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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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normal zu sein, und ich nehme an, ich habe mich ein bisschen in sie verliebt.«
    Rinaldo stellte den zweiten Fuß wieder auf den Boden, faltete die Hände und richtete sich gerade auf.
    »Nicht auf eine sexuelle Art. Eher wie ein Mann die Tochter eines guten Freundes liebt. Wenn sie zwischen den Gästen Zeit hatte, haben wir lange Gespräche geführt. Sie hat in mir so etwas wie einen Onkel gesehen, und ich habe hinter den Kulissen versucht, sie in ihrem Leben voranzubringen. Sie hatte nie einen Vater im Haus, und ihre Mutter … hatte Probleme. Also habe ich eine Beraterin der Universität angeregt, sich mit ihr anzufreunden …«
    »Iris Lindsay«, erinnerte ich mich an den Grabstein auf dem Foto.
    »Ja. Die arme Iris ist vor einigen Monaten gestorben. Sie hat einige Räder geschmiert, damit Tara aufs College gehen konnte, und bei einigen anderen Dingen auch. Tara hatte keine Ahnung. Sie kannte nicht einmal meinen richtigen Namen. Als Tara in dem Diner aufgehört hat, habe ich Christian ihren vollen Namen und ihren Hintergrund recherchieren lassen, und Sam Stranges Vorgänger hat diverse Unterstützungsfonds für sie eingerichtet – mit Hilfe der stets wachsamen Miss Lindsay. Ich fühlte mich irgendwie ausgeglichener, wenn ich Tara helfen konnte. Diese Unterstützung habe ich aufrechterhalten, und im Laufe der Zeit hat sie Beziehungen zu diversen städtischen Angestellten entwickelt, die direkt an dieses Büro berichten. Ich konnte ihr nie sagen, was ich machte, aber ich hielt ein Auge auf sie. Wenn sie sich wegen irgendeines Nachbarn beschwerte oder sich für ein Stipendium oder einen Job bewarb, konnte ich ihr in der Regel helfen. Ich dachte, ich sei diskret vorgegangen,aber Sandersons Leute müssen es wohl herausbekommen haben. Sie haben vermutlich auch dafür gesorgt, dass Taras Anzeige bei der Polizei nicht in den Akten auftaucht.«
    »Was kümmert Sandra Sanderson eine Frau, der Sie helfen?«
    Rinaldo hob die Hände zu einer ungewohnten Geste der Hilflosigkeit.
    »Sandras Leben kennt keine Schattierungen«, erklärte er. »Ihr Sohn ist vor einer Weile gestorben – an einer seltenen Herzkrankheit, die erst bei der Obduktion erkannt wurde. Dann setzte sie es sich in den Kopf, ein Gebäude zum Andenken von Desmond zu errichten. Irgendeinen monströsen Monolithen im Hafenviertel. Die Stadt war dagegen. Ein Dutzend Interessengruppen war dagegen. Sie kam zu mir, damit ich einen Weg finde, die Probleme zu umgehen. Ich hätte vielleicht sogar mitgespielt, wenn ihre Bank mit diesem ›Mahnmal‹ nicht gleichzeitig Milliarden Dollar verdient hätte. Ich hatte den Eindruck, es ging ihr mehr um den Profit als um das Andenken ihres Sohnes. Aber sie kennt wie gesagt keine Schattierungen. Ich wusste, dass die Weigerung, mich einzumischen, sie verbittert hat. Mir war allerdings nicht klar, dass sie darüber hinaus auch ein bisschen wahnsinnig ist.«
    »Glauben Sie, sie hat Angie aus Rache verfolgt?«
    »Oder um mich zu erpressen. Wir werden es nie erfahren.«
    »Heißt Grant mit Nachnamen Corman?«, fragte ich.
    »Warum?«
    »Ein Grant Corman ist Sandra Sandersons Leibwächter.«
    »Verstehe.«
    »Das ist ein wirklich schlampiger Fehler, wenn ich das sagen darf.«
    »Ein Mann ist nur so gut wie die Leute, die ihn vertreten«, sagte Alphonse. »Sie missachten meine Befehle … und Mr. Strange wird unvorsichtig.«

57
    Rinaldo beschloss, den Nachmittag mit Angie frei zu nehmen. Sie wollten in dem alten Diner Mittag essen, in dem sie sich kennen gelernt hatten. Sie hing gerade an seinem Telefon und rief all ihre Freunde an, um ihnen zu sagen, dass es ihr gut ging, als er mich erneut beiseitenahm.
    »Ich bin es nicht gewohnt, dass meine Anweisungen nicht befolgt werden, Leonid«, sagte er.
    »Der Mr. Brown aus dem Diner ist Vergangenheit, was?«
    Er lächelte nicht nur über meine kleine Einsicht, sondern war offenbar auch selbst erstaunt über seinen Humor.
    »Aber ich muss zugeben«, fuhr er fort, »dass Sie sehr gute Arbeit geleistet haben. Trotzdem kann ich Sie nicht weiter zu meinem inneren Kreis zählen, da Sie sich als unberechenbar erwiesen haben. Ich, dieses Büro kann sich ein derartiges Benehmen nicht leisten.«
    »Das heißt, Sie revanchieren sich, indem Sie mich ausschließen?«, fragte ich.
    Ich dachte, dass eine Trennung von Rinaldo und seiner Welt vielleicht das Beste war, was mir je passiert ist.
    »Kommen Sie nicht noch einmal hierher«, sagte er. »Falls ich Sie je wieder brauchen sollte, habe ich Ihre

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