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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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die Fakten geprüft haben. Ist das klar? Gibt es irgendeinen Grund, dass wir Kriminalkommissar Ragnar Hellberg verdächtigen sollten? Dass er einen kleinen dunklen Kinnbart trägt? Ein bisschen mehr müssten wir schon auf die Beine stellen.«
    »Redet ihr von Ragnar Hellberg?« platzte Nyberg heraus. »Party-Ragge? Aber der ist doch vollständig – harmlos.«
    »Jetzt könnte man natürlich behaupten, dass kein Kriminalkommissar bei der Reichskriminalpolizei vollständig harmlos ist«, sagte Hultin scharf und fixierte Nyberg. »Aber im Grunde hat Gunnar recht: Es gibt keinerlei Verdacht gegen Ragnar Hellberg oder einen anderen bestimmten Polizeibeamten in diesem Land. Jetzt gehen wir wieder zur Realität über. Nicht wahr, Gunnar?«
    Nyberg war immer noch vollkommen fassungslos. Erst das mit Jorge und Sara – dann Party-Ragge. Party-Ragge war in seinen Augen die Kosmetik der Pädophilen-Gruppe, eine Galionsfigur, die ein robustes, aber wenig aufsehenerregendes Schiff schmücken sollte. Zitat Ludvig Johnsson.
    Der Partypolizist gegen den Einsiedlerpolizisten.
    Dann riss er sich zusammen und startete mit zerstreutem Tonfall seinen eigenen kleinen Triumphzug: »Niklas Lindberg kann kein Gespräch zwischen Rajko Nedics Männern in Kumla belauscht haben, weil sie untereinander immer serbokroatisch sprechen; das ist kennzeichnend für die ganze Bande. Also muss irgend jemand gesungen haben. Zuerst hat irgend jemand davon gesungen, dass eine Großlieferung bevorstand und dass am Abend des 23. Juni, also am Tag vor Lindbergs Entlassung, ein vorbereitendes Treffen im Kvarnen stattfinden würde. Dann folterte Lindberg Vukotic, um den Ort der Übergabe herauszubekommen, während gleichzeitig seine Leute das gleiche herausfanden, indem sie das Treffen im Kvarnen abhörten. Doppelt gecheckt, wie gesagt. Aber – derjenige, der das Ganze ins Rollen brachte, war jemand ganz anderer, etwas im Umfeld von Nedic so Einzigartiges wie ein Spitzel. Dieser Spitzel war nach verrichteter Arbeit im Dienst der ethnischen Säuberung in die Fremdenlegion eingetreten, wo er einen Schweden traf, der seine rechtsextreme Ideologie teilte. Dieser Schwede war Niklas Lindberg. Als dann beide, aus unterschiedlichen Gründen, in Kumla landeten, wurde der Spitzel Lindbergs Verbindungsglied zum Nedic-Imperium. Dieser Spitzel heißt Risto Petrovic.«
    »›Ein paar Jugos der gleichen Sorte‹«, sagte der gerade erwachte Viggo Norlander forsch. Alle waren überzeugt, dass er im Schlaf redete.
    »Risto Petrovic«, fuhr Gunnar Nyberg fort, »sitzt zur Zeit gut bewacht an einem geheimen Ort als potentieller Kronzeuge. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er viel über seinen Gesinnungsfreund Niklas Lindberg und seinen Arbeitgeber Rajko Nedic zu berichten. Dagegen hat er keine Ahnung, wo Lindberg und Genossen sich derzeit befinden.«
    »Aber das hat Arto«, sagte Hultin ausdruckslos, während alle weiter verblüfft auf Gunnar Nyberg starrten, der schon wieder in seine körperliche Hülle zurückgesunken war.
    »Wir hätten ihren Hintergrund kontrollieren müssen«, sagte Söderstedt selbstkritisch.
    »Das hätte nichts gebracht«, sagte Nyberg. »Petrovic benutzte bei der Fremdenlegion einen falschen Namen. Jovan Sotra. Und da war Niklas Lindberg noch gar nicht auf der Bildfläche erschienen.«
    »Aber trotzdem«, beharrte Söderstedt sinnlos und stand auf. Er ging zur Flipchart und schüttelte enttäuscht den Kopf. Dann befestigte er quer über alle Fotos und Pfeile und Aufzeichnungen eine riesige Karte. Es war die südliche Hälfte von Schonen. Drei verschiedenfarbige Schnörkel waren an verschiedenen Stellen des Landes eingezeichnet – wie übriggebliebene Papierschlangen nach einem Krebsessen.
    »Ja, also, hört her«, begann er unkonzentriert. »Was ich gefunden habe, ist ziemlich seltsam. Möglicherweise ist es ein Zufall. Vermutlich nicht. Kürzlich habe ich mit Hilfe beharrlicher gedanklicher Tüftelarbeit in der Internetversion von Gula Tidningen auf der Seite ›Ich liebe dich‹ der Woche eine Serie rätselhafter Mitteilungen gefunden. Zwei Parteien tauschten Informationen über ihre Position aus, und zwar unter Zuhilfenahme selbstgestrickter Hinweise auf das literarische Meisterwerk Motormannens vägatlas over Sverige. Meine Aufmerksamkeit wurde dadurch geweckt, dass sie die Schwestern Florento zitierten. Erinnert ihr euch an die?«
    »Ja«, nickte Kerstin Holm. »Sexsklavinnen, die einen Aufruhr starteten und ihren Zuhälter um eine Masse Kohle

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