Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
konnte das seine Pläne zur Sicherung seiner unmittelbaren Zukunft ernstlich gefährden.
Kylia runzelte die Stirn, sichtlich bekümmert, dass ihr Onkel und seine Gemahlin Eheprobleme haben könnten. »Aber Ihr glaubt doch nicht, dass es so etwas bedeutet, oder, Lady Ponting?«
»Was? Dass Stellan und Arkady ein Zerwürfnis haben? Das ist völlig abwegig, Liebes. Noch nie waren zwei Menschen so verliebt wie diese beiden.«
»Seid Ihr sicher?«
»Habt Ihr sie denn jemals streiten sehen?«, fragte Tilly. »Oder auch nur mitbekommen, dass sie harte Worte wechseln?«
»Nun … nein … ich glaube nicht, jetzt, wo Ihr es sagt.«
»Was bekümmert Euch dann?«
»Hört auf unsere Lady Ponting«, empfahl Jaxyn, da er es für angebracht hielt, der alten Schachtel zu zeigen, dass er auf ihrer Seite war. »Sie kennt sich in solchen Fragen aus. Euer Onkel ist verhebt und war nie glücklicher. Das kann ich selbst bezeugen.«
Tilly warf ihm einen komischen Blick zu, doch sie erhob keine Einwände. Anscheinend war sie im Bilde, was hier vorging. Entweder kannte sie Jaxyns wahre Rolle im fürstlichen Haushalt, oder sie hatte zumindest einen Verdacht. Aber sie war wohl zu alt und gerissen, um sich diesbezüglich aus dem Fenster zu lehnen.
Für einen flüchtigen Augenblick fragte sich Jaxyn, wie viele Leute wohl die Wahrheit argwöhnten. Der König jedenfalls hatte keine Ahnung von der sexuellen Orientierung seines Cousins, so viel wusste Jaxyn sicher. Das hatten Stellan und er vor allem Arkady zu verdanken. Es war allgemein bekannt, wie der König von Glaeba über Männer dachte, die sich zu Männern hingezogen fühlten. Wenn Enteny auch nur einen leisen Verdacht hätte, dass einer seiner meistgeschätzten Berater – und auch noch sein eigener Cousin – sein Vergnügen am anderen Ufer suchte, wäre Stellan längst in Ungnade gefallen und verbannt worden. Und Jaxyns Los, das war ihm klar, wäre mindestens ebenso düster. Das war der Grund, warum er so schamlos mit Frauen flirtete. Jedermann wusste Bescheid über seine Affäre mit Lady Carver. Und sogar Arkady war überzeugt, dass er neuerdings Kylia im Visier hatte. Doch nur sehr wenige wussten, dass er Stellan Deseans Liebhaber war.
Tilly Ponting aber gehörte ganz offensichtlich zu dieser Gruppe.
»Jaxyn hat recht, Liebes«, versicherte Tilly dem jungen Mädchen jetzt und tätschelte ihre Hand. »Euer Onkel Stellan ist in seinem Leben nie glücklicher gewesen.«
»Arkady passt gut auf ihn auf«, gab Kylia zu.
Zu verdammt gut, dachte Jaxyn. Und auf sich selbst genauso.
Arkady trotzte bislang all seinen Bemühungen, die Namen ihrer Liebhaber zu ermitteln. Entweder war sie wirklich außerordentlich diskret, oder aber sie hatte keine. Da Jaxyn Letzteres ausschloss – eine Frau, die so schön war wie Arkady Desean, musste einfach Liebschaften haben –, suchte er hartnäckig nach Beweisen. Bisher vergeblich.
Seinen ursprünglichen Plan Arkady Desean betreffend hatte er für recht schlau gehalten. Er hatte ihn wenige Tage, nachdem er dem Fürsten von Lebec zum ersten Mal begegnet war, ausgebrütet. Jaxyn bot sich eine Situation dar, die förmlich danach schrie, ausgenutzt zu werden – eine Zweckehe zwischen einem mächtigen Mann und einer sehr schönen Frau, um ein Geheimnis zu wahren, das den Cousin des Königs und Inhaber eines Fürstenthrones zugrunde richten würde, wenn es ans Licht kam. Jaxyn hatte geplant, der Liebhaber von Stellan und Arkady zu werden. Mit einem solchen Manöver wäre der Lebensstandard, den er nicht missen wollte, für eine ganze Weile gesichert.
Auf den ersten Blick hatte die Idee absolut brillant ausgesehen. Aber nur, bis er Arkady näher kennenlernte. Dann wurde ihm klar, dass sie ihn verabscheute, dass sie ihm zutiefst misstraute und dass sie seine Pläne vermutlich schon in den ersten paar Minuten ihrer Bekanntschaft durchschaut hatte. Stellan war erheblich vertrauensseliger, Arkady aber würde ihm, Jaxyn, nie auch nur ein einziges Wort glauben. Folglich hatte er den größten Teil des letzten Jahres damit zugebracht, eine Möglichkeit zu suchen, wie er sie erpressen konnte. Er hoffte, dass sich mit Erpressung womöglich doch noch erreichen ließ, was ihm mit seinen Verführungskünsten nicht gelungen war.
Und als er die Hoffnung schon halb aufgegeben hatte, dass sich im Leben der Gemahlin seines Liebhabers jemals etwas auch nur halbwegs Peinliches aufstöbern ließ, da kam plötzlich alles noch ganz anders.
Kylia Debrell tauchte im
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