Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
davon, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte. Die Stiefmutter bekam kein einziges Wort heraus, sodass Sjöberg sich gezwungen sah, an ihrer Stelle zu antworten.
»Sven-Gunnar Erlandsson, ist das ihr Vater?«
Sie nickte.
»Es tut mir leid, aber er ist vorhin tot aufgefunden worden.«
Gerdin erhob sich, legte einen Arm um das Mädchen, das leise zu weinen begann, und setzte sie sanft auf einen Stuhl.
»Was ist passiert?«, fragte sie matt, während ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen.
»Er ist erschossen worden«, antwortete Sjöberg. »Eine Joggerin hat ihn gegen fünf Uhr auf dem Waldweg hier in der Nähe gefunden. Wissen Sie, wo er gewesen ist?«
»Im Långbro Värdshus«, antwortete Adrianti Erlandsson mit brüchiger Stimme.
Sie räusperte sich und fuhr fort.
»Die Pokerrunde verfeiert einmal im Jahr ihre Kasse. Sie essen und trinken, bis das Geld alle ist. In der Regel wird es ziemlich spät, also war ich nicht beunruhigt darüber, dass er noch nicht zu Hause war, als ich ins Bett ging.«
Jetzt begannen auch bei ihr die Tränen zu fließen.
»Ach, Kleine«, sage sie und zog das Mädchen zu sich heran. »Meine liebe, kleine Ida.«
Sie saßen ruhig und gefasst beisammen und spendeten einander Wärme und Trost. Sjöberg fand, dass die Szene von einer tiefen Würde geprägt war. Stille Trauer und Liebe.
»Gibt es noch mehr Kinder?«, fragte er.
»Ja. Ich muss Anna und Rasmus anrufen.«
»Wir werden Sie nicht mit Unmengen von Fragen quälen. Aber um weiterarbeiten zu können, brauchen wir jetzt sofort einige wichtige Informationen. Den Rest können wir bei einem späteren Besuch klären. Wir benötigen die Namen und die Adressen oder Telefonnummern aller Leute, die gestern Abend dabei waren. Können Sie uns damit helfen?«
Adrianti Erlandsson küsste das Mädchen auf die Stirn, sammelte ihre Gedanken und wandte sich Sjöberg zu.
»Staffan«, sagte sie. »Staffan Jenner, Svempas bester Freund. Er wohnt nicht weit von hier. Im Blåklintsvägen. Lennart Wiklund. Er wohnt jetzt drüben im Långbrokungens Väg. Und dann noch Janne Siem, der in Långbro wohnt.«
Sjöberg zuckte zusammen.
»Siem?«, wiederholte er. »Hat der vielleicht eine Tochter namens Josefin?«
Sie schaute ihn erstaunt an.
»Ja, sie spielt in der Mannschaft, die Svempa trainiert. Warum?«
»Sie hat ihn gefunden. Beim Joggen.«
Ida schaute mit verschleierten Augen zu ihm hoch und warf dann ihrer Stiefmutter einen schwer zu deutenden Blick zu. Die Stiefmutter sah jetzt noch betroffener aus.
»Armes Kind«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich … weiß nicht, was ich sagen soll … Ich werde nachsehen, ob ich ihre Nummer im Handy gespeichert habe.«
Sie erhob sich mit einem tiefen Seufzen und verließ die Küche.
»Ida, wissen Sie, ob Ihr Vater sein Handy gestern zu Hause gelassen hat?«, nutzte Gerdin die Gelegenheit zu einer Frage an die Tochter.
»Nein, das würde er niemals tun«, antwortete das Mädchen und wischte sich mit der Hand unter der Nase. »Er hatte sein Telefon immer dabei.«
»Was hatte er für ein Modell?«
»Ein iPhone mit sechzehn Gigabyte, in einer roten Hülle. Wurde er ausgeraubt?«
Gerdin warf Sjöberg einen fragenden Blick zu, überließ ihm die Entscheidung, welche ihrer Erkenntnisse sie preisgeben würden.
»Vielleicht«, antwortete er. »Wir haben kein Handy gefunden. Seine Brieftasche war dagegen noch da. Wo hat Ihr Vater gearbeitet?«
»Bei der SEB. Im Kungsträdgården.«
»Wissen Sie, ob er Feinde hatte?«
»Feinde?«
Ida Erlandsson wirkte aufrichtig überrascht.
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Alle lieben Papa. Haben ihn geliebt«, korrigierte sie sich.
Adrianti kehrte mit einem Handy in der Hand zurück. Sie hatte offensichtlich auch die Frage gehört.
»Svempa hatte keine Feinde«, sagte sie. »Ich habe noch nie jemanden ein schlechtes Wort über ihn sagen hören. Großzügig, hilfsbereit, beliebt auf der Arbeit, ein Familienmensch. Er hat den Obdachlosen geholfen und war seit vielen Jahren Fußballtrainer. Ehrenamtlich.«
Neue Tränen schossen ihr in die Augen, während sie sprach, sodass sie sich unterbrach und sich mit den Händen vor den Augen wieder an den Tisch setzte. Sjöberg fand es pietätlos, jetzt noch weitere Fragen zu stellen, also sahen die beiden Polizisten zu, dass sie die letzten Informationen noch bekamen, und verabschiedeten sich.
Sonntagvormittag
Gegen neun, nachdem alle etwas gegessen hatten, versammelten sich die beteiligten
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