Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
war.
*
»Adrianti?«, sagte Gerdin, als sie und Sjöberg sich darauf vorbereiteten, bei Familie Erlandsson zu läuten. »Was ist denn das für ein merkwürdiger Name?«
Sie befanden sich in einer freundlichen Eigenheimsiedlung mit üppigen Gärten, direkt neben einem Waldgebiet, das die Bewohner effektiv von zwei ganz in der Nähe verlaufenden, dicht befahrenen Verkehrsadern abschirmte. Es war derselbe Wald, in dem Sven-Gunnar Erlandsson gefunden worden war, nur ein paar hundert Meter weiter. Das Haus war in einem grünen, fast olivfarbenen Ton gestrichen. Im Unterschied zu den umliegenden Häusern war es nach oben erweitert worden und glich einer Kaufmannsvilla im Kleinformat.
Der Himmel war ein wenig aufgeklart, und was vom Regenwetter noch übrig war, das tropfte auf sie herunter, während sie an dem Audi in der asphaltierten Hofeinfahrt vorbei zum Eingang gingen. Sjöberg drückte auf den Knopf, und ein angenehmes Klingelsignal pflanzte sich durch die Wände fort und bis zu ihnen nach draußen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis eine Frau mittleren Alters in Morgenmantel und Lammfellpantoffeln die Tür öffnete. Sie starrte sie mit einem gehetzten Ausdruck an, ohne etwas zu sagen. Sjöberg hatte den Polizeiausweis bereitgehalten und streckte ihn ihr entgegen.
»Ich heiße Conny Sjöberg und arbeite als Kommissar bei der Hammarbypolizei. Das ist Kriminalinspektor Hedvig Gerdin.«
»Ist etwas passiert?«, fragte die Frau besorgt. »Geht es um Svempa?«
Sjöberg hatte sofort den starken Akzent bemerkt und nahm aufgrund ihres Aussehens an, dass sie wahrscheinlich aus dem südostasiatischen Raum stammte. Das schwarze Haar war hastig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der sich bereits wieder aufzulösen drohte. Mit krampfhaft vor der Brust verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern vermittelte sie den Eindruck, als sei sie gerade erst aus dem Bett gestiegen. Und als wäre ihr Erwachen nicht das beste gewesen.
»Sind Sie Adrianti? Sven-Gunnar Erlandssons Frau?«, fragte Sjöberg und versuchte einen Gesichtsausdruck aufzusetzen, der möglichst wenig von ihrem Auftrag verriet.
Sie nickte.
»Wir würden gerne hereinkommen und uns mit Ihnen unterhalten. Wäre das möglich?«
Sie nickte ein weiteres Mal und trat einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen. Sie befanden sich jetzt in einer kleinen Diele mit Holzpaneelen an den Wänden und einem Flickenteppich auf dem Boden. Auf der Türmatte entledigten sie sich ihrer schlammigen Stiefel und folgten ihr ins Haus. Nachdem sie die Treppe ins Obergeschoss passiert hatten und einen kurzen Blick in ein gemütliches Wohnzimmer mit vollen Bücherregalen und einem alten Klavier werfen konnten, gelangten sie in eine große Küche, die an einem weiß gestrichenen Holztisch im Bauernstil Platz für zehn Personen bot. Auch hier war der Boden mit Flickenteppichen bedeckt. Der anheimelnde Duft nach Curry erinnerte Sjöberg daran, dass er noch nicht gefrühstückt hatte. Mit zitternden Händen zog die Frau einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. Die beiden Polizisten nahmen ihr gegenüber Platz, und Sjöberg wollte gerade das Wort ergreifen, als sie ihm zuvorkam.
»Er ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Ich bin gegen Mitternacht zu Bett gegangen, und da war Svempa noch nicht da. Und als ich eben aufgewacht bin, war er immer noch nicht zu Hause. Was ist denn passiert?«
Sie faltete die Hände vor dem Mund und presste die Finger so fest aneinander, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Er ist vor ein paar Stunden tot aufgefunden worden«, kam Sjöberg direkt zur Sache. »Ganz in der Nähe. Auf dem Spazierweg hier im Wald. Es tut mir furchtbar leid.«
Sie starrte ihn verstört an, unfähig, auch nur ein Wort zu erwidern. Er gab ihr Zeit, die schreckliche Nachricht zu verarbeiten. Da knarrten die Treppenstufen, und kurz darauf tauchte eine junge Frau in der Türöffnung auf, barfuß und im Pyjama. Sie schien um die zwanzig zu sein und ließ ihren Blick verwundert von Sjöberg zu Gerdin wandern, bevor er dem ihrer Mutter begegnete. Oder war es vielleicht ihre Stiefmutter? Die blauen Augen und die blonden Haare sprachen dafür. Ein Hauch von Besorgnis streifte ihr Gesicht, als sie mit einem Blick auf die Digitaluhr im Mikrowellenherd feststellte, dass es tatsächlich so früh war, wie sie gedacht hatte.
»Ist etwas passiert?«, fragte sie mit dem halbherzigen Versuch eines Lächelns. »Ist etwas mit Papa? Adri?«
Die Anrede überzeugte Sjöberg
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