Falsches Spiel, wahre Leidenschaft
schafften es die Männer, es wieder aufzurichten. Luc zog am Seil und redete beruhigend auf das Tier ein. „Ganz ruhig, du schaffst es. Nur noch ein kleines Stück. Wir wollen dir doch nur helfen.“
Und dann war es so weit. Während Luc zog und der Feuerwehrmann von hinten schob, mobilisierte das Pferd seine letzten Kräfte. Wie benommen wankte es an Land und wurde sofort in den Anhänger verfrachtet. „Sie können jetzt die Aufnahme stoppen“, rief Luc Gwen zu.
Gwen gehorchte, während die Anspannung langsam von ihr wich. Sie ging auf den Anhänger zu, den Luc gerade schloss.
Ihre Blicke trafen sich, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, was Luc Hudson für ein Mann war. Für Dinge, die ihm wichtig waren, würde er das Letzte geben. Er strotzte nur so vor Kraft und Leidenschaft. Was die Presse anging – er würde sie genau nach Plan für seine Interessen benutzen, mit ihr spielen wie ein Musiker auf seinem Instrument. Davon war sie überzeugt.
Widerstrebende Gefühle machten sich in ihr breit. Einerseits fühlte sie sich zu ihm hingezogen, andererseits machte er ihr irgendwie Angst. Eines aber war ganz sicher: Einen Mann wie ihn hatte sie noch nie kennengelernt.
„Können wir fahren?“, fragte er.
Gwen nickte. Sie hoffte, diese merkwürdig widersprüchlichen Gefühle würden bald wieder vergehen.
Luc hielt mit den Wagen vor dem großen Stall. Zwei Männer kamen heraus, um sie zu begrüßen.
„Gut“, murmelte Gwen und sah Luc an. „Das sind der Tierarzt und der Ranchleiter.“
Luc nickte, und beide stiegen aus. „Hallo, Carl, hallo, Dennis“, sagte Gwen. „Darf ich euch Luc Hudson vorstellen? Er ist hier zu Besuch und hat uns bei der Rettungsaktion geholfen.“
„Ich habe schon von Ihnen gehört“, sagte Carl, „weil ich mit einem der Feuerwehrleute telefoniert habe, während Sie beide auf dem Weg hierher waren. Er meinte, Sie seien eine große Hilfe gewesen.“
Bescheiden wehrte Luc ab. „Ach, das war doch selbstverständlich.“
„Danke, dass du so schnell gekommen bist“, bedankte sich Gwen bei Dennis. „Tut mir leid, dass ich deine Feier zum Hochzeitstag unterbrochen habe.“
Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht lächelte. „Halb so wild. Immerhin waren wir mit dem Essen schon fertig. Und wenn ich hier rechtzeitig wegkomme, kann ich mit meiner Frau noch weiterfeiern.“ Aus dem Pferdeanhänger war ein dumpfer Schlag zu hören. „Oh, ich glaube, da wird jemand ungeduldig. Wir sollten das Pferd lieber in den Stall bringen.“
Es erforderte einige Mühe, bis die vier das Tier in den Stall bugsiert hatten. Es schien sich in der Enge nicht besonders wohlzufühlen, aber es trank gierig von dem bereitgestellten Wasser.
Luc betrachtete das Pferd nachdenklich von allen Seiten und sah dann Gwen an.
„Dass es eine Stute ist, ist klar“, merkte er an. „Aber sie ist auch …“
„… trächtig“, ergänzte Gwen. Auch ihr war es in diesem Moment aufgefallen. Beide mussten lachen.
„Was meinst du, Carl“, fragte sie den Tierarzt, „hat das Fohlen eine Chance, gesund zur Welt zu kommen?“
„Das kann ich so noch nicht abschätzen“, antwortete Carl. „Ich muss sie erst näher untersuchen.“ Er streichelte die Stute und redete sanft auf sie ein.
Fasziniert betrachtete Luc Gwen, die mit verschränkten Armen dastand. Sie war so undurchschaubar, dass er einfach nicht aus ihr schlau wurde. Als sie noch in Hollywood aktiv gewesen war, war ihr Haar blonder gewesen, und sie hatte immer perfekt gestylt ausgesehen.
So, wie sie jetzt war, gefiel sie ihm besser. Ihr Haar glänzte honigfarben, und sie war völlig ungeschminkt. Sie wirkte wesentlich menschlicher und echter als zu ihrer Hollywoodzeit. Eine Frau zum Knuddeln.
Bei jeder anderen Frau hätte er sich gefragt, ob ihre Wimpern echt wären und ob sie farbige Kontaktlinsen trüge, so leuchtend grün waren ihr Augen. Aber bei ihr war er sicher, dass alles Natur war.
„Wie wollen Sie die Stute nennen?“, fragte er.
Ratlos sah sie ihn an. „Ich weiß nicht.“
„Auf jeden Fall ist sie stark. Ich wette, sie kommt durch.“
„Meinen Sie wirklich?“ Unsicher betrachtete sie die Stute.
„Absolut. Sie etwa nicht?“
Sie nickte zögernd. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich hätte nicht gedacht …“
„Kein Problem. Ich habe gern geholfen.“
Prüfend sah sie ihn an. „Sie haben mich wirklich überrascht. Im einen Moment war ich noch ganz sicher, dass Sie vor allem ein PR-Mann sind und nicht viel mehr. Und im
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