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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Ferne einen Jet am Himmel, der bestimmt gerade vom Kennedy Airport gestartet war.
    Der Leibwächter machte einen Schritt auf mich zu.
    Ich lächelte einladend.
    »Mr. Corman«, sagte eine tiefe weibliche Stimme.
    Von irgendwo links nahte eine große schlanke Frau.
    »Ja, Ma’am?«
    »Lassen Sie uns für dieses Mal auf die Routine verzichten. Ich bin sicher, Mr. McGill ist nicht hier, um Ärger zu machen.«
    »Aber Miss Sanderson …«
    »Treten Sie beiseite«, sagte sie mit einer Stimme, die es gewohnt war, dass man ihr gehorchte.
    Mr. Corman wich einen Schritt zurück, während die Frau näher kam.
    Zunächst konnte ich ihr Gesicht im Gegenlicht nicht erkennen, bis plötzlich aus dem Eingangsbereich Licht auf ihre Züge fiel.
    Es war die Maske einer vierzigjährigen Frau, perfekt angepasst an einen Schädel auf dem Körper einer fitten Siebzigjährigen. Sie hatte ihr Pilates gemacht und hektarweise Brokkoli gegessen, doch das hatte die Uhr nicht anhalten können, nicht ganz jedenfalls.
    »Sie müssen Mr. Corman entschuldigen«, sagte sie. »Er ist neu bei mir angestellt und hat die Feinheiten seiner Position noch nicht ganz verinnerlicht.«
    »Ist Oscar Shell auch einer Ihrer Angestellten?«, fragte ich.
    »Für mich arbeiten tausende von Menschen. Sie können unmöglich erwarten, dass ich sie alle mit Namen kenne.«
    Vier Meter hinter ihr standen auf hellem Kiefernboden zwei schwarze Sofas.
    »Was wollen Sie von Mr. Shell?«, fragte sie.
    Ihre stahlgraue Hose und die violette Bluse waren für die Vierzigjährige entworfen, die sie darstellen wollte, doch ihre Hände waren voller Altersflecken und faltig.
    Ich blickte nach links, um zu sehen, was Corman trieb. Er beobachtete mich mit der gleichen Absicht.
    »Mr. McGill?«, bohrte Sandra Sanderson III .
    »Ich wollte ihn etwas fragen.«
    »Und was wäre das?«
    »Wer ihn engagiert hat, um meine Klientin zu belästigen und zu bedrohen?«
    »Sind Sie Anwalt?«
    »Privatdetektiv.«
    »Verstehe. Und wer ist Ihre Klientin?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Und wie viel zahlt diese Klientin Ihnen?«
    »Den aktuellen Tagessatz. Mehr berechne ich nie.«
    »Verstehe.«
    »Sie kennen ihn nicht?«
    »Nein.«
    »Warum bin ich dann hier?«
    »Ich wollte Sie mir mal ansehen.« Ihre Worte erzielten die beabsichtigte ominöse Wirkung.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Wenn Sie wünschen.«
    »Außerhalb des Königsadels und der Kreuzschifffahrt habe ich noch von keinem Frauennamen gehört, dem ein ›die Dritte‹ angehängt war. Hatte Ihre Mutter den Beinamen ›Junior‹?«
    »Ich entstamme einer langen Linie starker Frauen, Mr. McGill. Ich denke, diese Tatsache werden Sie irgendwann im Laufe Ihrer fehlgeleiteten Ermittlung zu spüren bekommen.«
    »Wollen Sie mir erzählen, dass Ihnen das Leontine Building in der Park Avenue nicht gehört?«, fragte ich.
    Das löste irgendwas im Blick der alten Frau aus.
    »Nehmen Sie einen Augenblick mit mir Platz, Mr. McGill«, befahl sie.
    Wir schlenderten in ihr straßenblockgroßes Wohnzimmer – Sandra voran, ich dicht hinter ihr, während Corman die Nachhut bildete.
    Sie wies auf eines der schwarzen Sofas, und ich setzte mich. Miss Sanderson ließ sich auf ihrem Ebenholzdiwan nieder und legte die Hände zusammen wie zu einem symbolischen, leidenschaftslosen Gebet.
    »Haben Sie Kinder, Mr. McGill?«
    »Ich habe Freunde mit Pistolen«, erwiderte ich in Reaktion auf eine gefühlte Drohung.
    »Ich verfüge über Reichtum jenseits der Vorstellungskraft eines Normalbürgers«, sagte sie, »und trotzdem konnte ich das Leben meines Sohnes nicht retten.«
    »Das habe ich gelesen. Es tut mir leid.«
    »Ich würde alles tun, um das Andenken meines Sohnes in das Gefüge dieser Stadt einzubringen, die er so geliebt hat.«
    »New York ist wie ein brodelnder Kessel«, sagte ich mit nur einer vagen Ahnung, warum, »in dem wir alle verzehrt werden.«
    »Sie reden von unten auf der Straße«, erklärte Miss Sanderson mir mit einer wegwerfenden Geste ihrer leberfleckigen Hand. »Hier oben ist es anders. Hier oben können wir einen Unterschied machen.«
    Ich starrte aus dem Fenster und sinnierte über das Wesen der Kombination aus Verrücktheit und Reichtum.
    »Kennen Sie einen Mann namens … Alphonse Rinaldo?«, fragte sie.
    »Nein. Wer ist das?«
    Trotz meiner gewohnten Kaltblütigkeit brach mir der Schweiß auf der Stirn aus.
    »Ich könnte Sie zu einem reichen Mann machen«, bot sie an.
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Wo kann ich Angelique Lear

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