, nahm Jim das Gerät vom Nachttisch - ein kleiner Trick, den er beherrschte, weil er früher viel im Stockdunklen gearbeitet hatte. Erstaunlich, wie Klang die Sicht ersetzen konnte.
»Guten Morgen, Sonnenschein«, sagte er, ohne erst aufs Display zu schauen.
Die Stimme seines alten Chefs war ungefähr so fröhlich, wie Jim sich fühlte. »Sie existiert nicht.«
Jims Hand krampfte sich um den Hörer, obwohl ihn das Gehörte nicht sonderlich überraschte. »Hast du nichts finden können?«
»Das habe ich nicht gesagt. Aber Marie-Terese Boudreau ist eine Identität, die ein Kerl in Las Vegas zusammengebraut hat. Soweit ich das beurteilen kann, wurde sie erstmals vor fünf Jahren gebastelt und anfangs von einer Frau benutzt, die später in Venezuela gelandet ist. Dann hat dein Mädel die Unterlagen vorletztes Jahr gekauft, ist nach Osten gezogen und hat sich in Caldwell, New York, niedergelassen. Die Adresse lautet 189 Fern Avenue. Handy hat sie auch.« Die Ziffern kullerten von der Zunge seines Chefs und in Jims messerscharfes Gedächtnis hinein. »Steuern wurden abgeführt über einen Laden namens ZeroSum, und Ende letzten Jahres dann ungefähr einen Monat lang über das Iron Mask. Beschäftigung laut Unterlagen beide Male Tänzerin. Ein Unterhaltsberechtigter.«
»Und wer ist sie wirklich?«
Pause. »Tja, das möchtest du wohl gern wissen.«
Die Zufriedenheit in der tiefen Stimme war genau, was man lieber nicht hören wollte: Sie bedeutete, dass man in einem Schraubstock festklemmte und jemand mit einer extrem ausgeprägten sadistischen Ader die Hand auf der Kurbel hatte.
Jim schloss die Augen. »Ich komme nicht zurück. Das hab ich dir gesagt, als ich gegangen bin. Ich bin raus.«
»Komm schon, Zacharias, du weißt doch, wie es läuft. Ein Zettel am Zeh ist der einzige Weg, uns ein für alle Mal loszuwerden. Ich hab dir einen kleinen Urlaub gegönnt, weil du nicht mehr lange durchgehalten hättest. Aber denk dir nur - du klingst jetzt schon sooooo viel besser.«
Jim widerstand dem Drang, die Faust gegen die Wand zu donnern. »Kannst du nicht ein einziges Mal in deinem elenden, gottverlassenen Leben etwas tun, ohne eine Gegenleistung zu verlangen? Versuch’s doch einfach mal. Vielleicht gefällt es dir ja. Von mir aus könntest du auf der Stelle damit anfangen.«
»Tut mir leid. Alles ist ein Geschäft.«
»Hat dein Vater dir den Anstand aus dem Leib geprügelt, oder wurdest du einfach als Arschloch geboren?«
»Du könntest ihn fragen, aber er ist seit Jahren tot. Der Ärmste ist einer meiner Kugeln in die Quere gekommen. Wirklich verdammt schade.«
Jim biss sich auf die Lippe und spannte jeden einzelnen Muskel in Kiefer und Hals an. »Bitte … ich muss mehr über sie erfahren. Sag es mir einfach. Es ist wichtig.«
Selbstverständlich war Matthias, der Drecksack, durch »Bitte-bitte« nicht zu erweichen. »Der ›Gefallen‹, den ich dir angeblich schulde, reicht nur bis zu einem gewissen Punkt. Ab da musst du dir den Rest schon verdienen. Liegt ganz bei dir. Und ehe du fragst: Der
Weitere Kostenlose Bücher