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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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an mir vorbeihuschte. Ich zog meine Beretta aus dem Holster und schloss die Finger um den Griff. Augenblicklich fühlte ich mich besser, obwohl mir klar war, dass ich sie wohl gleich würde hergeben müssen.
    Ich zog ein Schweizer Armeemesser aus der Tasche und rammte die Klinge in die Reifen sämtlicher Fahrzeuge auf dem Parkplatz, einschließlich des grauen BMW mit der zerbeulten Stoßstange und dem fehlenden Scheinwerfer– wie ich es mit Bowers vereinbart hatte. Hätte mein Dienstwagen Gefühle, wäre er gewiss zutiefst befriedigt gewesen. Ich richtete mich wieder auf, strich mein Hemd glatt und sah auf meine Uhr. Es war fünf nach elf. Genau richtig.
    Ich klappte das Messer zu, schob es in meine Tasche und ging zum einzigen Eingang des Gebäudes. Niemand kam, um mich in Empfang zu nehmen, deshalb zog ich mein Handy heraus und wählte Karens Nummer. » Ich bin hier. «
    Ich legte auf, bevor sie etwas erwidern konnte, und setzte mich auf den Klappstuhl, der zwischen Tür und Türrahmen klemmte. Außer einem langen, nach beiden Seiten verlaufenden Korridor konnte ich nicht viel erkennen. Ich holte tief Luft und versuchte, meine Nerven zu beruhigen. Irgendwo in diesem Gebäude war meine Familie.
    Ich hörte Karens Männer, noch bevor ich sie sehen konnte. Einer von ihnen schien Schlüssel oder Kleingeld in der Tasche zu haben, wohingegen der andere bei jedem Schritt wie eine Dampflok schnaufte. Ich hatte die beiden am Abend zuvor im Club gesehen, allerdings waren sie jetzt nicht ganz in Schwarz gekleidet, sondern trugen Khakihosen und schwarze Poloshirts mit Namensschildern. Die beiden sahen aus, als kämen sie direkt von der Arbeit. Tony und Byron. Ich bemerkte tiefe Kratzwunden auf Tonys Hals– es sah aus, als sei er von einem Tier angefallen worden– und auf Byrons Wange prangte ein himbeergroßes Mal. Byron zog eine Waffe aus seinem Hüftholster. Instinktiv hob ich die Hände und legte sie auf den Kopf.
    » Ich glaube, ich habe Fotos davon gesehen, was ihr beide einem Mädchen im Eagle Creek Park angetan habt « , sagte ich. » Ich bin selbst Vater und hoffe, dass ich euch beiden schnellstmöglich das Licht ausblasen kann; am besten noch, bevor die Sonne aufgeht. Ich dachte, ich warne euch der Fairness halber lieber gleich vor. «
    Die beiden kicherten. » Manchmal zahlt sich harte Arbeit eben aus « , sagte Byron und sah seinen Partner an. » Los, durchsuch ihn. «
    Tony war etwa so behutsam wie ein Pitbull. Er hämmerte meine Brust nach Waffen ab und arbeitete sich dann nach unten vor, bis er auf die Beretta im Holster an meinem Gürtel stieß. Ich hatte kurz überlegt, den Revolver ins Holster zu stecken und die Beretta an meinem Knöchel zu befestigen, doch Karens Leute hätten sofort Lunte gerochen– so gut wie kein Beamter des IMPD trug noch einen Revolver, es sei denn, er ging bereits auf die Rente zu. Ich würde lieber die Beretta opfern, als alle beide Waffen hergeben zu müssen. Tony zog die Beretta heraus und zeigte sie seinem Partner mit hochgezogenen Brauen.
    » Sonst noch Waffen? « , fragte er, drehte die Pistole herum, packte sie am Lauf und rammte mir den Griff mit voller Wucht in die Weichteile. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Unterleib. Im ersten Moment bekam ich keine Luft mehr und kippte mit dem Oberkörper nach vorn. Tony lachte. » Was auch immer dort gewesen sein mag, jetzt ist es jedenfalls weg. «
    Ich konzentrierte mich. In dieser Position trennten mich nur wenige Zentimeter von dem Revolver an meinem Knöchel. Ich könnte ihn jetzt ziehen, überlegte ich, ohne dass die beiden etwas davon mitbekämen. Meine Finger zitterten. Ich sah auf. Die beiden Schwachköpfe schütteten sich immer noch aus vor Lachen. Ich stützte mich mit den Händen auf den Knien ab, als würde ich nach Luft schnappen. Es hätte mir großen Spaß gemacht, die beiden gleich aus dem Spiel zu kegeln– noch bevor ich Karen gegenübertrat–, doch ich war nicht hier, um den Helden zu spielen. Sie würden schon noch an die Reihe kommen. Ihr Gelächter schlug in Gegacker um, mit kleinen Pausen dazwischen, das schließlich komplett verebbte.
    » Und? Fertig, Cinderella? « , fragte Byron und bedeutete mir mit dem Lauf seiner Waffe, dass ich mich aufrichten solle. Mein Blick schweifte zu Tony. Ich hatte einen flüchtigen Blick auf Byrons Waffe erhascht– eine Halbautomatik, die etwa so groß war wie meine Glock 17. Normalerweise verfügte eine Pistole dieser Größe über zehn bis fünfzehn Schuss– das

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