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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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»Eine Minute, und der Bär nagt auf dem Schenkelknochen dieser Ark herum.«
    »So lange?«, schmunzelte Stellan, als der Zeremonienmeister die kleine Messingglocke an dem verriegelten Tor hinter der Arena läutete, das vermutlich zu den Käfigen führte. Die Menge beugte sich erwartungsvoll auf ihren Bänken vor. Ein wieselhafter kleiner Mann mit einem habgierigen Glanz in den Augen eilte über die Sägespäne auf Stellan, Mathu und Jaxyn zu, um ihre Wetteinsätze entgegenzunehmen.
    »Dürfen wir diese Ark einmal sehen, bevor wir entscheiden, wer die besseren Chancen hat?«, fragte Stellan.
    »Eine furchterregende Kreatur, Euer Gnaden«, versicherte ihm der Mann. »Ihr könnt mit der ruhigen Gewissheit auf sie setzen, dass Ihr reichen Gewinn machen werdet.«
    »Aber ich kann sie erst sehen, nachdem ich auf sie gesetzt habe?«
    »So lauten die Wettregeln des Hauses, Euer Gnaden.«
    »Bei solchen Wettregeln wundert es mich, dass Ihr Euch kein besseres Etablissement leisten könnt.«
    Der Mann lächelte und entblößte eine Reihe brauner Zahnstummel. »Es ist nicht leicht, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Euer Gnaden.«
    »Wenn Ihr vorhabt, das auch weiterhin in meiner Stadt zu tun, solltet Ihr bei mir nicht in Ungnade fallen«, bemerkte der Fürst freundlich.
    Der Mann war nicht dumm. Er verbeugte sich und zeigte auf das verriegelte Tor. »Vielleicht könnten wir für Euch, Euer Gnaden, eine private Sichtung arrangieren?«
    »Ich dachte mir schon, dass Ihr die Dinge ebenso seht wie ich.« »Aber nur für Eure Gnaden«, sagte der Mann mit einem eindringlichen Blick auf Jaxyn und Mathu. »Nicht für Eure Begleiter.«
    In dem großen Verschlag hinter der Arena war es dämmrig, es stank nach abgestandenem Urin und Angst. Der wieselhafte kleine Buchmacher führte Stellan an Käfigen vorbei, in denen verletzte Kampfhunde und Kampfhähne eingesperrt waren – Ergebnis der früheren Kämpfe des Abends. Stellan presste vor Abscheu die Zähne zusammen. Die Tiere winselten vor Angst und Schmerzen oder knurrten die beiden Männer an, als sie an ihren Käfigen vorbeigingen. Schließlich erreichten Stellan und der Buchmacher im hintersten Teil der Lagerhalle zwei ungleich größere Käfige. Im linken befand sich ein prächtiger Schneebär, der größte, den Stellan je gesehen hatte. Er lief ruhelos in seinem Käfig hin und her, als könne er nicht erwarten, endlich herausgelassen zu werden. Die um sein Hinterbein geschlungene Kette schlug mit einem metallischen Klirren gegen die Gitterstangen. Ein paar Männer machten sich eben an seinem Käfig zu schaffen, wohl um ihn in Richtung Arena zu rollen. Einen Augenblick lang musterte Stellan stirnrunzelnd den Bären und fragte sich, was ein anderes Lebewesen gegen solche Kraft ausrichten konnte.
    »Sie haben ihn ausgehungert, tagelang«, informierte ihn eine Frauenstimme aus dem Käfig zur Rechten.
    Stellan drehte sich um, um die Crasii anzusehen. Es schockierte ihn, wie menschlich ihre Erscheinung war. Feliden sahen normalerweise mehr nach Katze aus, aber das Fell dieser Crasii war sandfarben und so fein, dass es aus der Entfernung wie gebräunte Menschenhaut wirkte. Ihr Körper war definitiv der einer Menschenfrau, die grünen Augen mandelförmig, ihre Nase flach, die Ohren spitz. An den Fingern und Zehen besaß sie ausfahrbare Krallen, dank derer sie einem Menschen ohne Weiteres mit einem Tatzenhieb den Leib aufschlitzen konnte. Sie hatte zwei kecke, menschliche Brüste, die nicht so wirkten, als hätten je Junge an ihnen gesäugt. Ihre übrigen Zitzen, die sich wie bei Katzen in zwei Linien über Brustkorb und Bauch zogen, waren in ihrem Fell verborgen und in der dämmrigen Beleuchtung nicht auszumachen. Als sie ans Gitter trat, sah er ihren schlanken, muskulösen Schwanz, der ungeduldig hin und her zuckte. Für eine Felide war sie groß gewachsen, knapp über fünf Fuß, und sie zeigte keine Angst, obwohl sie genau zu wissen schien, was sie erwartete.
    »Kannst du ihn besiegen?« Stellan fragte sich, ob sie so zuversichtlich war, wie sie aussah.
    Das Crasiiweibchen zuckte die Schultern. »Warum sollte ich?«
    »Um weiterzuleben?«, schlug Stellan vor.
    »Damit dieses Wiesel mich in einem Monat wieder antreten lässt, sobald ich mich erholt habe?«, fragte sie und starrte Stellans Begleiter wütend an. »Da lasse ich mich lieber besiegen und mache dem Elend gleich ein Ende.«
    »Alle haben auf den Bären gesetzt.«
    »Dann werden sie eben gewinnen«, erwiderte sie

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