Fallen Angels 01 - Die Ankunft
wurden Adrians Augen uralt. Einfach nur uralt. »Wir müssen jede Waffe nutzen, die wir haben. Und seien wir mal ehrlich: Was ich mit ihr machen kann, ist so ungefähr das Beste, was wir zur Verfügung haben.«
Ja, und Jim hätte wetten mögen, dass es dabei nicht um eine Pediküre ging.
Als die Einzelheiten für die Schlacht der kommenden Nacht besprochen wurden, wusste Jim, dass er langsam wieder ernsthaft ins Spiel kommen musste. Dieses benommene, tatenlose Sich-Treiben-Lassen musste ein Ende haben, und zwar nicht nur, weil sie kurz vor einem Feindkontakt standen. Bisher hatte er immer gedacht, »gefallener Engel« hieße »ewiges Leben«, aber das war eindeutig nicht der Fall - und wenn er Eddie und Adrian verlöre, bevor er sich noch mehr Grundkenntnisse angeeignet hatte, säße er ganz schön in der Tinte.
Ungefähr zehn Minuten später machte sich Jim mit den beiden anderen Jungs im Aufzug auf den Weg aus dem Commodore. Der Pick-up stand nur einen Block entfernt, und der kurze Marsch durch die kalte Luft half etwas.
»Erster Halt: Supermarkt«, verkündete Adrian, als er sich ans Steuer setzte.
Jim und Eddie quetschten sich neben ihn ins Führerhaus und schlugen die Tür zu. »Ich muss den Hund noch mal vor die Tür lassen, wenn wir die ganze Nacht unterwegs sind.«
»Ich hab sowieso meine Maschine noch bei dir stehen.« Adrian sah in den Seitenspiegel und fuhr los.
Unterwegs dachte Jim über die beiden Männer nach, mit denen er im Wagen saß, und fragte sich, was für Tricks sie wohl so auf Lager hatten - abgesehen davon, dass sie ganz offensichtlich selbst entscheiden konnten, wann und von wem sie gesehen wurden. Und dass Schlösser und Türen und Ketten für sie kein Hindernis darstellten, was er nicht nur in Devinas Loft gesehen hatte, sondern auch in Vins Wohnung …
Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
Um Eddies breite Brust herum sah er Adrian an. »An dem Abend, als wir drei in der Disco waren … Donnerstag. Warum hast du mich auf Devina aufmerksam gemacht? Warum wolltest du unbedingt, dass ich sie flachlege?«
Adrian hielt an einer roten Ampel und schielte kurz nach rechts … nur um den Blick ganz schnell wieder auf die Windschutzscheibe zu richten.
»Warum, Adrian.« Das kam jetzt schon mehr als Knurren denn als Frage heraus.
Ganz langsam rieb die breite Pranke des Angesprochenen über das Lenkrad. »Ich hab dir schon gesagt, ich wollte nicht mit dir zusammenarbeiten.«
»Du kanntest mich doch überhaupt nicht.«
»Und ich wollte nicht mit dir zusammenarbeiten, und ich mochte dich nicht, und ich bin ein Arschloch.« Rasch hielt er einen Zeigefinger hoch, das internationale Zeichen für »Immer mit der Ruhe«. »Aber ich habe mich entschuldigt. Weißt du noch?«
Jim lehnte sich zurück. »Du hast mich reingelegt. Du hast mich ihr praktisch auf einem Tablett serviert.«
»Also, ich war es nicht, der ihr auf den Parkplatz gefolgt ist. Ich war es nicht, der sie gevögelt …«
»Ohne dich hätte ich sie doch gar nicht bemerkt!«
»Wovon zum Teufel redest du überhaupt? Es ist doch völlig ausgeschlossen, jemanden wie sie nicht zu …«
»Klappe jetzt. Beide.« Eddie löste seine vor der Brust verschränkten Arme, um, falls es nötig würde, gewaltsam einzugreifen. »Schnee von gestern. Lass gut sein, Jim.«
Jim knirschte mit den Zähnen. Mann, das hier war genau wie bei Matthias’ Haifischbande. Selbst die Leute, mit denen man zusammenarbeitete, die eigentlich auf derselben Seite stehen sollten, lieferten einen ohne mit der Wimper zu zucken ans Messer.
»Erklär mir mal was, Eddie«, zischte er.
»Was denn?«
»Diese Bindung, von der du gesprochen hast. Ist Sex eine der Methoden, mit denen Devina sich an Leute bindet?« Da er keine Antwort bekam, hakte er nach: »Ist das so? Ja?«
»Ja«, entgegnete Eddie endlich.
»Du bist ein Wichser, Adrian«, sagte Jim laut und hart. »Du bist echt ein Wichser.«
Mit einem Ruck riss Adrian das Steuer nach rechts und trat auf die Bremse. Mitten in dem ganzen Gehupe und Gefluche der anderen Autofahrer stieg er aus und marschierte um die Motorhaube herum, den Ausdruck eines Mannes auf dem Gesicht, der eine Kettensäge in der Hand hält.
Er zerrte Jims Tür auf. »Aussteigen, wir klären das jetzt.«
Das brachte bei Jim das Fass endgültig zum Überlaufen. Erst dieses tote, unschuldige Mädchen, dann die Furcht in Marie-Tereses Miene und Adrians ständige Aggression … und dann auch noch die Erkenntnis, dass eine Dämonin sich auf seine
Weitere Kostenlose Bücher