Familie Zombie
seinen offenen Mund und stopfte ihm einfach einen Lehmklumpen zwischen die Lippen, sodass ihm brutal der Atem geraubt wurde. Er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Dass er keine Luft mehr zu bekommen glaubte, jagte eine erneute Panik in ihm hoch. Devil wusste nicht mehr, wo er sich befand. Die ganze Welt um ihn herum hatte sich verändert. Sie bestand nur aus dunklen Flecken, die auf ihn zurasten und wieder verschwanden.
Er wurde nicht bewusstlos, und so merkte er auch, dass man ihn auf den Rücken drehte. Von der Seite her weg und wieder so schnell, dass es fast seinen linken Arm zerriss.
Er wunderte sich noch, dass er jetzt sogar klarer sehen konnte. Und etwas erschien in seinem Blickfeld.
Es war das Gesicht des Mannes. Auch so starr, als bestünde seine Haut ebenfalls aus diesem glatten Porzellan, das auch rötlich braun angehaucht war.
Augen, die keine waren. Zumindest nicht, wenn er sie mit denen eines Menschen verglich.
Kugeln. So glatt und ohne Gefühl. Hier gab es keine Gefühle. Hier gab es nur das Grauen und den Tod.
Und dann erschien das Messer!
Noch klebte das Blut seines Kumpels an der Klinge. Der Schärfe würde das keinen Abbruch tun.
Die Augen glotzten noch immer.
Im Hintergrund kicherte der Alte. Es entstand zudem ein Geräusch, als würde er sich die Handflächen reiben.
Sein Sohn spielte mit dem Messer.
Er ließ es nach unten sinken und zog es mit einer schnellen Bewegung von links nach rechts.
Der Schmerz in Devil’s Körper war so stark, dass er den neuen gar nicht spürte. Nur ein Brennen an der Kehle, dann war es vorbei und er merkte nichts mehr...
***
»Der Anruf kommt aus Schottland, John.« Glenda Perkins, die näher am Telefon stand und abgehoben hatte, reichte mir den Hörer. »Sogar aus Lauder«, fügte sie bedeutsam hinzu.
Ich stutzte für einen Moment. Mein Herz schlug schneller, als ich den Hörer entgegennahm.
Bevor ich mich meldete, schoss mir einiges durch den Kopf. Ich hatte nicht nur einen leichten Schreck bekommen, sondern auch ein schlechtes Gewissen, weil ich so lange nicht mehr dort gewesen war, wo meine Eltern nach der beruflichen Laufbahn meines Vaters hingezogen waren und sich dort zur Ruhe gesetzt hatten.
Sie hatten sich ein Haus gekauft, das allerdings abgefackelt worden war. Schließlich waren beide gestorben. Ermordet von einer Horde verfluchter Dämonen. Jetzt lagen sie in Lauder auf dem kleinen Friedhof, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich die Gräber so wenig besucht hatte. Zwar hatte ich sie in Pflege gegeben, und sie würden auch immer entsprechend gut aussehen, aber das ersetzte wohl keinen persönlichen Besuch.
»Sinclair«, sagte ich.
Die Stimme klang fremd, die mir eine Frage stellte. »Ich bin richtig bei John Sinclair?«
»Ja.«
»Wunderbar. Mein Name ist Duncan O’Connor, Sir. Sie werden damit nichts anfangen können, deshalb möchte ich Ihnen etwas erklären. Ich bin der neue Polizeichef von Lauder. Man kann auch sagen Dorfpolizist. Meinen Vorgänger werden Sie ja kennen.«
»Natürlich.« Ich dachte dabei an McDuff, dem ich so oft geholfen hatte, der allerdings auch umgebracht worden war. Es waren damals schon schlimme Zeiten in Lauder gewesen, denn meine schwarzmagischen Feinde hatten auch meine Eltern nicht in Ruhe gelassen. Letztendlich war es ihnen ja auch gelungen, sie zu ermorden.
»Sie sind also neu.«
»Ja, Sir.«
»Lassen Sie das Sir ruhig weg. Ich denke mir, dass Sie nicht angerufen haben, um sich mir namentlich vorzustellen, es gibt sicherlich einen Grund, Mr. O’Connor.«
»Da haben Sie leider Recht, obwohl mir das andere lieber gewesen wäre.«
»Glaube ich Ihnen.«
Er kam zur Sache. »Ich denke, dass wir Ihre Hilfe benötigen, Mr. Sinclair. Hier ist etwas vorgefallen, das mich ratlos gemacht hat. Wie sie sich sicher denken können, gibt es zahlreiche Menschen hier im Ort, die sich gut an Sie erinnern und mir den Rat gegeben haben, mich bei Ihnen zu melden, was ich hiermit getan habe.«
Der gute Mann sprach zwar etwas umständlich, aber das akzeptierte ich. »Okay, Mr. O’Connor, sagen Sie mir bitte, wobei ich ihnen helfen soll?«
»Es geht um die Aufklärung zweier Morde. Besser gesagt, müsste man diese Vorkommnisse schon als Bluttaten bezeichnen. Dabei möchte ich Sie um Hilfe bitten.«
Ich hatte alles verstanden und mir auch meine Gedanken gemacht. »Ist das nicht Sache der Polizei?«
»Ich denke, in diesem Fall nicht.«
Glenda Perkins, die unser Gespräch über Lautsprecher mithörte,
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