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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ja«, murmelte
ich. »Abgesehen davon, daß ich mir das Kreuz verrenkt und die Nase geplättet
habe, fehlen mir vermutlich ein paar Zähne.« Vorsichtig brachte ich mich in
sitzende Stellung. »Carl Westcott?«
    »Ja, gewiß.« Jetzt klang seine
Stimme recht selbstsicher. »Deswegen war ich auch eben so verwirrt. Ein
halbnackter Mann und eine nackte Frau schauen plötzlich auf mich herab, ohne
jede Vorwarnung, und dann nennen Sie mich beim Namen meines Bruders. Ich hielt
es für eine Falle...« Er schwieg einen Augenblick. »Oder, noch schlimmer«,
fügte er hinzu, »ich fürchtete schon, mein Verstand lasse mich wieder im
Stich.«
    »Wie lange sind Sie schon
hier?« fragte ich ihn.
    »Ich... ich weiß es nicht«,
antwortete er. »Ich scheine hier unten jegliches Zeitgefühl verloren zu haben.«
    »Wie sind Sie denn überhaupt hier
hereingekommen?«
    »Nachdem ich in die Obhut
meines Bruders entlassen worden war, hat er mich in einem kleinen Jagdhaus in
Vermont untergebracht«, berichtete Carl Westcott. »Damit ich mich langsam
wieder an eine für mich gänzlich neue Welt gewöhnen konnte. Das war sehr
großzügig von ihm. Dann, eines Tages, kam völlig unerwartet sein Diener zu mir,
Emile. Er sagte, Eugene wünsche, daß ich einige Wochen bei ihm auf der Insel
verbringe; ich sei dazu durchaus in der Lage, und es werde mir guttun. Wir
flogen nach Los Angeles und dann mit Eugenes Flugboot hierher zur Insel. Aber
als wir ins Haus kamen, war Eugene nicht da. Das ganze Anwesen war
menschenleer, bis auf uns beide. Als ich Emile fragte, entgegnete er, Eugene
werde im Laufe des Nachmittags eintreffen und inzwischen wolle er mir das Haus
zeigen. Dabei gelangten wir auch in den Keller, er hob die Falltür hoch und
zeigte mir diese — diese Höhle. Danach weiß ich nur, er hat mich die Stufen
herabgestoßen und über mir die Falltür zugeschlagen.
    Ich habe keine Ahnung, wie
lange ich das erstemal hier war. Es schien eine Ewigkeit, bis die Falltür sich
wieder öffnete. Emile gestattete mir, hinaufzukommen und im Keller zu essen.
Ich hörte von ihm nicht ein Wort der Erklärung, und natürlich war er viel zu
stark, als daß ich einen Fluchtversuch hätte wagen können. Nachdem ich gegessen
hatte, ließ er mich eine halbe Stunde ums Haus gehen, dann brachte er mich
wieder herunter. Danach bin ich mir über die verflossene Zeit nicht mehr klar,
Mr. Baker.«
    »Das kann ich verstehen«,
meinte ich wahrheitsgemäß. »Mir genügen zehn Minuten in dieser Finsternis, um
an sämtlichen Enden zu zittern.«
    »Ich bekam zu essen«, sagte er
langsam, »und dazwischen lagen lange Stunden der Dunkelheit und Einsamkeit.
Nach einer Weile gab ich das Grübeln auf, warum Emile mir das antat und ob
Eugene davon wußte oder nicht. Ich glaube, ich wurde fast wie ein Tier. Immer
nur darauf warten, daß es hell wurde und zu essen gab — als ob ich Winterschlaf
hielt. Und dann war es wieder einmal Nacht, und er nahm mich wieder mit hinaus,
damit ich Bewegung bekam. Er sagte, wenn ich auch nur einen Laut von mir gäbe,
würde er mich umbringen. Oben im Haus brannte Licht, und ich schöpfte Hoffnung.
Als wir hinter dem Haus waren, unternahm ich einen verzweifelten Versuch und
rannte los. Ein Baum stand da... Ich kann mich nicht einmal erinnern, daß ich
hinaufgeklettert bin, aber ich entsinne mich, in eines der oberen Fenster
geblickt zu haben, also muß ich wohl hinaufgestiegen sein. In dem Zimmer war
eine Frau, aber nicht die Frau, die eben bei Ihnen war, eine andere, mit roten
Haaren; sie schaute aus dem Fenster, sah mich und schrie — und dann packte
Emiles Hand mich am Knöchel. Ich erinnere mich dunkel, daß ich gefallen bin.
Als ich erwachte, lag ich wieder hier in der Dunkelheit. Oder habe ich das
alles vielleicht nur geträumt, Mr. Baker?«
    Ich entsann mich der Hände um
meinen Hals, die mich ins Gebüsch gezerrt hatten, an Emile, den ich
vorübergehen und etwas hinter sich herschleifen gesehen hatte, was ich für die
Leiche Eugene Westcotts gehalten hatte.
    »Nein, Carl«, antwortete ich.
»Sie haben nicht geträumt. Es ist alles tatsächlich passiert. Ich habe gesehen,
wie Emile Sie ins Haus zurückgebracht hat, aber ich konnte in diesem Augenblick
nichts dagegen unternehmen.«
    »Ich bin froh, daß ich es mir
nicht nur eingebildet habe.« Seine Stimme klang wieder zögernd. »Ich fürchtete
das aus naheliegenden Gründen, Mr. Baker. Kennen Sie meine Vergangenheit?«
    »Martha hat mir einiges darüber
erzählt«, sagte ich.
    »Es ist

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