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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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lange Leiter aufgetrieben und sie draußen angelehnt< übersetzt hatte, dauerte einen Moment, aber ich bekam es hin.
    Mona und Christine mühten sich ab, mir den gesamten Inhalt des Mitsubishi-Verbandskastens an die Hüfte zu wickeln, zu klammern und zu pflastern.
    Ich brütete ein bisschen. Steinschlag. Lawinenabgang. In schwierigem Wetter und Gelände verlaufen beziehungsweise -in Horsts Fall - verfahren und abgestürzt. Notwehr. Die richtigen Anwälte, und Biesenbichler verlässt den Gerichtssaal als freier Mann. Und lässt die gleichen Anwälte anschließend Privatdetektiv Kristof Kryszinski eine Verleumdungsklage an die Backe kleben. Wenn nicht Schlimmeres. Da lag noch ein ausgebranntes Wrack im Fluss. Hm, hm, hm.
    Ernesto, Egon, Alfred, ja selbst Uwe machten sich derweil mit bloßen Händen und der ganzen, kindlichen Begeisterung, die Männer jeden Alters beim Freilegen eines Schatzes packen kann, ans Werk, die Mauer aus Gold einzureißen. Egon hatte gerade erst ein kleines einbeiniges Tänzchen eingelegt, weil ihm ein Goldbarren auf die Zehen gefallen war, und alle zogen sie alsbald Gesichter, weil aus der sehr rasch auf Fenstergröße anwachsenden Öffnung in der Abmauerung ein Geruch geströmt kam, wie es ihn nur einmal gibt. Dumpf, entfernt erdig und alle erreichbaren Sinne schlagartig um den Appetit bringend.
    Ich wusste, was wir zu sehen bekämen, noch bevor jemand den gnädigerweise langsam abdimmenden Scheinwerfer der Maschinenpistole in das Loch hielt, was viel an Entsetzen und nicht wenig an Erbrechen zur Folge hatte.
    Mona half mir in eine sitzende Position, und im gelblichen Licht der versagenden Batterien blickte mir eine vertrocknete Gestalt aus leeren Augenhöhlen entgegen, eine Gestalt mit langem, weichem Haar, gekleidet in eine Barbour-Jacke, Reithosen und Stiefel.
    Aus ihrem Reitstall heraus hatte Ede die Millionenerbin seinerzeit verschleppt. Und wie grässlich auch immer sein Ende in der Suppe ausgefallen sein mochte, er hatte es sich redlich verdient. Hinter der an Händen und Füßen gefesselten Frauenleiche vermoderten noch zwei Körper, was, für mich, die oft gestellte Frage nach Edes möglichen Komplizen erschöpfend beantwortete.
    Wie viele Leute waren jetzt für diesen Haufen gelben Plunders gestorben?
    Irgendwie verloren wir alle auf einmal die Lust an dem Zeug. Kollektiv.
    Es gibt Dinge, die muss man selber machen. Selbst mit einer Kugel in der Hüfte.
    »Mona«, fragte ich, »wie schnell oder wie langsam brennt diese Schnur?«
    Ein Meter in dreißig Sekunden, war die Antwort. Ich hatte rund fünf Meter zusammengebunden. Das machte, ääähhh, rund hundertfünfzig Sekunden bei sechzig Sekunden die Minute ergab, ääähh, rund zwei, zweieinhalb Minuten.
    »Wartet unten auf mich«, sagte ich. »Und entfernt euch ein ganzes Stück zur Seite.« Mona küsste mich noch mal, ihre blassgrünen, transparenten Augen voller Sorge, dann verschwand sie durch die Türe nach draußen. Und ich hockte da, Zündschnur in der einen, Feuerzeug in der anderen Hand, und versuchte die Zeit abzuschätzen, die ich brauchen würde, um zum Ausgang zu robben und die Leiter hinabzukraxeln. Viertelstunde, übern Daumen. Wenn nicht, je nach Quäkeligkeit, länger.
    Auch nachdem sie alle schon eine ganze Weile weg und hoffentlich in Sicherheit waren, brachte ich die Überzeugung nicht zustande, dass eine brennende Lunte zu einer mächtigen Sprengladung in einem schlecht gesicherten Minenschacht genug Ansporn wäre, mich die Strecke in zwei Minuten schaffen zu lassen. Wieder und wieder ritschte ich das Feuerzeug an, führte es an das Ende der Schnur und ließ im letzten Augenblick den Daumen vom Gasknopf rutschen.
    Der Gedanke, an der Spitze einer glühenden Wolke aus einem fast zehn Meter hoch gelegenen Loch in einer Bergflanke gespuckt zu werden, war so furchtbar lustig nicht.
    Ein Grunzen riss mich aus meinem inneren Monolog des Abwägens.
    Ich ritschte das Feuerzeug an, und aus dem Dunkel des Ganges leuchten mir zwei Augen entgegen. Ein, zwei Sekunden angestrengten Starrens ließen ein Gesicht dazu auftauchen, blutverschmiert, wutverzerrt. Ich drehte die Flamme ein bisschen höher, und eine sitzende Gestalt wurde sichtbar. Eine massige Gestalt.
    Silber glitzerte an ihrem rechten Fußgelenk und verband es, wie ich wusste, mit einer eisernen Krampe in einem hölzernen Pfosten.
    Ob er Uwes Trick kennt?, fragte ich mich.
    Die Gestalt begann mit ungelenken, benommenen Bewegungen an der geknöpften Front ihres

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