Falsches Blut
trotzdem war es besser, alle Angaben zur Hand zu haben. Als sich alle hingesetzt hatten, ergriff Olivia das Wort.
» Ich bin Detective Olivia Rhodes vom IMPD . Das ist mein Partner, Detective Sergeant Ash Rashid, der für die Staatsanwaltschaft arbeitet. Bestimmt haben Sie alle inzwischen von Rachel Haddad gehört. Ich weiß, dass der Fall einigen von Ihnen mächtig an die Nieren geht. Wir verstehen das sehr gut, und Sie haben unser volles Mitgefühl. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um herauszufinden, was genau mit ihr passiert ist. Da Sie alle mit ihr befreundet waren, möchten wir gern mit Ihnen reden. Und nur noch einmal fürs Protokoll– Sie stecken nicht in Schwierigkeiten, und wir haben auch nicht vor, Sie in Schwierigkeiten zu bringen. Was in diesem Raum gesprochen wird, bleibt unter uns, es sei denn, Sie erzählen uns, dass Sie eine Leiche im Garten verbuddelt haben. Okay? « Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
» Wir werden jedem einzeln ein paar Fragen stellen, während die anderen im Flur warten « , fuhr Olivia fort. » Da Sie noch minderjährig sind, können Rektor Eikmeier oder Ihr Vertrauenslehrer hierbleiben. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen, allerdings müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Schule andere Prioritäten setzt als wir. Wenn Sie zugeben, in etwas verstrickt zu sein, das gegen die Schulvorschriften verstößt, spielt das für Detective Rashid und mich wahrscheinlich keine Rolle– für Rektor Eikmeier allerdings sehr wohl. So, nun bitte ich Sie, den Raum zu verlassen. Wir rufen Sie dann einzeln herein. «
Die Schüler verließen im Gänsemarsch den Raum.
Als sie weg waren, wandte ich mich Olivia zu. » Ich hoffe bloß, das, was du über die Schulvorschriften gesagt hast, bricht uns nicht das Genick. Es steht ihnen zu, jemanden an ihrer Seite zu haben, wenn sie das wollen. «
» Es ist trotzdem immer noch ihre Entscheidung « , gab Olivia zurück. » Wäre der Rektor hier, bekämen wir kein Wort aus ihnen heraus, das weißt du genauso gut wie ich. Also los, lass uns den ersten reinrufen. «
Ich griff nach der Liste und las den ersten Namen vor. Die Handschrift war markant und leicht nach links geneigt. Selbst für mich als Laien sah sie nach einem Mann aus.
» Unser erster Gast ist Heywood Blasmireinen « , sagte ich. » Soll ich ihn reinholen, oder willst du lieber, dass ich mir ihn draußen vorknöpfe? «
Olivias Augen verengten sich. » Ich hasse Kids « , sagte sie und massierte sich die Schläfen. » Finde heraus, wer der Scherzkeks ist, und bring ihn zur Vernunft. Ich fange solange mit jemand anderem an. «
» Klar. « Ich erhob mich und trat auf den Korridor. Die Schüler standen mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt da, während Rektor Eikmeier es sich auf einem Schreibtischstuhl bequem gemacht hatte. Als er mich sah, machte er Anstalten aufzustehen, doch ich winkte ab. Ich zählte sieben Mädchen und drei Jungs. Zwei von ihnen standen ganz vorn und plauderten, während sich der dritte ans Ende der Schlange verzogen hatte und gedankenverloren vor sich hinstarrte. Ich winkte die beiden Jungs zu mir heran.
» Wer von euch ist Linkshänder? «
Sie feixten. Ich legte den Kopf schief und hob die Brauen, erreichte jedoch nur, dass sie zu prusten begannen. Gerade als ich kehrtmachen und die Liste holen wollte, trat ein Mädchen vor. » Don ist Linkshänder « , sagte sie. » Der mit den schwarzen Haaren. « Don warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Er war groß und hatte raspelkurzes schwarzes Haar. Ich hatte nicht den Eindruck, als könnte er es mit einem erwachsenen Mann aufnehmen, für ein Mädchen würde es aber durchaus genügen. Ich baute mich vor ihm auf und lächelte. Er wich einen Schritt zurück.
» Stimmt das? « , fragte ich.
Der Typ zuckte die Achseln.
» Und wenn schon. «
» Das bedeutet, dass wir beide uns jetzt unter vier Augen unterhalten werden. «
Bevor Rektor Eikmeier mich daran hindern konnte, legte ich ihm die Hand zwischen die Schulterblätter und schob ihn behutsam den Korridor hinunter. Er leistete keinerlei Widerstand, machte jedoch auch keine Anstalten, sein höhnisches Grinsen zu unterdrücken. Ich bugsierte ihn in die Herrentoilette, wo wir uns ungestört unterhalten konnten. Durchdringender Gestank nach Zigaretten und Urin schlug mir entgegen. Der Boden war aus grauem Stein, die Wände in typischem Behördengrün gefliest und die Decke von schwarzen Rußflecken übersät– höchstwahrscheinlich von den zahllosen
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