Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
neben der Crasii auf die Knie, aber es war zu spät. Es war schon zu spät gewesen, ehe sie gekommen waren. Mitten, die Felide mit der Lampe, hielt die Laterne hoch und starrte Arkady an, als machte sie sie persönlich verantwortlich für Tipsys Tod. Aus ihrer Kehle ertönte ein tiefes, dunkles Knurren.
    Arkady schluckte schwer. Trauer und nun zunehmend auch Furcht schnürten ihr die Kehle zu. Sie zog die Felldecken über Tipsys reglosen Körper und stand auf. »Deine Gefährtin wird gerächt werden, Mitten«, versprach sie und bemühte sich, die ausgefahrenen Klauen und die drohende Körperhaltung der Crasii zu ignorieren. »Sag deinen Schwestern, dass ich Boots für vogelfrei erklären lasse. Man wird sie finden, und dann wird sie für ihre Tat bezahlen.«
    Mitten blieb stumm, der zuckende Schwanz das einzige Zeichen ihres inneren Aufruhrs. Ihr Schweigen dehnte sich aus, und Arkady fühlte, wie ihr der Angstschweiß ausbrach. Eine wütende Felide war gefährlich, und wenn erst die anderen Kriegerinnen von Tipsys Tod erfuhren, würde das Problem dramatische Dimensionen annehmen. Es war ein langer Weg von dieser Hütte bis zum Tor, und zwischen ihnen und der Sicherheit standen Hunderte aufgebrachter Feliden …
    »Zurück!«, befahl Jaxyn.
    Zu Arkadys Erstaunen ließ die Crasii prompt die Laterne sinken und verbeugte sich folgsam. »Vergebt mir, Herr.«
    »Jetzt danke der Fürstin für ihr Mitgefühl«, gebot Jaxyn. »Und dafür, dass sie ihre Abendgesellschaft verlassen hat, nur um nach einer Sklavin zu sehen.«
    »Ich danke Euch, Euer Gnaden. Wir wissen Eure Bemühungen zu schätzen. Ich bin sicher, dass Ihr Boots ihrer gerechten Strafe zufuhren werdet.«
    »Und jetzt geh«, befahl Jaxyn. »Sag deinen Gefährten da draußen, sie sollen in ihre Quartiere zurückkehren.«
    Widerspruchslos gehorchte die Felide dem jungen Mann, ihr Schwanz zuckte wild, als sie die winzige Hütte verließ und die Laterne mitnahm. Arkady starrte Jaxyn im dämmrigen Raum an. Sie wusste nicht, was sie mehr störte – seine willkürlichen Befehle oder der Umstand, dass die Crasii ihm so bedingungslos gehorchten.
    »Es sind nicht Eure Sklaven, Jaxyn«, erinnerte sie ihn. »Ihr habt kein Recht, sie so herumzukommandieren.«
    »Ich bin der Verwalter der fürstlichen Zwinger, Euer Gnaden. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie sich benehmen.« Als Arkady nicht antwortete, zuckte er die Achseln. »Nächstes Mal schaue ich einfach zu, wie sie Euch angreifen, wollt Ihr das?«
    »Die Crasii sind keine Gefahr für mich«, entgegnete sie lahm. Auf keinen Fall wollte sie diesem Mann das Gefühl gönnen, dass sie ihm etwas schuldig war.
    Er starrte sie nachdenklich an, so lange, dass Arkady schon dachte, er würde einen Streit vom Zaun brechen. Doch der Moment verging, und er lächelte, wieder ganz der schlitzohrige, sarkastische Jaxyn, den sie so gut kannte. »Nun, Euer Gnaden, Ihr kennt sie ja am besten. Sollen wir jetzt zu den Gästen zurückkehren? Die werden sich schon wundern, wo wir geblieben sind.«

7
     
     
    Cayal erwachte mit den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, die Lichtpfeile durch die Dunkelheit seiner Zelle schickten, und fragte sich, ob sein Traum ihn geweckt hatte. An Einzelheiten konnte er sich nicht erinnern, aber das war ihm auch viel lieber so. Cayals Träume waren etwas, worauf er gern verzichtet hätte.
    Langsam setzte er sich auf und seufzte. Gezeiten, was muss ich denn noch alles anstellen?
    So, wie die Rechtsprechung von Glaeba funktionierte, war sie weniger an Fakten interessiert als am äußeren Anschein der Fakten. Ohne jede Provokation ihrerseits hatte der Wagenschmied aus Caelum sieben Männer angefallen und umgebracht und damit sieben Witwen und sechsundzwanzig Waisen produziert. Sieben Familien ohne Ernährer, und ein ganzes Dorf, das nun führerlos war.
    Seine Strafe war so vorhersehbar, dass Cayal sich fragte, wozu sie ihm überhaupt den Prozess gemacht hatten.
    Aber das hatten sie, und ihn schuldig gesprochen, und ihn hierher gebracht, ins Gefängnis von Lebec. Man hatte ihm eine Henkersmahlzeit aus gebackenem Fisch, verkochtem Kohl und schäumendem Ale vorgesetzt und ihm dann die Schlinge umgelegt, wo man ihn doch unter allen Umständen hätte köpfen sollen.
    Der Scharfrichter im Urlaub, es ist einfach nicht zu fassen.
    Bis Cayal vergeblich erklärt hatte, ein Gezeitenfürst zu sein, war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr seine Spezies in Vergessenheit geraten war. Der Kerkermeister und die

Weitere Kostenlose Bücher