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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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tatsächlich unsere Jungs sind, die hier an der Westküste aktiv sind. Die Bankräuber waren nämlich zu viert, einer von ihnen offenbar verletzt. Ich möchte behaupten, dass es unsere Jungs sind. Es spricht nämlich noch ein Faktor dafür.«
    »Und der wäre?« fragte Hultin geduldig.
    »Zeugenaussagen von der Bank«, sagte Chavez. »Vier Räuber. Drei mit schwarzen Gesichtsmasken. Einer mit einer anderen Farbe. Gold. Ihr erinnert euch vielleicht an die goldenen Fasern in Sickla ...«
    Hultin nickte, wandte jedoch ein: »Erst raubt man Rajko Nedic eine saftige Lieferung, wahrscheinlich einige Millionen, dann macht man mit einer Serie riskanter kleiner Raubüberfälle an der Westküste weiter. Der kleinste bringt viertausendzweihundertzwölf Kronen. Das klingt unwahrscheinlich.«
    »Das ist unwahrscheinlich«, sagte Söderstedt.
    Wieder wandten sich ihm alle Blicke zu. Er hatte etwas in der Hinterhand, hielt es aber zurück, das war klar.
    »Es ist unwahrscheinlich, weil die Prämissen falsch sind«, verdeutlichte Söderstedt. »Wenn man die Prämissen ändert, wird es nicht nur wahrscheinlich, sondern wahr.«
    Die Verdeutlichung hatte es nicht gerade deutlicher gemacht.
    »Ich möchte später darauf zurückkommen, bitte«, endete er und starrte die Wand an.
    Chavez fand, dass er verärgert sein sollte. Zu seiner Verwunderung war er das nicht. Die Neugier überwog. Er sprang vom Pult herunter und kehrte an seinen gewöhnlichen Platz zurück.
    »Kerstin?« sagte Hultin.
    »Schon bei der Arbeit«, sagte Kerstin Holm, stieg aufs Podium und begann, mit Hilfe der Marienkäfermagneten ein großes Foto an der Flipchart zu befestigen. »Dies wird wohl nur ein kleines Zwischenspiel, während wir auf Artos Enthüllungen warten. Wie ihr wisst, haben wir den Kvarnenmörder festgenommen, einen schüchternen und von allen übersehenen kleinen Jungen mit Namen Conny Nilsson. Ein ganz und gar nicht blutrünstiger Mörder. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich habe den Eindruck, als wäre er nur ein Werkzeug von etwas Größerem, das in unserer Gesellschaft in Bewegung ist. Ein junger, etwas willenloser Mann, der plötzlich, ohne zu begreifen, wie, den blutigen Griff eines Bierkrugs in seiner Hand sieht. Ich weiß nicht, aber die Sache hat etwas Schreckliches, worauf ich aber nicht richtig den Finger legen kann. Nun gut, dass der Täter gefasst ist, hat es kaum leichter gemacht, die Zeugen aus dem Kvarnen noch einmal zu vernehmen. Die ganze Bagage scheint in Urlaub gefahren zu sein und sich in alle Winde zerstreut zu haben. Paul und ich haben ja daran gearbeitet, den ›Polizisten‹ einzukreisen. Ein paar der Zeugen sind wie vom Erdboden verschluckt, bei anderen haben wir lange nachforschen müssen, um sie zu erreichen. Endlich sind wir ein Stück weitergekommen. Es hat den Anschein, als sei der ›Polizist‹ dunkelhaarig und habe einen Bart. Man scheint ziemlich einig darin zu sein, dass er unter vierzig ist. Der Zeuge mit dem besten Erinnerungsvermögen, die sogenannte Steintunte, behauptet mit Bestimmtheit, dass der ›Polizist‹ einen kleinen schwarzen Kinnbart trug, ihr wisst schon, diese Art von Bart, der sozusagen den Mund umschließt. Und, wenn wir etwas genauer eine äußerst exakte und wissenschaftlich gesäuberte Vergrößerung des Fotos betrachten, auf dem er also fast ganz von Hammarbyfans verdeckt ist, können wir hier ganz richtig Fragmente eines solchen Barts erkennen.«
    »Und da«, sagte Paul Hjelm, »haben wir uns natürlich gefragt, wo wir zuletzt einen Polizisten mit einem solchen Bart gesehen haben. Natürlich unter der Voraussetzung, dass es sich tatsächlich um einen Polizisten handelt. Es ist noch nicht lange her, dass wir einen dunkelhaarigen Polizeibeamten im passenden Alter und mit dem richtigen Bart gesehen haben. Obwohl es natürlich viele gibt.«
    »O Gott«, platzte Chavez heraus. Sara erstand vor seinem inneren Auge. Die wunderbare Sara Svenhagen. Die Mauern, die zwischen ihnen in die Höhe gewachsen waren. Und ihm entfuhr die Bemerkung: »Saras Chef.«
    Gunnar Nyberg zuckte zusammen und starrte ihn skeptisch an. Hatte Chavez wirklich seine Lichtgestalt gemeint? Was hatte sie mit Jorge zu schaffen? Und sein eigener – zweiter - Chef? Party-Ragge?
    »Jetzt wollen wir mal ganz, ganz behutsam vorgehen«, artikulierte Jan-Olov Hultin überdeutlich. »Keiner, will sagen keiner, setzt irgendwelche übereilten Beschuldigungen von Kollegen in die Welt, bevor wir nicht sehr, sehr gründlich

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