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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Dank Stellans großzügigem Umgang mit Flüchtlingen hätte sie gute Chancen gehabt, das Leben in Freiheit ungehindert auszuprobieren – wenn sie sich einfach still davongeschlichen hätte. Aber jetzt ging das nicht mehr. Jetzt hatten sie keine andere Wahl, als sie für vogelfrei zu erklären. Und vermutlich auch ein Kopfgeld auf sie auszusetzen.
    Arkady wünschte Boots, dass ihre Flucht gelang. Vielleicht fand die junge Rebellin das Verborgene Tal, den mythischen Ort, an den die Crasii glaubten – ein Refugium für alle Arks, die ihren Herren davongelaufen waren und nie wieder auftauchten. In Wahrheit waren sie vermutlich alle in den Bergen umgekommen oder in den Elendsvierteln der vielen Stadtstaaten an den Großen Seen gestrandet. In den letzten Jahren hatte Arkady viele entlaufene Sklaven gesehen, aber noch nie hatte sie einen getroffen, der das Glück gehabt hatte, bei Angehörigen seiner eigenen Art Schutz zu finden. Doch der Mythos des Verborgenen Tals gab ihnen Hoffnung, und das war immerhin etwas. Ob Crasii oder Mensch, Hoffnungslosigkeit konnte sich destruktiver auf die Seele auswirken als Krieg.
    Arkady sah über den fackelerleuchteten Platz. Soeben öffneten die Feliden mit einem rostigen Quietschen der Türangeln das Tor zu ihrem Zwinger – auf ein einziges Wort von Jaxyn. Das überraschte sie. Fletch hatte berichtet, dass sie sich verbarrikadiert hatten. Zumindest hätte sie von den Feliden irgendeine Form von Widerstand erwartet.
    »Kommt Ihr?«, rief Jaxyn.
    Arkady wandte sich an Fletch. »Wir reden morgen früh, Fletch. Jetzt muss ich erst nachTipsy schauen.«
    »Natürlich, Euer Gnaden.«
    Der alte Hund verbeugte sich, als Arkady auf den Zwinger der Feliden zueilte, wo Jaxyn am Tor auf sie wartete. Hinter ihm glühten im Fackelschein Hunderte von Katzenaugen Unheil verkündend auf.
    Während sich das Dorf der Caniden aus etlichen lang gestreckten Gebäuden zusammensetzte, die wie Schlafsäle aussahen, bestand der Zwinger der Feliden aus einer Ansammlung verschieden großer Hütten und zwei größeren Gebäuden mit eingezäuntem Hof ganz am Ende der Einfriedung, in denen die Männchen untergebracht waren. Arkady folgte Jaxyn durch eine Reihe stummer, wütender Blicke zu einer kleinen Hütte am westlichen Rand des Zwingers, der Krankenstation. Die flachen Gesichter, breiten Nasen und schrägen, mandelförmigen Augen machten es vielen Menschen schwer, das Mienenspiel der Feliden zu deuten. Aber Arkady war unter ihnen aufgewachsen und wusste, was die zuckenden Schwänze zu bedeuten hatten. Obwohl keine der Feliden mehr als fünf Fuß maß, waren sie und Jaxyn, wie sie jetzt bemerkte, in Gefahr. Sie ging schneller, um ihren Begleiter einzuholen. Die Feliden mochten Sklaven sein, aber in erster Linie waren sie Kämpfer. Wenn sie sich in einem Fall wie diesem von ihren menschlichen Herren ungerecht behandelt fühlten, würde es Ärger geben.
    Die Hütte, in der Tipsy versorgt wurde, war dunkel, die einzige Lichtquelle eine kleine Kerzenflamme auf einem niedrigen Tischchen, daneben ein Haufen Felldecken auf dem Boden. Es war eine typische Feliden-Wohnstatt: dunkel, warm, klein und gemütlich – genau wie sie es mochten. In der Dunkelheit war schwer auszumachen, wo die Felldecken endeten und Tipsys Körper begann.
    »Wir brauchen mehr Licht«, flüsterte sie Jaxyn zu.
    »Bring noch eine Laterne«, befahl er der Crasii, die über Tipsys schlaffen Körper gebeugt stand. Im Gegensatz zu Arkady gab er sich keine Mühe, die Crasii mit Respekt zu behandeln.
    Prompt richtete sich die schwarz-weiß gefleckte Felide auf und eilte aus der Hütte.
    Arkady sah ihn finster an. »Wie macht Ihr das?«
    »Wie mache ich was?«, fragte der junge Mann.
    »Die Crasii so herumzukommandieren, und sie folgen Euch auch noch aufs Wort?«
    »Nur eine Frage des richtigen Tons«, meinte er und wandte seine Aufmerksamkeit Tipsy zu. Mitleidlos sah er auf sie hinunter. Er musterte die Verletzte prüfend, dann wandte er sich mit einem Schulterzucken ab. »Das da könnt Ihr nur noch erlösen.«
    Ein wütendes oder vielleicht auch kummervolles Fauchen von der Türschwelle der Hütte war der einzige Widerspruch, den Jaxyn auf seine herzlose Ankündigung erntete. Über die Schulter sah Arkady die Scharen von Feliden an, die sich in der Dunkelheit vor der Hütte versammelt hatten, und schloss die Tür, ehe sie Jaxyn antwortete. »Ihr habt sie Euch ja nicht einmal genau angesehen!«
    »Ist auch nicht nötig«, meinte er achselzuckend.

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