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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Francs in Umlauf gebracht, sondern Pfundnoten. Also blieb die Suche an uns hängen.« Der Geheimdienstchef streckte die Hände zum Feuer. »Schenkst du mir noch einen ein?«
    Llewellyn stand auf und nahm die Flasche vom Tisch. Dann kehrte er in seinen Lehnstuhl zurück und füllte Comptons Glas.
    »Die Druckplatten liegen sicher in einem Schließfach in Liechtenstein, ihre Besitzerin ist Gott sei Dank ein vernünftiger Mensch, dem man ein Angebot unterbreiten kann.« Compton nickte befriedigt. »Wir sind am Verhandeln, und es sieht gut aus. Was die Pfundnoten betrifft, so zersetzt die Zeit sie für uns. Keine Gefahr von dieser Seite. Aber was geschah noch in den Jahren der Operation Bernhard? Was wurde nicht bekannt? Wo war Claessen? Oder was haben wir übersehen?«
    »Du hast mich verloren, Peter«, gab Llewellyn zu.
    »Nein, wir haben gewonnen«, sagte Compton mit leisem Lachen, »das wirst du gleich verstehen. Die vier jungen Männer aus Österreich waren clever, als sie das Geld auf einhundert Konten verteilt haben und nur einem die Liste anvertrauten. Ob sie Claessen umbrachten oder jemand anderer ihn verschwinden ließ, das werden wir wahrscheinlich nie mehr herausfinden. Die alten Männer sind heute alle tot, wir können sie nicht mehr fragen. Es spielt im Endeffekt auch keine Rolle. Claessen hat seine Strafe bekommen, wie immer sie auch aussah. Aber es gab ja noch einen Mann, Paul Hoffmann, der alles wusste. Er war zuverlässig bis in den Tod, weil sein Hass auf die Deutschen und die Schweizer Kriegsprofiteure ihn antrieb. Das wussten die anderen drei nur zu gut. Hoffmann geriet kein einziges Mal in Versuchung, das Geld zu stehlen und für sich zu verwenden. Dann wäre die Rache der vier Musketiere wirkungslos verpufft, und das durfte niemals passieren. War er es doch gewesen, der die Hinweise verschlüsselt hatte und als Einziger wusste, wo die Liste versteckt war, fünfundsechzig Jahre lang …«
    »Ein Menschenleben«, bekräftigte Llewellyn.
    Compton nickte nachdenklich. »Versetze dich für eine Minute an die Stelle der alten Männer, die ihr ganzes Leben lang mit dem Konflikt leben mussten, als Juden in der deutschen Wehrmacht gedient zu haben, ohne ihren Glaubensbrüdern helfen zu können. Im Gegenteil, sie mussten auch noch an ihrer Vernichtung im Stollen mitarbeiten. Das würde wohl den Stärksten in den Wahnsinn treiben, über kurz oder lang.«
    Der Geheimdienstchef nahm einen großen Schluck Sherry. »Paul Hoffmann war so eigensinnig, nicht einmal mit den anderen zusammentreffen zu wollen in all den Jahren. Er hatte den Weg verschlüsselt, er wusste, wo das Ziel war. Deshalb hätte ich ihn gern gesprochen, bevor er die Tauben fliegen ließ. Aber hätte es mir etwas genützt? Wohl kaum. Er hätte geschwiegen, wenn nötig bis ins Grab. Paul Hoffmann war einfallsreich, klug und intelligent. Er hätte einen Weg gefunden, mit mir zu sprechen, nichts zu sagen und trotzdem seine Hinweise zu verschicken, davon bin ich überzeugt.«
    »Seit wann wusstest du von ihm?«
    »Ach, seit langer Zeit«, winkte Compton ab. »Wir kontrollierten nach der Festnahme Mengeles durch die Israelis erneut die Aufstellungen der Vatikan- und Rot-Kreuz-Pässe, verglichen Namen, recherchierten Reisewege und Zielorte. Die Operation lief damals unter dem Codenamen Southbound. Dabei stellte sich heraus, dass nur wenige der verwendeten Pässe nicht auf den penibel geführten Listen Roms verzeichnet waren, darunter auch die der vier Freunde aus Österreich. So begannen wir weiter zu bohren, tiefer zu gehen und fanden bald heraus, dass sie gemeinsam in die Schweiz eingereist, aber getrennt wieder ausgereist waren. Der Letzte, der das Land verließ, war Paul Hoffmann. Im Gegensatz zu den anderen flog er nicht direkt nach Südamerika, er reiste auf dem Landweg nach Italien und flog danach von Rom aus. Interessant, nicht wahr?«
    »Du alter Fuchs«, wisperte Llewellyn bewundernd.
    »Paul Hoffmann versteckte die Liste in der Villa Borbone, wie die Südamerikaner herausgefunden haben, weil er als Kind zweimal mit seinem Vater da war, im Urlaub in Pianore, bei einem Onkel, der in der Villa Hausmeister und Gärtner war. Hoffmann bewunderte die letzte österreichische Kaiserin aus dem Hause Bourbon-Parma. Seinen Plan hatte er bereits in der Schweiz ausgeheckt. So konnte er die Hinweise verschlüsseln und im Beau Rivage Palace in Lausanne verstecken. Dann fuhr er weiter nach Rom und flog nach Kolumbien.«
    »Und traf sich mit den

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