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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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allen Ernstes hinter Gittern sehen. Deshalb brauche ich ein bisschen Startkapital, für einen Neuanfang, ganz woanders.«
    Tom, Alexander und dann Sigismund, so kamen sie auf uns zu, gebückt und mühsam in dem engen Bergwerksstollen, blinzelnd und die Augen mit den Händen beschattend im grellen Licht des Scheinwerfers.
    »Und weil der Goldpreis in den letzten Monaten so in den Keller gegangen ist und mich die Anwesenheit bewaffneter Krimineller immer schon nervös gemacht hat .«, raunte er. Ohne den Satz zu vollenden. Nicht verbal zumindest.
    »Kannst du die Lampe mal ein bisschen woandershin richten?«, fragte Tom, und der Scheinwerfer hob sich hoch und schob sich voran bis fast an meine linke Schulter, und ich erkannte mit Verwunderung, dass es nicht die erwartete Jagdwaffe war, sondern ein vergleichsweise hässliches, olivgrünes, bösartiges Ding mit wesentlich kürzerem Lauf.
    »Mehr auf den Boden, hatte ich eigentlich gedacht«, sagte Tom und blieb stehen, vollständig geblendet.
    Das scharfe Rattern an meinem linken Ohr kam begleitet von flammenden Abgasstößen an meinen Hals und einem Hagel glühend heißer ausgestoßener Patronenhülsen.
    Sigismund war wohl der Einzige, der darauf gefasst gewesen war. Als er sich zu Boden warf und versuchte, das Feuer zu erwidern, blind in das Gleißen hinein, begriff ich, dass er Tom und Alexander aus dem gleichen Grund vorgeschickt hatte wie Alfons Biesenbichler mich. Als Kugelfang. Doch da lag ich selber schon am Boden, mit den grell ausgeleuchteten Bildern vor Augen, wie drei Männern direkt vor mir die Knie nachgaben, wie sie umsanken, wie sie ihre schreckgeweiteten Augen, ihre panischen Gesichter, die gebleckten Zahnreihen, die Hälse und Oberkörper, die hilflos ausgebreiteten Handflächen von Geschossen durchlöchert und zerfetzt bekamen. Selbst der misstrauische Sigismund war tot, noch bevor er sein Gewehr auch nur geschultert hatte. Niedergemäht, wie man so sagt.
    Nicht einmal der Gedanke an Horsts und Atzes, Tonis und Weifenheims und Wurstauges grausames Ende durch die Hände ebendieser drei Männer vermochte mein Gefühl mitleidigen Entsetzens zu mildern. Ich glaube, für ein Mal wäre ich stattdessen eher mit einem Gerichtsverfahren einverstanden gewesen.
    »So«, meinte der ehemalige Kampfschwimmer mit einem merklichen Adrenalinzittern in der Stimme, während der Feuerstoß für immer nachzuhalten schien, ob in dem Bergwerk oder in meinem Kopf, war nicht zu sagen, und der Rauch der verbrannten Geschossladungen in einer trägen Spirale mit der Zugluft den Gang hinunterdriftete und Blut unter den drei aufeinander Gefallenen hervorzusickern begann wie neugierig tastende Fingerspitzen, »so«, wiederholte er, leicht keuchend, »das hätten wir.«
    »Nu«, meinte Ernesto, »das häddn mor.«
    Alles war so schnell gegangen. Mit mir vorneweg, den heißen Gewehrlauf im Rücken und den Hinterkopf in grelles Licht getaucht, passierten wir den letzten Kreuzgang vor der Eingangstüre und dem vorgelagerten Balkon, verstrickt in eine bittere, tödliche Debatte über meine Weigerung, meine Freunde aus ihrem Versteck zu locken, damit Alfons Biesenbichler sie erst als Sklaven zur Bergung und zum nächtlichen Abtransport des Goldes in ein nahes Chalet missbrauchen und sie anschließend mithilfe meiner Sprengladung in Mine 7A verschütten konnte. Gerade erst hatte er, mit einem Rrrrrtsch wie der Drehknopf an einer alten Waschmaschine, seine UZI, oder was immer es war, auf Einzelfeuer umgestellt und angekündigt, um mich umzustimmen, würde mir die erste Kugel die Hüfte perforieren, da war Egon, direkt hinter ihm, aus dem einen Seitengang heraus auf Hände und Knie gefallen, Alfred hatte, aus dem anderen Seitengang, den Noch-Minister am Hals gepackt und rückwärts über Egon hinweg umgerissen, worauf Ernesto Che wiederum aus dem ersten Gang gehechtet gekommen war und dem ehemaligen Kampfschwimmer mein Stahlrohr über den Schädel gezimmert hatte, dass das resultierende Klongggg noch eine ganze Weile durch die vielen verzweigten Gänge irrte, immer hinterher hinter dem peitschenden Kaiiiiii des einen Schusses.
    Der, der mich, wie versprochen, in die Hüfte getroffen hatte.
    »Wie seid ihr denn hier hochgekommen?«, flüsterte ich, heiser, zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch. Sobald der erste Schock verblasst, nimmt der Schmerz seinen Platz ein, und zwar gründlich.
    »Nu. Leidor.« Bis ich das von einem Ausdruck des Bedauerns in >Nun, wir haben von irgendwoher eine

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