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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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übergehen. Schneller, als man meint.
    Wie um alles in der Welt konnte ich mir das antun, fragte ich mich. Ich muss den Verstand verloren haben.
    »Sagen Sie mal, kann das sein, dass Ihre Haut einen Gelbstich hat?«, wollte Menden wissen. »Und was ist mit Ihren Pupillen passiert? Wo sind die hin?«
    »Wieder an der Nadel, ich sag's doch«, bemerkte Hufschmidt abfällig. »Einmal Junkie, immer Junkie.«
    »Hm«, brummte Menden und schüttelte den Kopf. »Dazu ist er mir nicht dicht genug.«
    »Ja, kriegt ihr euch bald mal wieder ein?«, fragte ich, ganz Entrüstung. »Ich bin zurzeit auf dieser neuartigen Möhrendiät, die habe ich aus einer Frauenzeitschrift, und zu viel Karotin macht einen nun mal ein bisschen gelb, und das mit meinen Augen kann ich auch erklären .«
    »Sie lügen«, stellte Menden fest, erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und ging die zwei Schritte zum Fenster, nachsehen, ob sein Hof noch da war.
    ». Ich war das Wochenende über mit ein paar befreundeten Höhlenforschern im Sauerland, in der Attahöhle, und die Pupillen reagieren anschließend ein paar Tage lang auf das viele Licht .«
    »Sie lügen routiniert und vollautomatisch, doch das interessiert mich hier im Moment kein bisschen.«
    »Gut«, fand ich. »Können wir dann allmählich mal zum Geschäftlichen übergehen? Wie war das noch, mit der mehr als angemessenen Dotierung?«
    »Was mich interessiert, ist, wie fit sind Sie wirklich? Würden Sie es sich, sagen wir, zutrauen, einen Berg zu besteigen? Mit Gepäck?«
    Hufschmidt schnaubte verächtlich.
    »Alles eine Frage der Dotierung«, beharrte ich. »Wie mehr als angemessen ist sie?«
    Menden fuhr wieder zu mir herum. »Erst mal will ich eine Antwort«, bellte er. Täuschte ich mich, oder begann sein eines Auge wieder zu schwellen? Ich sah rasch zu Hufschmidt, doch der schien nichts zu bemerken. »Halten Sie sich für fit genug für so eine Aufgabe?«
    Einen Berg besteigen? War das eine Fangfrage? Saß ich hier wirklich im Präsidium an der Von-Bock-Straße, in Mülheim, Perle des Ruhrgebiets, der nächste einigermaßen ernst zu nehmende Berg gut und gerne zweihundert Kilometer Luftlinie entfernt, und nahm an diesem wahnwitzigen Gespräch teil, oder würde mich gleich jemand an der Schulter rütteln, gar nicht mal so selten jemand mit dem Kopf, den Zähnen oder auch nur dem Atem einer Aas fressenden Echse, und mir erklären, die letzte Vorstellung sei zu Ende oder die Kneipe schließe jetzt, der Zug sei an der Endstation angekommen, ein Einkaufszentrum wäre nun mal kein Nachtasyl, oder was auch immer, und mich weiterschicken?
    »Ich will offen mit Ihnen sein, Kryszinski, auch wenn ich nicht weiß, warum ich das sollte. Die Sache ist die: Die Oberaufsicht für das ganze Unternehmen hat speziell und namentlich und ausdrücklich nach Ihren Diensten verlangt. Also? Meinen Sie, Sie wären in der körperlichen Verfassung für solch eine Aufgabe?«
    »Vergessen Sie's, Chef. Der kommt doch kaum die Treppen hoch.«
    »Klar doch«, antwortete ich, leichthin, aus der einfachen Erkenntnis heraus, dass man, solange man sich nicht sicher ist, besser jede Situation so behandelt, als wäre sie real. »Wie hoch hinaus soll's denn gehen?«
    Rauch. Trübes Licht. Knistern. Und Rauch. Meine Küche brennt! Wie eine Wand, der Rauch. Er rollt auf mich zu, langsam, wabert hin und her dabei, es ist fast wie ein träges Tänzeln, wie ein Wiegen in den Hüften . als urplötzlich zwei
    Hände herauswachsen aus dem Qualm, zwei Pranken, die hervorschnellen, nach meiner Kehle grapschen . Ich versuche, mich zu wehren, doch das Beil trifft ins Leere .
    »Weia«, kommt es vom Küchentisch. Scuzzis Stimme.
    »Du solltest dich mal sehen«, meint er und wedelt den Qualm von seinem Joint ein bisschen beiseite. Hockt da, bequem zurückgelehnt, Füße auf dem Tisch, und betrachtet mich kopfschüttelnd. »Zum Gruseln«, findet er. »Wen oder was, glaubst du, hast du da gerade pantomimisch in Stücke gehackt?«
    »Vergiss es«, sage ich, lege das Beil auf den Tisch und leihe mir den Docht von ihm. Ziehe dran, bis man löten könnte mit der Glut. »Hast du was dabei? Bin völlig gefegt.«
    Scuzzi grunzt, kramt in seiner Jackentasche und wirft zwei Beutel auf den Tisch. Einer mit bunten Pillen und der andere, kleinere, auffälligere voll reinweißen Pulvers. »Jede Menge«, sagten »Bedien dich.«
    Der gierige kleine Lump. Würde noch seine eigene Mutter an die Nadel bringen für ein paar schnelle Scheine. Wie lange hat er

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