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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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»Könnt Ihr das Atemgeräusch nicht hören? Der Welpe hatte recht. Eure durchgebrannte Hündin hat dem da glatt die Kehle zerfetzt.«
    »Ihr Name ist Tipsy«, ermahnte Arkady ihn. Es ärgerte sie, dass Jaxyn die Crasii wie Dinge bezeichnete und nicht wie die Lebewesen mit Verstand und Gefühlen, die sie waren.
    »Ihr Name ist Leiche«, erwiderte Jaxyn. »Ihr solltet Euer Herz nicht so an die Crasii hängen.«
    Arkady stieß ihn zur Seite, hockte sich neben dem Fellbündel auf den Boden und streckte vorsichtig eine Hand aus, um Tipsys Kopf zu streicheln. Ihr war bewusst, dass die Felide auf die kleinste Provokation gewalttätig reagieren könnte. Tipsy war von menschlicher Gestalt, hatte jedoch ein grau getigertes Fell. Rings um die Kehle war es von frischem Blut verklebt, das im Kerzenlicht feucht glänzte. Ihre menschlich geformten Hände waren vor Schmerz verkrampft, die Klauen ausgefahren und bereit, jeden in Fetzen zu reißen, der ihr zu nahe kam. Mit der Atmung hatte Jaxyn leider recht. Rasselnd fuhr bei jedem Atemzug die Luft durch ihre Lungen, und rund um die Kompresse, mit der ihre Gefährtinnen die Blutung zu stillen versucht hatten, standen blutige Blasen. Boots hatte offenbar genau das getan, was Laddie behauptete, und Arkady fragte sich, was für Verletzungen die junge Canide bei dem Zusammenstoß davongetragen hatte.
    Und so sehr sie das Eingeständnis schmerzte, hatte Jaxyn vermutlich auch recht, was Tipsys Überlebenschancen anging. Arkady war die Tochter eines Arztes. Sie konnte erkennen, wann eine Wunde tödlich war.
    »Kann ich etwas tun, um deine Schmerzen zu lindern?«, fragte sie weich.
    Fast unmerklich schüttelte Tipsy den Kopf, ihre Augen geweitet vor Angst.
    »Wir werden dich rächen«, versprach Arkady, obgleich sie dieses Versprechen kaum würde wahr machen können. Die Chancen standen gut, dass sie Boots nie wieder zu Gesicht bekamen, und selbst wenn, war es unwahrscheinlich, dass jemand sich die Mühe machen würde, einen Prozess anzustrengen – schließlich hatte nur ein Sklave einen anderen getötet. Aber sie wollte der sterbenden Crasii in ihrem Todeskampf etwas Trost spenden.
    »Es gab eine Zeit, da hätte es sich selbst rächen können«, bemerkte Jaxyn.
    Arkady sah ihn über die Schulter hinweg an. »Wovon redet Ihr?«
    »Heißt es nicht so in den Legenden der Crasii? Wenn ein Felidenviech im Kampf fallt, holen die Gezeitenfürsten es wieder zurück, damit es weiterkämpfen kann? Diese Wiederbelebung funktioniert allerdings nur sieben Mal.«
    »Macht Euch nicht über ihren Glauben lustig, Jaxyn«, bat sie und fragte sich, wie ausgerechnet er von dieser speziellen Legende wissen konnte. Die Crasii erzählten den Menschen nicht so ohne Weiteres von ihren Mythen. Aber Jaxyn überraschte sie öfters mit solchen Informationsbröckchen. Dinge, die sie den Crasii erst nach jahrelangem gutem Zureden hatte entlocken können – selbst denen, die ihr vertrauten.
    »Ich mache mich nicht darüber lustig«, protestierte er. »Ich habe mich nur gefragt, warum man nie einen Gezeitenfürsten zur Hand hat, wenn man mal einen braucht.«
    Arkady verwünschte im Stillen seine Gefühllosigkeit und Oberflächlichkeit und wandte sich wieder der sterbenden Felide zu. Bewegt von der stillen Tapferkeit der Crasii streichelte sie ihr vorsichtig die Stirn und spürte schon die Kälte unter dem weichen Fell. Tipsys Atem ging immer mühsamer. Arkady fürchtete, sie würde sterben, noch ehe Mitten mit der Laterne zurückkam.
    »Ihr solltet es erlösen«, wiederholte Jaxyn hinter ihr.
    »Das wäre Mord.«
    »Haltet Ihr es leiden zu lassen für menschlicher?«
    Arkady stand auf und drehte sich zu dem jungen Mann um. Sie wünschte, Stellan wäre jetzt hier, denn das war der Jaxyn Aranville, den ihr Gemahl nie zu Gesicht bekam. Er war die Liebenswürdigkeit in Person, wenn sein Geliebter in der Nähe war, aber diese Seite von ihm, diesen grausamen, gefühllosen Schuft, kannte nur Arkady. Vermutlich war Jaxyn klar, dass sie ihn längst durchschaut hatte, und er machte sich bei ihr nicht mehr die Mühe, den Anschein zu wahren.
    »Raus mit Euch.«
    »Na, na, zügelt Euer Temperament, Mylady. Ihr beunruhigt nur Eure Patientin.«
    »Ich schwöre, Jaxyn, ich werde noch …«
    Arkady hatte keine Gelegenheit, den Satz zu Ende zu fuhren. Mit einem Knall wurde die Tür aufgestoßen, helles Licht fiel herein, und im selben Augenblick setzten Tipsys gequälte Atemzüge unvermittelt aus. Sofort war Jaxyn vergessen, Arkady fiel

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