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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Grafen von Darra. Hallodri. Spieler. Tunichtgut. Auf seine dunkle Art sah er extrem gut aus, und das wusste er auch. Ein arroganter Mann. Und Stellans Liebhaber, daher unmöglich loszuwerden.
    Lange konnte das nicht halten, da war Arkady sicher. Das taten die Affären ihres Mannes nie. Stellan tat ihr wirklich leid, er war ein sanfter Mann, der anderen nie etwas nachtrug. Aber er würde mit seinem Leben nie zufrieden sein, denn die Liebe, die er suchte, würde er nie finden. Arkady fand, er suchte sich immer die falschen Männer aus.
    Sie vermutete, dass Jaxyn nur mit ihm spielte. Schenkte man dem Klatsch Glauben, hatte der junge Lord Aranville vor Stellan seine Gunst einer Frau geschenkt, die gut zehn Jahre älter war als er. Und so heißblütig, wie er Kylia Debrell jetzt ansah, war es gut möglich, dass er Stellan eines Tages wegen einer siebzehnjährigen Jungfrau den Laufpass gab. Die Nichte ihres Mannes schien nichts gegen seine Aufmerksamkeiten zu haben, wie Arkady verstimmt bemerkte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, die beiden so nah zusammenzusetzen, aber sie hatte keine Wahl gehabt. Kylia war nun einmal Stellans Erbin und musste gemäß dem Hofzeremoniell zur Rechten ihres Onkels sitzen. Diese Abendgesellschaft fand ihr zu Ehren statt. Stellans Nichte und Thronfolgerin war erst vor wenigen Tagen unerwartet aufgetaucht, und ihr Debüt in den Lebecer Adelskreisen erforderte nichts Geringeres als ein Galadiner mit allen Schikanen. Dennoch hätte Arkady nicht gedacht, dass ein leichtfertiges junges Mädchen für einen Mann wie Jaxyn Aranville von Interesse sein könnte.
    Andererseits flirtete er vielleicht gerade deshalb mit ihr. Weil er wusste, dass Arkady nie damit gerechnet hätte.
    Jaxyn Aranville tat solche Dinge. Das amüsierte ihn.
    »Meint Ihr nicht auch, Euer Gnaden?«
    Arkady nahm ein fernes Donnergrollen wahr – diesen Frühling stürmte es oft – und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Mann zu ihrer Linken zu, einem Herrn Ende fünfzig mit beginnender Glatze, einer der wenigen Gäste des heutigen Abends, den Arkady als ihren Freund betrachtete. Wie sie war auch er Akademiker und forschte zur verlorenen Geschichte von Amyrantha. Es war eine undankbare Aufgabe, die ihnen für ihre Bemühungen nur Verachtung eintrug. Denn die Leute interessierten sich nicht für die Vergangenheit, sondern nur für die Zukunft.
    Deshalb war Tilly Ponting mit ihren leidigen Tarotkarten auf Abendgesellschaften auch so unglaublich populär.
    »Bitte entschuldigt, Andre. Ich fürchte, ich war in Gedanken meilenweit fort.«
    »Doktor Fawk meinte eben, dass diese verwilderten Crasii uns leidtun sollten«, informierte sie Lady Jimison mit einem Mund voller Trüffelpastete, und sie klang ziemlich pikiert. »Ich meine, Euer Gnaden, seid Ihr in letzter Zeit mal in den Elendsvierteln gewesen? Draußen am Stadtrand wimmelt es geradezu von diesen verlausten Kreaturen. Sie leben da wie die Tiere, kopulieren, wo immer es sie überkommt, und die Straße betrachten sie als öffentliche Bedürfnisanstalt. Es ist einfach ekelerregend. Man sollte sie allesamt einfangen und einschläfern.«
    »Ist das nicht etwas drastisch?«, fragte Arkady und versuchte sich vorzustellen, wie Lady Jimison mit ihren zierlichen Satinschühchen im knöcheltiefen Schlamm der Elendsviertel von Lebec herumwatete. »Die Crasii in unseren Elendsvierteln – wie auch in jeder Stadt in Glaeba – sind bitterarm, haben kein Einkommen, keine Unterkunft und verfügen über keine der minimalen Existenzgrundlagen, wie sie die hörigen Crasii in Anspruch nehmen können. Sie haben so gut wie keine Chance auf einen Arbeitsplatz und darum nur wenig Hoffnung auf ein besseres Leben. Ich kenne diese Leute, liebe Lady. Sie verdienen unser Mitleid, nicht unsere Feindseligkeit.«
    Lady Jimison runzelte die Stirn, ob wegen der radikalen Haltung ihrer Gastgeberin in Crasii-Fragen oder der unpassenden Erinnerung an ihre niedrige Herkunft, konnte Arkady nur vermuten. Es machte ihr diebisches Vergnügen, Snobs und Heuchler wie Lady Jimison daran zu erinnern, dass ihre Fürstin ihr Leben in eben jenen Elendsvierteln begonnen hatte, die sie so sehr verachteten. Und Mitleid mit den Crasii war in der guten Gesellschaft momentan alles andere als en vogue. Das war schon lange aus der Mode gekommen, seit vor etwa zehn Jahren Harlie Palmerston seine Theorie der menschlichen Evolution veröffentlicht hatte. Für ihn waren die Crasii nichts als eine mutierte Seitenlinie der Menschheit und

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