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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Erfordernisse bedienen, ich kann zu gleicher Zeit noch am Lenkrad kurbeln, dass es mir fast die Schultern ausrenkt, und obendrein auf den drei Pedalen da unten herumtrampeln wie ein amphetamin-gedopter Steptänzer, alles im Bemühen, ein wild schlingerndes Auto bei tückischen Bedingungen und höchstmöglicher Geschwindigkeit auf einer willkürlich geschwungenen Bergstraße zu halten, und trotzdem mit den Gedanken ganz woanders sein.
    Was, dachte ich, stapfte noch mitten in einem scharfen Rechtsknick schon wieder aufs Pedal und sah eine gerissene Schneekette an meinem offenen Seitenfenster vorbeiwirbeln, was, dachte ich, und der dritte Gang heulte jetzt doch ganz schön, lang würde der nicht mehr halten, was, dachte ich, machst du, wenn du oben ankommst? Die Straße ist gleich zu Ende, und bis dahin wäre es vielleicht ganz praktisch, wenn du einen Plan hättest. Und denk nicht immer an die Stärken deiner Gegner, Kristof, an ihre Waffen, ihre Skrupellosigkeit, das ist der falsche Weg. Pass auf, in dem Eck bist du auf dem Weg nach unten schon beinahe in der Edda gelandet, und konzentrier dich auf ihre Schwächen. Nur da kannst du ansetzen.
    All eyes on me, dachte ich, als ich die letzte Biegung nahm und mir nun meinen Weg durch den ganzen abgestellten Schrott bahnen musste.
    Igelschnitt Alexander, Piepenkopp Sigismund und Rattengesicht Tom standen nebeneinander im späten Licht und starrten mit zusammengeschobenen Brauen und zusammengekniffenen Augen zu uns herab.
    Scheinwerfer an, Einspritzpumpe auf Volllast, Hupe in schrillendem Takt, sooft ich eine Hand dafür freihatte.
    Wir kamen aus der Sonne, so wie man es WeltkriegsKampffliegern immer empfohlen hat, und bewegten uns nun in gnädigem Schlagschatten. Deshalb konnten die drei nicht erkennen, wer es denn nun war, der da wie ein Irrer angefahren kam. Der ganze Lärm hätte durchaus auch Triumphgetöse ihrer Komplizen sein können. Oder als panische Warnung gedacht. Macht euch fort, die Bullen kommen.
    Haha, dachte ich, geriet doch noch in einen späten Sonnenstrahl und bekam zerstäubtes Glas ins Auge, als uns ein Geschoss ein groschengroßes Loch in die Windschutzscheibe stanzte.
    Bis hierhin toller Plan, sprach ich mir Mut zu, tupfte mit dem Handrücken mein Auge ab, nahm ihn aber sehr schnell wieder runter, weil das wehtat, und sah dann, dass er voller Blut war.
    Christine warf sich in den Fußraum, einen Sekundenbruchteil bevor die nächste Kugel durch das Glas gestochen kam und sich mit einem das Gedärm angreifenden Fnuck! in ihre Rückenlehne bohrte. Dann waren wir aus der Schusslinie, wie man unter diesen Umständen wohl sagt. Außer Sicht, mit anderen, etwas zivileren Worten.
    Denn Sigismund und Konsorten befanden sich ja immer noch innerhalb der Schlucht, von deren einer Wand sie sich abgeseilt hatten. Sie würden sich jetzt sehr beeilen, nach vorne zu kommen, doch bedeutete das dank der vielen Felsbrocken über eine weite Strecke hinweg Beeilung auf allen vieren.
    Der Mercedes-Geländewagen hatte nur ein kurzes Stück entfernt von dem aus Mine 7A baumelnden Seil geparkt gehabt, so dass ich nur seinen Reifenspuren zu folgen brauchte, bis die Piste so steil wurde, dass uns die wild rotierenden Räder nur noch durchschüttelten, aber keinerlei Vortrieb mehr brachten. Ich ging vom Gas, und der Motor starb ab.
    »Kletter das Seil rauf!«, schrie ich Christine zu, und sie hastete davon, während ich noch mit fliegenden Fingern das Handschuhfach leerte, in verzweifelter Suche nach irgendetwas zum Leuchten. Die Nacht zog herauf, und meine über dem Lenkradkurbeln entwickelten tollen Pläne beinhalteten einiges an Schachtarbeit. Ich fand drei Plastikfeuerzeuge, und in einem war tatsächlich noch etwas Gas. Und 'ne angebrochene Schachtel Marlboro fand ich auch. Na fein.
    Halb das Seil hoch, schon keuchend vor Anstrengung und geradezu dampfend vor Grausen, jeden Augenblick mit Kugeln gespickt zu werden wie eine Lammkeule mit Knoblauch, und ein Schuss fiel, und ein Schrei gellte. Entgegen aller Vernunft gefror ich mitten in der Bewegung. Drehte den Kopf, bis es im
    Gelenk knirschte.
    Trotzdem konnte ich den Schützen nicht ausmachen, er musste sich noch in der Schlucht befinden, aber dafür sah ich Frau Doktor Marx im hohen Bogen durch die Luft fliegen, schreiend, sich mitsamt ihrer Bahre einmal komplett um die Längsachse drehen, ärschlings zu Boden klatschen und dann den Hügel hinunterschießen wie eine Rennrodlerin. Uwe, Egon und Alfred hatten den sich gegen

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