Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Jaxyn erhob sich und ging auf die Tür zu. Als er Arkady erreichte, sah sie ihn mit strenger Miene an.
»Jaxyn.«
»Euer Gnaden?«
»Nach diesem Ausflug sollte sie besser noch Jungfrau sein.«
Jaxyn starrte sie an, doch dann lächelte er. Wenn er etwas an Arkady bewunderte, dann war es, dass sie direkt zur Sache kam und unverblümt sagte, was sie dachte, wenn die Situation es erforderte.
»Ihr wisst doch, dass ich nichts kaputt machen würde, woran Stellans Herz hängt«, erinnerte er sie.
»Und ich weiß auch, worauf Ihr aus seid, Jaxyn Aranville. Drum lasst mich Euch versichern: Wenn Ihr vorhabt, eine weitere Nacht unter diesem Dach zu verbringen, bringt Ihr Kylia zu einer angemessenen Tageszeit zurück, in einem Stück, unversehrt und möglichst ohne dass sie Euch hoffnungslos verfallen ist.«
Jaxyn grinste. »Spielverderberin.«
»Versucht nur, sie zu verfuhren«, sagte sie eisig. »Dann werdet Ihr sehen, was für eine Spielverderberin ich sein kann.«
Jaxyn verzichtete auf eine Antwort. Er wandte sich zu Tilly und verbeugte sich vor ihr. »Lady Ponting.« Dann drehte er sich wieder um und dienerte mit einem spöttischen Lächeln vor Arkady. »Euer Gnaden.«
»Es ist mein Ernst, Jaxyn.«
»Ihr seid sehr anziehend, wenn Ihr Euch dominant gebt, habt Ihr das gewusst?«
»Ich bin außerdem nur um Haaresbreite davon entfernt, meine Erlaubnis zurückzuziehen, dass Kylia auch nur einen Schritt allein mit Euch tut«, warnte sie.
»Dann gehe ich jetzt lieber, Euer Gnaden, solange ich noch den Vorteil habe. Ich wünsche den Damen weiterhin einen erquicklichen Vormittag.«
Er entfernte sich rasch, bevor Arkady zu einer Erwiderung kam. Seiner Meinung nach hatte er sie genug gereizt, um dieses kleine Duell für sich als gewonnen zu verbuchen, aber nicht so sehr, dass sie Anlass hatte, ihn aus dem Palast zu werfen.
Jaxyn Aranville bewegte sich bei der Fürstin von Lebec auf sehr dünnem Eis. Früher oder später würde einer von ihnen gehen müssen.
Jaxyn würde alles daransetzen, nicht der Verlierer zu sein.
11
»War das klug?«, fragte Tilly und begann ihre Karten einzusammeln. Arkady läutete die kleine Handglocke auf dem Beistelltisch, um einen Sklaven herbeizurufen, und durchschritt den Morgensalon. Da in beiden Kaminen Feuer brannte, war es warm und ein wenig stickig im Raum. Sic lockerte den Taillenverschluss ihres Jäckchens und öffnete die zwei obersten Blusenknöpfe.
»Wahrscheinlich nicht«, gab sie zu und nahm Platz, wo eben noch Kylia gesessen hatte. »Aber ich wollte in Ruhe mit Euch reden. Es schien mir eine gute Gelegenheit, um Kylia loszuwerden. Habt Ihr ihr wieder die Karten gelegt?«
Tilly nickte. »Sie hat großes Interesse daran, zu erfahren, wer ihr zukünftiger Gemahl ist.«
»Könntet Ihr bitte wahrsagen, dass es nicht Jaxyn Aranville ist?«
»Das könnte ich schon«, meinte Tilly, »aber die Karten sagen vielleicht etwas anderes.«
Arkady nahm die Karte in die Hand, die ihr am nächsten lag, und betrachtete sie ausgiebig. »Glaubt Ihr denn wirklich, dass die Karten etwas über unsere Zukunft aussagen können, Tilly?«
»Ich glaube nicht nicht daran.«
»Das ist keine Antwort.«
»Ich bin Wahrsagerin, Liebes«, kicherte Tilly, »mich unklar auszudrücken gehört zu meinem Geschäft.«
»Glaubt Ihr, dass die Gezeitenfürsten wirklich mal existiert haben?«
Tilly lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah Arkady an. »Dass gerade Ihr mir diese Frage stellt, hätte ich nie erwartet. Wie kommt Ihr darauf?«
»Ich bin neugierig, das ist alles. Ihr wisst ja, ich arbeite zur Geschichte Glaehas vor der großen Naturkatastrophe.«
»Wie man mir sagt, bringt Ihr die Crasii dazu, Euch in ihre Legenden einzuweihen.«
»In den meisten Legenden steckt ein Körnchen Wahrheit, Tilly.«
Sie wurden durch die Ankunft einer Sklavin unterbrochen.
»Ihr habt geläutet, Euer Gnaden?«, fragte die kleine Crasii mit einem linkischen Knicks, und ihre Rute wedelte voller Eifer. Solange sie das nicht in den Griff bekam, durfte sie keinen Dienst im Empfangs- und Galabereich des Palastes versehen, denn dort waren überall kostbare Antiquitäten und Kunstgegenstände von unermesslichem Wert ausgestellt – die meisten davon zerbrechlich.
»Könntest du uns Tee bringen, Tassie?«, fragte sie.
»Natürlich, gern, Euer Gnaden. Darf es sonst noch etwas sein? Habt Ihr nicht noch einen Wunsch? Kann ich sonst gar nichts für Euch tun?«
Arkady lächelte. »Ist schon gut, Tassie, beruhige
Weitere Kostenlose Bücher