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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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finden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sind Sie ein Narr, Mr. McGill?«
    »Das auf jeden Fall.«
    »Ich werde mein Mahnmal bekommen, oder dieses Kind wird sterben. So wie mein Sohn gestorben ist.«
    »Nicht, solange ich da bin.«
    »Sie sind nichts«, meinte sie.
    Sie sagte das mit einer Endgültigkeit, als hätte ein hohes Gericht gerade ein Urteil über meine Seele gesprochen.
    »Grant«, sagte sie dann an Mr. Corman gewandt. »Begleiten Sie unseren Gast hinaus.«
    »Ich kann selbst auf den Knopf drücken«, sagte ich.
    Trotz meiner Puddingknie stand ich auf. Ich habe vielleicht gewankt, aber diese Runde würde ich aufrecht stehend beenden.

53
    Ich hatte es am grünen Empfangstisch vorbei und mehr als halb durch die breite Halle der Regents Bank geschafft.
    »Verzeihung, Sir«, sagte einer der stämmigen Wachleute von vorhin.
    Ich ging weiter.
    »Verzeihung.«
    Ich war ziemlich flott unterwegs und keine fünf Meter mehr von der Drehtür entfernt, als einer der beiden Männer sich vor mir aufbaute. Kurz darauf stand sein Partner neben ihm.
    Der eine war schwarz, der andere weiß, vor allem aber waren sie austauschbare Lakaien des Unternehmens. Sie trugen beide dunkelblaue Anzüge und waren auch etwa gleich groß.
    »Ja?«
    »Kommen Sie bitte mit«, sagte der Weiße. »Wir haben einige Fragen.«
    »Nein danke.«
    »Wir müssen darauf bestehen.«
    »Sie werden all Ihre Vorderzähne schlucken, bevor ich mit Ihnen beiden irgendwohin gehe.«
    »Was?«, fragte der schwarze Firmencop und legte eine Hand auf meine Schulter.
    Für einen Mann Mitte fünfzig bin ich ziemlich fix. Ich duckte mich und platzierte einen guten linken Haken gegen den Körper des Schwarzen. Die Wunde vonPatricks Messer riss ein wenig, doch das war es wert. Am tiefen Ausatmen des Wachmanns erkannte ich, dass er einen Moment brauchen würde, um sich zu erholen. Im Hochkommen verpasste ich dem Weißen mit der Rechten einen Kinnhaken, auf den er nicht vorbereitet war. Er landete flach auf dem Rücken, und ich setzte meinen Weg Richtung Tür fort.
    Hinter mir schrien Leute, doch ich hatte mich hinreichend deutlich ausgedrückt. Niemand versuchte, mich aufzuhalten. Als ich aus dem Gebäude trat, fühlte ich mich zum ersten Mal seit Tagen eins mit der Welt.
     
    »Keine Bewegung«, befahl eine Stimme auf der 49 th Street zwischen 5 th und 6 th Avenue.
    Ich blieb stehen und drehte mich um. Vier uniformierte Polizeibeamte nahten.
    »Ja bitte?«, fragte ich mit einem aufrichtigen Lächeln.
    »Keine Bewegung.«
    »Gibt es ein Problem?«
    Ich mochte die Truppe des neuen NYDP , selbst wenn sie nichts mit mir anfangen konnte. Dieses kleine Team bestand aus einer schwarzen Frau und einem schwarzen Mann, einem Asiaten und einem strohblonden Neuling, zu dem mir aus irgendeinem Grund der Ausdruck One-Hit-Wonder einfiel.
    Der Schwarze hatte mich angesprochen. Er war kräftig gebaut und keinen Millimeter größer als eins siebzig.
    »Woher kommen Sie?«, fragte er.
    »Bin gerade zu einem Spaziergang aufgebrochen, Sir.«
    »Von wo?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich lauf einfach so rum.«
    »Zeigen Sie mal Ihre Fingerknöchel.«
    »Wieso?«
    »Zeigen Sie mir Ihre Hände.«
    »Nennen Sie mir einen Grund.«
    Es sollte nicht wie eine Drohung klingen, aber ich sah den Ruck, der durch die versammelte Polizeimannschaft fuhr.
     
    Die Verhaftung dauerte ziemlich lange.
    Wenn in den Straßen von Midtown Manhattan ein Verdächtiger festgenommen wird, macht die Polizei auf jedes i einen Punkt, durch jedes t und f einen Querstrich. Man bekommt Fragen gestellt und gibt, wenn man ich ist, möglichst rätselhafte Antworten.
    Um eine mögliche Anzeige wegen Körperverletzung machte ich mir keine Sorgen. Der Kampf war höchstwahrscheinlich auf Video aufgezeichnet worden. Zwei Männer hatten mich in der Bank angegriffen. Sie trugen kein Abzeichen und keine Uniform. Ich hatte kein einziges provozierendes Wort gesagt – nicht wirklich.
    Nach einer Weile fesselte man mir die Hände auf dem Rücken. Etwa vierzig Minuten später wurde ich auf die Rückbank eines Streifenwagens geschoben. Am Steuer saß der Asiate, an seiner Seite Blondie.
    Auf halber Strecke zum Midtown-Revier klingelte das Handy des weißen Jungen.
    Nachdem er zwanzig Sekunden gesprochen hatte, sah er seinen Partner an und sagte: »Sie wollen, dass wir ihn zum Port Authority Police Department in der Park Avenue bringen.«
    »Warum?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Wer war denn dran?«
    »Der Sergeant.«
     
    Ich trug immer noch

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