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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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für ein bisschen, für ein paar Minuten oder für wie lange auch immer er meinte, mich noch brauchen zu können, ganz egal, und Schwamm auch drüber, dass er Kim .
    Mit einem einzigen, spürbaren Ruck bekam ich meinen Gefühlshaushalt wieder in den Griff.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Kryszinski. Doch vergessen Sie bitte keine Sekunde, was für eine Hochachtung Sie sich bei mir erworben haben. Ich halte Sie im Fadenkreuz, verlassen Sie sich drauf.«
    »Sigismund!«, brüllte er dann, »Alexander! Tom! Kommt nach vorne, das Gold ist hier!« Als der Hall verhallt war, antworteten Stimmen, von weit, weit weg, doch was sie antworteten, war nicht zu verstehen.
    »Jesus, Kryszinski, wo haben Sie diese Idioten hingeschickt? Zum Mittelpunkt der Erde? Sie sind ein raffinierter Bastard, wissen Sie das? Und ihre Freunde sind auch nicht ohne. Wissen Sie, ich war Kampfschwimmer, früher.« Daher die Statur, dachte ich. Na, die Schultern. Das ganze restliche Fleisch ist wohl erst später hinzugekommen, nach Eintritt in die CSU. »Da werden einem, unter anderem, Ein-Mann-Guerilla-Taktiken beigebracht. Also habe ich versucht, mich ganz allein in diese Mine zu schleichen und die Bande auszuräuchern.«
    »Hier vorne!«, brüllte er noch mal. »Am Eingang!«
    Ich hatte mich die ganze Zeit über nicht gerührt. Jetzt versuchte ich mal einen Blick auf Alfons Biesenbichler zu werfen, doch der Zielscheinwerfer auf dem Gewehrlauf war ausdrücklich dazu gedacht zu blenden, und wenn ich mich in die andere Richtung drehte, fühlte sich mein Kreuz hoch, breit und nackt an. Unschlüssig wie ein Heranwachsender vor dem Pornokino trampelte ich ein bisschen auf der Stelle.
    »Hätte mich um ein Haar vollständig in die Irre geführt, dieser Haufen Spastiker.«
    Was hieß hier >um ein Haar    »Deshalb hier mein neuer Plan: Hier findet gleich ein schöner, lauter Schusswechsel statt. Kurz darauf stellen Sie sich vorne auf den Balkon wie der Papst bei >Urbi et orbi< und rufen ihre ganzen Freunde zu sich.«
    Damit ihr sie abknallen könnt, dachte ich. Nein, das sehe ich noch nicht.
    »Herrgott noch mal, Sigismund! Wo bleibt ihr denn?« >-enn, -enn, -enn<, hallte es nach.
    »Wir haben uns Scheiße noch mal verlaufen, -aufen, -aufen«, hallte es zurück.
    So was, dachte ich. Wie konnte das nur passieren?
    »Aah, verdammt«, knurrte Alfons Biesenbichler und stieß mir den Gewehrlauf in den Rücken, »am besten gehen wir ein paar Schritte und leuchten den Blödmännern heim.«
    Endlos fiel mein schwankender Schatten hinein in den niedrigen Gang.
    »Gebt mal Laut!«, brüllte es hinter mir.
    Flüche und Rufe der Verwirrung antworteten.
    »Rechts rum.«
    Wir wandten uns nach rechts, und Rufe der Erleichterung schallten uns entgegen. Biesenbichlers Scheinwerfer machte mir doch tatsächlich die ganze Finte mit dem Seil zunichte.
    »Bleiben Sie stehen«, raunte es in mein Ohr. In einer Atmosphäre gespannter Erwartung standen wir und sahen den drei runden, schaukelnden Lichtern zu, die sich aus der Dunkelheit in unsere Richtung bewegten.
    »Sagen Sie mal«, fragte ich, wie wir so standen und warteten, »verdient man als Minister des Freistaates so schlecht, dass man zur Aufbesserung der Kasse solche Risiken eingehen muss?«
    »Welche Risiken?«, fragte er zurück und lachte, wenn auch ein wenig unfroh, wie ich fand. »Nein«, meinte er dann, nachdenklich. »Kryszinski, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann investieren Sie niemals, unter keinen Umständen, Ihr eigenes Geld.«
    Gut, dachte ich, das merke ich mir. Hinterfrage immer
    Antworten, die in Floskeln der Halbherzigkeit wie >... meine ich< enden, und investiere nie die eigene Knete. Lektionen fürs Leben.
    »Und wähnen Sie den Finanzminister niemals länger an Ihrer Seite, als Sie ihn mit irgendetwas fest in der Hand haben.«
    Noch ein Memo, dachte ich.
    »Politiker!« Biesenbichler spie das Wort aus. »Wetterwenderische, miese kleine Machtjunkies. Und Journalisten! Noch so ein Pack. Mal Speichel leckende, mal wadenbeißende Marktschreier der Wahrheit. Und dann noch Rechtsanwälte. Was haben Sie mir da für einen Terrier auf den Hals gehetzt, Kryszinski? Manchmal kommt wirklich alles auf einmal. Um es kurz zu machen: Den Ministersessel kann ich nicht mehr lange halten. Die EU-Fördermittel für mein nettes kleines Bauvorhaben wollen sie auch zurück. Dann gibt es da eine ganze Anzahl von Leuten, die werden sich mit meinem Rücktritt alleine nicht zufriedengeben. Die wollen mich

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