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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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meine Frau als auch meine Freundin jetzt einen Freund haben.«
    »Was schlecht für den Ganter ist, ist in diesem Fall gut für die Gans«, sagte sie.
    Ich küsste sie.
    Der Kuss oder meine Körpersprache müssen ein wenig zögerlich gewirkt haben, denn sie sagte: »Keine Sorge. Ich verlange nicht mehr, als ich schon bekommen habe. Ich bin wirklich verheiratet. Jeff ist Maler. Er ist in einer Künstlerkolonie in New Hampshire. Er ist die Sorte Mann, der keine drei Tage ohne Sex leben kann, deshalb weiß ich, dass er mit jemandem zusammen ist.«
    »Das heißt, ich bin deine Rache?«
    »Mein Trost«, sagte sie, und wir hielten uns eine Weile im Arm.
     
    Berauscht von mehr als Alkohol stieg ich aus dem Taxi. Ich war immer noch high von dem kurzen Kampf mitden Sicherheitsleuten der Regents Bank und der Leidenschaft, die Lucy, die Barkeeperin, mir entlockt hatte. Vor meiner Haustür atmete ich tief ein. Ein Mann berührte meinen linken Trizeps, genau auf der Stichwunde. Ich wandte den ganzen Oberkörper in seine Richtung, als mich der Schlag von hinten erwischte.
    Mir blieb nur noch ein kurzer Augenblick bei Bewusstsein, ein Streifen verblassenden Lichts, den ich damit vergeudete, mich zu fragen, ob man mir in den Hinterkopf geschossen hatte.

54
    Der Geruch von Holzasche und Kiefernnadeln war das erste Anzeichen dafür, dass ich mein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Ich befand mich in sitzender Position. Meine Finger waren taub, da meine Handgelenke eng an die Armlehnen des schweren Stuhls gefesselt waren. Auch meine Füße würden nirgendwohin gehen, denn sie waren an die Vorderbeine des nämlichen Stuhls geschnallt.
    Es dauerte einen Moment, dann hörte ich die Sirene eines heranrasenden Feuerwehrwagens. Das waren die Kopfschmerzen von dem Schlag auf den Hinterkopf.
    Die Lichter im Raum erschienen mir in meinem pochenden Schmerz wie Sterne – Punkte in der Dunkelheit, die nichts außer sich selbst beleuchten.
    »Er ist wach«, sagte eine raue Stimme.
    In dem Zimmer rührte sich etwas.
    Zwei große Umrisse bewegten sich in meine Richtung. Männer in Anzügen. Einer war groß und brutal. Der andere sah aus wie ein Manager in einem großen Büro mit Glasfront.
    »Mr. McGill«, sagte der Manager.
    »Wer ist das?« Ich musste die Augen zusammenkneifen, um am Schmerz vorbeischauen zu können.
    »Mein Name ist Shell«, sagte er. »Ich habe gehört, Sie wollten mich sprechen.«
    Irgendwas daran, wie diese Gedanken in Verbindung gebracht werden konnten, ließ mein Blickfeld klarerwerden. Ich war in einer Hütte, dem Geruch nach zu urteilen irgendwo im Wald. Der größere Mann war ziemlich behaart und trug einen grauen Wollanzug. Ich nannte ihn insgeheim Mammut. Shells Anzug war von einem matten Silbergrau, dazu trug er teure italienische Schuhe aus rotbraunem Leder.
    »Sie hätten mich einfach anrufen können«, sagte ich.
    Ich unterdrückte den Drang, mich zu übergeben. Weder Mammut noch Shell sahen aus, als würden sie hinter mir sauber machen.
    »Alles hat seine Zeit«, psalmodierte Shell. »Dies, mein Freund, ist nicht der Augenblick für Tapferkeit.«
    »Ach nein? Wieso nicht?«
    Der Schlag, den Shell mir verpasste, war hart – sehr hart. Das Gewicht des Stuhls fixierte mich am Boden, was dem Treffer noch mehr Wucht gab. Ich bin es gewohnt, geschlagen zu werden. Ich habe seit vierzig Jahren Sparrings- und Preiskämpfe ausgetragen, aber Shells Punch war amtlich, ein zweites Feuerwehrauto, das frontal in das erste raste.
    Als ich wieder zu mir kam, spürte ich kaltes Wasser, das mir in die Ohren und den Hals hinunter sickerte. Durch die Kälte fühlte ich mich zum ersten Mal an Patrick und Diego erinnert – es sollte nicht das letzte Mal bleiben.
    »Wenn Sie meine Fragen nicht beantworten, können Sie ernsthaften Schaden erleiden«, warnte mich Shell.
    Ich blinzelte zwei Mal. Blut floss über meine linke Stirnhälfte. Mein oberer Rücken und mein linker Arm brannten.
    Ich erinnere mich, gedacht zu haben, dass meine Ermittlung erfolgreich gewesen war, dass sich alle Teile zusammenfügten – und mir auf den Kopf fielen.
    Shell schlug mich erneut, doch ich blieb bei Bewusstsein.
    »Wo ist Angelique?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht.«
    »Was wissen Sie nicht?«
    »Wo Angelique ist.«
    Er schlug mich noch mal und spritzte mich dann wieder mit kaltem Wasser ab.
    Es wurde kälter. Die Eiseskälte erinnerte mich ein weiteres Mal an Patrick.
    »Sie müssen Sie kennen«, sagte Shell. »Sie wussten von mir.«
    »Ich habe sie

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