Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Mund.
»Sieht aus, als wärst du verschaukelt worden, Kumpel.« Mit ein paar Salatblättern ging Vin zum Spülbecken. »Lass mich raten: Sie hat dir ihr Herz ausgeschüttet, du hast eine verletzliche Frau gesehen, die sich mit einem blöden Macho eingelassen hat, du hast sie geküsst … Vielleicht hast du noch nicht mal geglaubt, dass du es bis zum Letzten durchziehen würdest.«
»Ich konnte nicht fassen, wie sich das Ganze danach entwickelt hat.«
»Du hattest Mitleid mit ihr, aber du warst auch von ihr angezogen.« Vin stellte das Wasser ab und schüttelte die Blätter aus. »Du wolltest ihr etwas Gutes tun.«
Jims Stimme wurde leiser. »Genau so ist es abgelaufen.«
»Willst du wissen, was sie bei mir abgezogen hat?«
»Ja.«
Jetzt breitete Vin das Roastbeef, so dünn geschnitten wie Papier, auf den Brotscheiben aus. »Ich war bei der Eröffnung einer Galerie. Sie war allein dort, in einem Kleid, das hinten bis fast runter auf das Gesäß ausgeschnitten war. An der Decke waren so Lampen installiert, die auf die ausgestellten Gemälde gerichtet waren, und als ich reinkam, sah ich sie vor dem Chagall stehen, wegen dem ich gekommen war, und das Licht traf genau auf die Haut ihres Rückens. Der Wahnsinn.« Er schichtete verstümmelte Tomatenscheiben und einige Salatblätter auf das Roastbeef und klappte die Sandwiches zu. »Noch mal durchschneiden?«
»Nein, geht so.«
Er reichte Jim sein Sandwich und schnitt sein eigenes in zwei Hälften. »Während der Auktion saß sie dann vor mir, und ich roch die ganze Zeit über ihr Parfüm. Ich habe einen Arsch voll Geld für den Chagall gezahlt, und ich werde niemals vergessen, wie sie mich über die Schulter hinweg ansah, als der Hammer herabsauste. Ihr Lächeln war genau, wie ich es zu der Zeit gern im Gesicht einer Frau sah.« Vin nahm einen Bissen und erinnerte sich beim Kauen lebhaft an den Abend. »Damals mochte ich es dreckig, Porno-Style. Und ihre Augen verrieten mir, dass sie mit so was kein Problem hatte. An dem Abend kam sie mit zu mir, und ich hab sie gleich hier auf dem Fußboden gefickt. Dann auf der Treppe. Und schließlich im Bett. Zweimal. Sie hat mich alles mit ihr machen lassen, und es hat ihr gefallen.«
Jim blinzelte und hörte auf zu kauen, als versuchte er, das Rosamunde-Pilcher-Märchen, das ihm aufgetischt worden war, mit der Playboy-Mansion-Version in Einklang zu bringen, die Vin erlebt hatte.
»Sie war«, Vin beugte sich zur Seite und riss zwei Papierhandtücher ab, »genau, wie ich sie mir gewünscht hatte.« Eine der Servietten reichte er Jim. »Geschäftlich ließ sie mich machen, was ich wollte, meckerte nicht, wenn ich mal ohne Vorankündigung eine Woche lang weg war. Sie kam mit, wenn ich es wollte, und blieb zu Hause, wenn nicht. Sie war wie … eine Spiegelung meiner Wünsche.«
»Oder - in meinem Fall - meiner Schwachstelle.« Jim wischte sich den Mund ab.
»Ganz genau.«
Sie aßen ihre Sandwiches auf, und Vin machte noch zwei, und während sie die zweite Runde verschlangen, schwiegen sie weitgehend, als erinnerten sich beide an ihre Zeit mit Devina … und fragten sich, wie sie so leicht zu täuschen gewesen waren.
Vin durchbrach schließlich die Stille. »Angeblich haben die ein Video von mir. Wie ich gestern Abend gegen zehn mit dem Aufzug hochfahre. Der Pförtner behauptet, er hätte mein Gesicht genau erkannt, aber das kann nicht sein. Wer auch immer das war - ich war’s nicht.«
»Ich glaube dir.«
»Dann bist du der Einzige.«
Das Brot auf halbem Wege zum Mund anhaltend, meinte Jim: »Ich weiß nicht genau, wie ich das sagen soll.«
»Kniffliger, als mir zu erzählen, dass du meine Exfreundin genagelt hast, kann es ja wohl kaum sein.«
»O doch.«
Vin verharrte ebenfalls mitten im Abbeißen, Jims Gesichtsausdruck gefiel ihm gar nicht. »Was?«
Doch sein Kumpel ließ sich Zeit, aß sogar erst sein verdammtes Sandwich auf. Endlich lachte er kurz auf. »Ich hab keine Ahnung, wie ich das überhaupt beschreiben soll.«
»Hallo-ho! Jetzt reiß dich mal zusammen, du Schlappschwanz.«
»Na schön. Du hast es so gewollt. Deine Exfreundin wirft keinen Schatten.«
Jetzt war es Vin, der lachte. »Ist das so eine Art Armee-Kauderwelsch?«
»Willst du wissen, warum ich dir glaube, dass du das gestern Abend im Aufzug nicht gewesen bist? Du hast es selbst schon gesagt. Devina ist eine Spiegelung, eine Fata Morgana … sie existiert nicht, und sie ist mega-gefährlich, und ja, ich weiß, dass das schwachsinnig klingt, aber
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