Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
dich. Tee genügt uns vorerst.«
Wieder knickste Tassie linkisch und eilte davon.
»Was für ein hübsches Tierchen«, bemerkte Tilly, als die kleine Crasii den Raum verlassen hatte.
Arkady nickte zustimmend. »Unsere eigene Züchtung. Sie ist eine von Fluffys Welpen.«
»Ihr habt es geschafft, aus Fluffy noch einen Wurf herauszubekommen?«
»Wir hätten sie vermutlich noch ein paarmal decken lassen können, aber das arme Ding war schon ganz erschöpft. Die letzten acht Jahre jedes Jahr Zwillinge … Tassie ist aus ihrem letzten Wurf. Wir haben Fluffy von einem Rüden namens Rex decken lassen, den wir Lady Jimison abgekauft haben. Wie ich höre, hat sie geschäumt vor Wut, als ihr klar wurde, was er ihr an Deckgebühren hätte einbringen können, wenn sie ihn behalten hätte.«
»Diese dumme Person könnte einen Caniden nicht von einem Jagdhund unterscheiden«, pflichtete Tilly bei. »Aber wir kommen vom Thema ab. Woher das plötzliche Interesse am Wahrheitsgehalt der Legenden über die Gezeitenfürsten?«
»Ich habe heute einen Mann getroffen, der behauptet, einer zu sein.«
Tilly lachte auf. »Lasst ihn umbringen, Liebes. Damit sollte die Angelegenheit aus der Welt sein.«
»Nun, genau das ist geschehen. Das ist das Problem.«
Tillys Lächeln schwand. »Das ist nicht Euer Ernst.«
»Genau das waren auch meine Worte.«
»Wollt Ihr damit sagen, man hat versucht, einen Mann zu töten, der behauptet, ein Gezeitenfürst zu sein, und er ist nicht gestorben?« Tilly sah entsetzt aus.
»Das ist an sich noch kein Grund, in Aufregung zu geraten«, warnte Arkady. »Der Mann ist ein raffinierter Schwindler, Tilly. Da bin ich mir ganz sicher. Aber ich brauche einen Beweis.«
»Wie wollt Ihr das beweisen?«
»Nun, darüber habe ich mir die ganze letzte Stunde auf dem Rückweg vom Gefängnis den Kopf zerbrochen. Der Mann hat seine Geschichte gut recherchiert und wirkt sehr überzeugend. Er hat den Strang überlebt. Er weiß Dinge über die Crasii, die selbst ich ihnen nur mit großer Mühe entlocken konnte, und ich genieße ihr Vertrauen wie nur wenige sonst. Es wird sehr schwierig werden, ihn zu widerlegen.«
»Lasst ihn noch einmal töten«, schlug Tilly vor. »Wenn er nicht unsterblich ist, hat sich die Frage erledigt.«
»Ich fürchte, so einfach ist es nicht«, seufzte Arkady. »Der Mann ist nicht aus Glaeba, er ist Caelaner. Eine so radikale Maßnahme können wir nicht durchführen, ehe wir nicht alle legalen Mittel ausgeschöpft haben, sonst werden wir große Schwierigkeiten bekommen. Wenn sich allerdings herausstellt, dass der Mann unzurechnungsfähig ist, wird uns die Möglichkeit genommen, ihnen wegen siebenfachen kaltblütigen Mordes hinzurichten – ein Verbrechen, das er bereitwillig gestanden hat.«
»Wenn er behauptet, ein Gezeitenfürst zu sein, Liebes, würde ich auch auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren.«
»Nur sofern er wirklich selber glaubt, ein Gezeitenfürst zu sein. Mein Instinkt sagt mir, dass er uns zum Besten hält.«
»Dann befehlt ihm, etwas Magisches zu tun.«
»Das habe ich versucht. Anscheinend herrscht momentan Ebbe› darum ist er bis zur nächsten Gezeitenwende machtlos.«
»Wie praktisch.«
Bevor sie antworten konnte, schob Tassie einen kleinen Teewagen herein. Sie warteten schweigend ab, bis sie serviert und drei- oder viermal geknickst hatte und sich wieder zur Tür aufmachte.
»Tassie!«, rief Arkady aus einer plötzlichen Eingebung heraus.
»Euer Gnaden?«
Arkady sah die junge Crasii neugierig an. »Würdest du einen Gezeitenfürsten erkennen, wenn du einen siehst?«
Tassie legte die Ohren an und sah zur Seite, auf einmal wirkte sie sehr verlegen. »Die Gezeitenfürsten sind fort, Euer Gnaden.«
»Ja, ich weiß. Aber angenommen, sie kämen zurück? Dein Volk glaubt doch, dass es durch Magie erschaffen wurde, um den Gezeitenfürsten zu dienen. Glaubst du nicht, dass du es merken würdest, wenn dir einer begegnet?«
Die junge Crasii zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht sagen, Euer Gnaden.«
»Nun gut«, seufzte Arkady und wandte sich ihrem Tee zu. »Du kannst jetzt gehen.«
»Sic lügt«, stellte Tilly fest, als Tassie die Tür hinter sich schloss. »Und das ist bei den Crasii ausgesprochen ungewöhnlich.«
»Es ist wohl eher anzunehmen, dass sie die Antwort nicht weiß«, vermutete Arkady. »Wir mögen über den Ursprung der Crasii anders denken als sie selbst, und auch darüber, ob die Gezeitenfürsten wirklich jemals existiert haben, aber wir sind uns
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