Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Kajal. Aber statt im Kaftan zu stecken, mit Perücke und runzligem Gesicht, stand sie da in einem engen Ganzkörperanzug und sah aus wie dem Playboy entsprungen.
Er hatte sie begehrt. Und sie wusste es.
Ein Widerhall dieses Erlebnisses durchströmte ihn, und er schüttelte sich, um wieder in die Gegenwart zurückzufinden. »Ich erklärte ihr, was ich wollte, und sie schien mich sofort zu verstehen. Sie gab mir eine schwarze Kerze und wies mich an, nach Hause zu gehen und sie auf dem Herd zu schmelzen. Dann sollte ich den Docht aus dem flüssigen Wachs ziehen und zur Seite legen und …« Er schielte zu Marie-Terese, wie gern hätte er eine andere Geschichte zu erzählen gehabt. »Ich sollte mir ein paar Haare abschneiden und zusammen mit ein paar Tropfen Blut und … äh … noch etwas anderem …«
An sich war Vin überhaupt nicht der Typ, der herumstammelte oder stotterte. Aber vor Publikum, und darüber hinaus vor einer Frau, mit der er sein Leben teilen wollte, zuzugeben, dass er sich damals auch noch einen runterholen musste, ging ihm nicht gerade leicht über die Lippen.
»Ja, schon verstanden«, rettete Eddie ihm den Arsch. »Und was dann?«
»Das Ganze sollte ich also abkühlen lassen und dann wieder um den Docht kneten. Anschließend mich ausziehen. Einen Kreis aus Salz ziehen. Äh …« Er runzelte die Stirn. Seltsam, der erste Teil stand ihm so klar vor Augen; was genau danach gekommen war, nicht mehr. »Von da an ist meine Erinnerung verschwommen … Ich glaube, ich habe mich noch mal geschnitten und Blut in die Mitte des Kreises geträufelt. Dann habe ich mich hingelegt. Die Kerze angezündet. Ein paar Worte gesprochen - an die kann ich mich aber nicht mehr so genau erinnern. Etwas im Sinne von … ach, ich weiß nicht, Dinge herbeirufen, die einem eine Last abnehmen oder so einen Quatsch.«
»Was übrigens Blödsinn war«, sagte Eddie schroff. »Und was ist dann passiert?«
»Ich … weiß es nicht mehr so genau. Ich glaube, ich bin einfach eingeschlafen oder so was, denn ich wachte ungefähr eine Stunde später wieder auf.«
Eddie sah ihn finster an. »Ja, das ist ein Besessenheitsritus. In dem Wachs der Kerze, die sie dir gegeben hat, waren Teile von ihr selbst. Du hast deine Hälfte dazugemischt, und so wurde die Tür geöffnet.«
»Willst du damit sagen … das war Devina?«
»Sie kommt in vielen Gestalten daher. Mann, Frau. Sie kann eine Erwachsene oder auch ein Kind sein.«
»Wir glauben nicht, dass sie sich in Tiere oder unbelebte Gegenstände verwandelt«, mischte sich jetzt auch Adrian ein. »Aber die Schlampe hat Tricks auf Lager. Und was für welche. Besteht irgendwie die Möglichkeit, Zugang zu dem Haus zu bekommen? Oder müssten wir einbrechen?«
»Offen gestanden, besitze ich es noch.«
Die beiden großen Männer atmeten tief durch. »Gut«, sagte Eddie dann. »Wir werden dorthin müssen und versuchen, sie aus dir zu vertreiben. Wenn wir an den Ort zurückkehren, an dem das Ritual vollzogen wurde, haben wir eine höhere Chance auf Erfolg.«
»Außerdem müssen wir deinen Ring zurückholen«, ergänzte Adrian.
»Den Diamantring?«, fragte Vin. »Warum denn das?«
»Das gehört mit zu der Bindung. Jim sagte, die Fassung sei aus Platin?«
»Natürlich.«
»Na, da haben wir’s ja. Edelmetall und ein Geschenk von dir an sie.«
»Eigentlich habe ich ihn ihr nicht so richtig geschenkt. Sie hat ihn gefunden.«
»Trotzdem hast du ihn für sie gekauft. Deine Gedanken und Gefühle zum Zeitpunkt des Erwerbs sind in das Metall eingebettet. Die Absicht ist gestaltend.«
Vin nahm die Hände von der Scheibe und stellte sich gerade hin. Still beobachtete er, wie die Fingerabdrücke von dem glatten, kühlen Glas wieder verschwanden. »Du sagtest, sie stiehlt Seelen. Heißt das, sie wird mich töten wollen?«
Eddies Stimme war leise, als er antwortete: »Aber wir können versuchen, das zu verhindern.«
Vin drehte sich zu Marie-Terese um. Niedergeschlagen lehnte sie im Türbogen, und er ging zu ihr und zog sie an sich. Als sie einander umarmten, war er verwundert und abermals dankbar, dass sie ihn immer noch akzeptierte … obwohl gerade eine weitere Haut der Zwiebel abgeschält worden war.
»Wie können wir dafür sorgen, dass Marie-Terese nichts passiert?«, fragte er. »Kann sie irgendetwas tun, um sich selbst zu schützen? Denn Devina hat uns gerade hier zusammen erwischt.«
Während die Männer noch über eine Antwort nachdachten, hob Marie-Terese den Blick und wandte sich an
Weitere Kostenlose Bücher