Familie Zombie
Begräbnis auf dem anderen, versteckt liegenden Friedhof.«
»So sehe ich das dann auch, Mr. Sinclair.«
»Und nun möchten Sie, dass ich mich um den Fall kümmere?«
»Wenn möglich. Ich weiß ja, dass Sie viel zu tun haben und ich nicht einfach über Ihre Zeit bestimmen kann, aber ich habe den Zeugen versprochen, Sie anzurufen. Man kennt Sie, und man hat natürlich auch Ihre Eltern gekannt.«
»Das ist schon wahr.«
»Werden Sie denn kommen? Kann ich mit Ihnen rechnen?«
Ich ließ mir die Sache blitzschnell durch den Kopf gehen. »Wir haben heute Freitag, als den Beginn des Wochenendes. Ich hatte zwar vor, die Tage in Ruhe zu genießen oder mal ins Kino zu gehen, aber wenn Lauder mich ruft, kann ich ja schlecht nein sagen.«
»Dann kommen Sie wirklich?« Hoffnung klang in der Stimme des Kollegen mit.
»Ich denke schon. Ich werde fliegen und mir dann einen Leihwagen nehmen. Die Strecke kenne ich ja.«
»Wann dürfen wir Sie hier erwarten?«
»Heute nicht mehr. Die Familie wird uns ja nicht weglaufen.«
»Das habe ich auch nicht erwartet.«
»Sagen wir morgen Nachmittag.«
»Gut, ich erwarte Sie. Und vielen Dank noch. Das wird die Leute hier beruhigen. Seit Bekanntwerden des Doppelmords leben sie schon in großer Angst.«
»Kann ich sogar verstehen. Bis später dann.« Ich legte auf und schaute Glenda Perkins an, die eigentlich auf dem Platz saß, der sonst für Suko vorgesehen war.
Glenda hatte ihre Augenbrauen angehoben und die Stirn in leichte Falten gelegt. Den Ausdruck kannte ich, und ich wunderte mich auch nicht über ihre nächste Frage.
»Du willst wirklich nach Schottland hoch?«
»Ja, ja, ich werde bis Edinburgh fliegen und dann in Richtung Süden fahren.«
»Und wenn sich alles als aufgeblasener Ballon herausstellt?«
»Dann habe ich kein Pech gehabt, sondern werde auf jeden Fall das Grab meiner Eltern besuchen.«
»So kann man es auch sehen.«
»So muss ich es sehen, Glenda. Im letzten Jahr bin ich jedenfalls nicht dort gewesen, und im Jahr zuvor auch nicht. Ich habe da noch ein Haus, das eigentlich wieder aufgebaut werden muss. Auch das macht mir ein schlechtes Gewissen.«
»Verstehe schon.« Glenda nagte an ihrer Unterlippe. »Von dieser Familie Kosta hast du nie etwas gehört?«
»Genau.«
»Kollektiver Selbstmord«, sagte sie mit immer noch geschürzten Lippen. »Das kommt nicht alle Tage vor.«
»Du sagst es.«
»Dann glaubst du auch daran?«
»Ja.«
Glenda blieb misstrauisch. »Und warum hast du nie etwas darüber gehört, als du noch öfter dort oben gewesen bist?«
»Das kann mehrere Gründe gehabt haben. Wahrscheinlich liegt die Tat zu lange zurück, sodass sie in meine Fälle nicht mehr hineinglitt. Oder siehst du das anders?«
»Ich sehe nichts, ich denke auch nichts. Das heißt schon. Ich sehe, dass dir ein Wochenende flöten geht. So häufig sind die, wo du dich ausruhen kannst, bei dir ja auch nicht.«
»Das stimmt schon«, gab ich zu und deutete zugleich auf meine Brust. »Hier sitzt eine Stimme, die mir rät, nach Lauder zu fahren. Ich habe des Öfteren auf meine Stimme gehört. Außerdem hat sich Suko ein freies Wochenende ebenso verdient wie ich. Ich gönne ihm, dass er mit Shao drei Tage freimacht. Und ich werde mich mal um das Ticket kümmern...«
***
Um diese Jahreszeit erlebte man beim Fliegen oft gewaltige Winterstürme. Das blieb mir auf meiner Reise nach Edinburgh erspart. Zudem war der Flieger nur bis zur Hälfte besetzt, und so konnte ich mich ausbreiten und in einer bequemen Haltung ein Nickerchen machen. Die kleine Mahlzeit nahm ich trotzdem zu mir, trank auch einen Saft und gönnte mir den üblichen Kaffee.
Eine glatte Ladung in Edinburgh, und der Leihwagen stand ebenfalls bereit.
Ich hatte mich für ein deutsches Fabrikat, für einen Golf, entschieden. Er war mit Winterreifen bestückt und hatte erst 10.000 Meilen gefahren. Der schwarze Lack glänzte wie neu.
Geschneit hatte es in Schottland. Besonders in den höheren Lagen. Dann aber war ein Warmluftstrom über den Westen Europas hergefallen, und die weiße Pracht war wieder verschwunden, was mir natürlich nur lieb sein konnte.
Ich kannte den Weg von Edinburgh in Richtung Lauder. Um die große Stadt am Firth of Forth war ein Schnellstraßenring gebaut worden. Es gab zahlreiche Abfahrten, die entweder in Richtung Osten, Süden oder auch nach Westen liefen.
Ich fuhr fast um die gesamte Stadt herum, um bei Dalkeith auf die A68 zu gelangen. Nun war die Bahn frei in die Einsamkeit, wobei es
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