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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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konsumiert hat? « , wollte Olivia wissen und tätschelte mir unter dem Tisch das Knie. Ich zwang mich, die Schultern zu senken und mich zu entspannen.
    » Keine Ahnung. « Alicia zog die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf. Ihre Augen schwammen in Tränen. Zweimal setzte sie an, unterbrach sich aber jedes Mal wieder. » Wir haben uns Sorgen um sie gemacht « , sagte sie schließlich. » Aber sie wollte nicht darüber reden. «
    » Haben Sie eine Ahnung, wo sie ihren Vorrat aufbewahrt haben könnte? « , fragte ich. » Wir müssen den Stoff dringend finden, damit er nicht in falsche Hände gerät und jemand anderes zu Schaden kommt. «
    Wieder hielt Alicia inne und schloss die Augen, als denke sie angestrengt nach. Dann holte sie ein weiteres Mal tief Luft, als wäre sie nach langem Ringen zu einer Entscheidung gelangt. » Sehen Sie in ihrem Spind nach. Sie hat ihre Sachen immer in einer Parfumschachtel im obersten Regal aufbewahrt. Vielleicht finden Sie dort ja was. «
    Olivia stellte ihr noch weitere Fragen, die jedoch keine tiefschürfenden Erkenntnisse mehr brachten. Alicia behauptete, nicht zu wissen, wo Rachel ihren Stoff herbekommen und wie oft sie von dem Zeug genommen hatte.
    » Sagt Ihnen der Name Azrael etwas, oder waren Sie jemals in einem Nachtclub namens The Abbey? « , fragte Olivia schließlich.
    » Vampire gibt es nicht « , antwortete Alicia wie aus der Pistole geschossen. » Viele von uns lesen Bücher oder reden darüber, aber das war’s dann auch schon. Es ist unsere Art, uns auszudrücken und kreativ zu sein. Deshalb stehen wir so auf sie. «
    » Nach Vampiren habe ich gar nicht gefragt « , meinte Olivia lächelnd. » Aber ich finde es interessant, dass Sie das Thema zur Sprache bringen. «
    » Ich dachte… « , stammelte Alicia und hielt inne. Ihr Gesicht war kreidebleich. Es war die erste unverfälschte Reaktion, die wir von ihr zu sehen bekamen. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. » Ich habe von dem Club schon gehört, aber man kommt erst ab einundzwanzig rein, deshalb war ich noch nie drin. «
    Ich zog mein Handy aus der Tasche und machte einen Schnappschuss von ihr. Alicia hatte die Augen zwar geschlossen, doch für meine Zwecke würde das Foto genügen. Ich hielt ihr das Display vor die Nase. » Wenn ich dieses Foto herumzeige, erkennt Sie also niemand, richtig? « , fragte ich.
    » Richtig « , antwortete Alicia, ohne den Blick von dem Foto zu lösen. Ihr Atem kam schnell und flach. Bevor ich weiter darauf herumreiten konnte, drückte Olivia unter dem Tisch abermals mein Knie.
    » Sie können jetzt in den Unterricht zurückgehen « , sagte sie und zog eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche, die sie dem Mädchen reichte. » Meine Nummer steht auf der Rückseite. Nur falls Sie irgendetwas von Ihrer Aussage korrigieren möchten. «
    Alicia schnappte ihren Rucksack und verließ den Raum. Olivia wandte sich mir zu und sah mich mit schief gelegtem Kopf an. » Was von dem, was sie uns erzählt hat, war gelogen? «
    Ich zuckte die Achseln. » Das meiste, vielleicht auch alles « , antwortete ich. » Meine Nichte hatte nichts mit Drogen zu tun. Das beweisen die Blutuntersuchungen, die meine Schwester vorliegen hat. Alicia verschweigt uns etwas. Und was sollte denn das mit den Vampiren? «
    » Das kam heraus, als ich Robbie Cutting noch mal befragt habe. Ich bin nicht sicher… «
    Olivia unterbrach sich, als das nächste Mädchen eintrat. Sie erzählte uns im Grunde genau dieselbe Geschichte wie Alicia, und statt unsere Zeit mit einer dritten und vierten Version davon zu vergeuden, beschlossen wir, einen Blick in Rachels Spind zu werfen. Während ich mich auf den Weg machte, lief Olivia zu ihrem Wagen, um ihren Spurensicherungskoffer zu holen. Wenig später kehrte sie mit einer Plastikbox zurück, die wie ein gewöhnlicher Koffer für Angelköder aussah und Latexhandschuhe, Beweismitteltütchen, Aufkleber und diverse Formulare enthielt– alles, was sie für die Suche und Erfassung von Beweismitteln brauchte. Da die Schüler noch im Unterricht waren, konnten wir einigermaßen ungestört unserer Arbeit nachgehen. Rektor Eikmeier öffnete den Spind für uns. Er war etwa einen Meter fünfzig hoch, mit zwei Fächern für Bücher und einem Kleiderhaken. Rachel hatte die Schrankinnenseite und die Seitenwände mit Fotos ihrer Freunde vollgepflastert. Die meisten davon kamen mir vage bekannt vor, allerdings konnte ich mich an keine Namen erinnern. Ein Mädchen war jedoch häufiger auf

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