Falsch
von den sechzig Millionen?«, fragte der Major bass erstaunt.
»Ich habe befürchtet, dass du das fragen würdest«, antwortete der Geheimdienstchef leise, »und ich könnte jetzt sagen, das geht dich nichts an. Aber das wäre wahrscheinlich nicht sehr zielführend, wie ich deine Hartnäckigkeit kenne.«
»Ganz und gar nicht zielführend«, bestätigte Llewellyn.
»Die Operation Bernhard war ein äußerst effektives Unternehmen, straff durchorganisiert und mit unzähligen Talenten gesegnet. Sie brachten die britische Wirtschaft ins Wanken, sie fälschten alle Pässe dieser Welt, solange es ihnen nützte, und sie führten peinlich genau Listen über jede einzelne Banknote. Allein mehr als hundert Millionen Pfund druckten sie in Spitzenqualität. Doch was die wenigsten wussten: Sie druckten auch perfekte Dollarnoten in ungeheuren Mengen, die allerdings bei einem Transport nach Italien spurlos verschwanden.«
Compton drehte sich zu Llewellyn und grinste wie ein Schuljunge, dem ein besonders guter Streich gelungen war.
»Von den sechzig Millionen Dollar der alten Männer war nicht ein einziger echt. Die Geldnoten waren alle – falsch.«
Christopher Weber kehrte nach einigen Tagen Urlaub in Rosheim im Elsass gemeinsam mit Bernadettenach München zurück, beendete sein Studium mit nur zwei Wochen Verspätung und fand eines Tages vor der Wohnung seines Freundes Martin, bei dem er für einige Zeit schlief, ein funkelnagelneues Wohnmobil mit einer Notiz an der Fahrertür. »Mit den besten Wünschen von DeBeers. Warum ziehst du nicht zu mir? Wir könnten das Wohnmobil in den Garten stellen, und wenn wir genug voneinander haben, dann kannst du noch immer ins Grüne ziehen … Bernadette.« Chris überlegte nicht lange und zog in die Robert-Koch-Straße nach Grünwald. Bernadettes Eltern waren anfangs ganz und gar nicht begeistert, aber als die »Unternehmensberatung Weber« eröffnete, war Vinzenz Bornheim Christophers erster Kunde. Freund Martin war sein zweiter – was ihm trotzdem nicht den Schlüssel für den Porsche 911 Turbo eintrug …
Bernadette Bornheim genoss den Kurzurlaub in vollen Zügen, begleitete dann Christopher nach Hause und besuchte bei dieser Gelegenheit gleich ihre Eltern, denen sie von ihm erzählte und verkündete: »Wenn er möchte, dann werde ich mit ihm zusammenziehen.« Das darauffolgende dramatische Wortgefecht kürzte sie mit der Bemerkung ab: »Wir bleiben im zweiten Haus. Wenn ihr das nicht wollt, dann kann ich auch ganz ausziehen.« Ihre Eltern gaben nach einigem Zögern klein bei und nahmen sich vor, den ungebetenen neuen Mitbewohner einfach zu ignorieren. Doch nach und nach gaben sie ihren Widerstand auf. Vor allem, nachdem sich herausstellte, dass Christopher keinen Cent von Bernadette annehmen wollte und stattdessen ehrgeizig seine eigenen beruflichen Wege ging. Bernadette pendelte weiterhin zwischen Basel und München, weil sie Francesca ins Herz geschlossen hatte und ihren Beruf im Institut Peterhof immer aufregender fand.
Georg Gruber erholte sich rasch von seiner Kopfverletzung und telefonierte vor seiner Abreise aus dem Spital mit Fiona Klausner und John Finch, die ihn in das Geheimnis der alten Männer einweihten. Völlig sprachlos über die Höhe der Summe und zufrieden mit der Lösung im Sinne seines Vaters und dessen Freunden, nahm er das nächste Flugzeug und flog von Mailand aus zurück nach Bogotá. Nach Absprache mit Fiona überließ er ihr bereitwillig die Einrichtung der Stiftung und deren Leitung. Seine Familie erwartete ihn am Flughafen in Bogotá und war überglücklich darüber, dass der Totenkopfring, der mit der Taube aus Kolumbien gekommen war, nach fast siebzig Jahren doch noch etwas Gutes gebracht hatte. Bei seiner Rückkehr in die Firma fand er einen Bankauszug auf seinem Schreibtisch vor, der den Erhalt von 75000 Dollar quittierte, den John Finch ihm als zweite Rate für den Ring überwiesen hatte. Er kämpfte lange mit sich, ob er die beiden Schwestern in seinem Vorzimmer endlich in Pension schicken sollte oder nicht. Dann überlegte er, was sein Vater wohl gemacht hätte. Schließlich blieb alles beim Alten. Doch für Georg war nach dem Abenteuer in Europa nichts mehr, wie es einmal war. Er trat zwei Jahre später zum Judentum über und versuchte, auch damit dem Vermächtnis seines Vaters zu entsprechen.
Francesca Di Lauro, der bemerkenswerte weibliche Savant, blieb am Institut Peterhof bis zum Abitur und entwickelte sich dank der fürsorglichen
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