Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Junge hat in letzter Zeit genug durchgemacht und kann ein wenig Ruhe gut vertragen. Außerdem war er so müde, dass er noch auf seinem Stuhl eingeschlafen ist.«
» Da die Fahrt doch ziemlich weit ist, kamen wir erst nach Sonnenaufgang in Windhuk an«, kürzte Fritz ihre Erzählung endlich ab. » Es hätte nichts mehr gebracht, dich zu Hause aufzusuchen, deshalb sind wir gleich zu Nils Hosea in die Old Location. Zum Glück hattest du uns erzählt, dass er diesem Reuben für die Zeit des Prozesses Unterschlupf gewährt hat, damit Baltkorn ihn nicht etwa aus dem Weg schaffen konnte. Nils wollte gerade zum Gericht aufbrechen, als wir, gerade noch rechtzeitig, ankamen.«
» Lasst uns alles Weitere im Hotel Kaiserhof besprechen«, schlug Jella vor. » Hier in dem Trubel hat man doch überhaupt keine Ruhe.«
» Ich habe eine viel bessere Idee«, meinte Raffael plötzlich. Nun war es an ihm, ein geheimnisvolles Lächeln aufzusetzen. Alle sahen ihn erstaunt an. » Wir gehen zu mir nach Hause. Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber da wartet noch eine weitere Überraschung auf euch.«
*
Baltkorn spürte instinktiv, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, um zu verschwinden. Die Tatsachen sprachen eindeutig gegen ihn, und er musste damit rechnen, dass man ihn deswegen in Kürze in Untersuchungshaft nehmen würde. Diese Vorstellung löste Panik in ihm aus. Nur unter Mühe gelang es ihm, seine Gedanken und Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Sein Hass auf Sonthofen war so groß, dass er – hätte er eine Pistole bei sich gehabt – ihn kaltblütig niedergeschossen hätte. » Ich werde dich töten, und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben vollbringe«, schwor er aus tiefstem Herzen. Dieser Vorsatz gab ihm wieder etwas Halt. Er wischte seine schweißnassen Hände an seinen Hosenbeinen ab und sondierte die Lage. Das Publikum verließ unter lautem, aufgeregtem Gemurmel den Gerichtssaal durch den Haupteingang. Alle Aufmerksamkeit war im Moment auf Sonthofen gerichtet. Baltkorn nutzte die Gelegenheit und verschwand durch einen Nebenausgang aus dem Gebäude. Draußen winkte er seinem Chauffeur. Er stieg eilig in das dunkelgrüne Bentley-Dreilitercoupé und befahl dem Fahrer, sich sofort auf den Weg nach Tsumeb zu machen. Der Wagen war neu und äußerst leistungsstark. Auch wenn er verfolgt wurde, hatte er gute Chancen zu entkommen. Da sie ihn ohnehin erst einmal in seiner Stadtvilla suchen würden, verzichtete er darauf, seine Habseligkeiten zu holen. Sein Vermögen befand sich ohnehin im Tresor seines Hauses in Tsumeb. Außer Geld und einigen Wertpapieren bewahrte er dort die beträchtliche Ausbeute an Edelsteinen der letzten Monate auf. Alles in allem war es eine komfortable Summe, die er dazu würde nutzen können, im Ausland für eine Weile unterzutauchen.
Als Baltkorn am frühen Morgen des nächsten Tages sein Haus in Tsumeb erreichte, öffnete ihm seine Haushälterin die Tür. Sie erstarrte für einen Augenblick, als sie ihn erblickte. Doch dann fasste sie sich und ließ ihn eintreten. Baltkorn war viel zu erregt, um ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
» Wir haben heute nicht mit Ihnen gerechnet«, empfing ihn Mathilde Weiß mit leicht brüchiger Stimme. » Ich werde sofort veranlassen, dass man Ihnen ein Frühstück herrichtet.«
» Tun Sie das«, erwiderte Baltkorn, ohne auf ihren Gruß einzugehen. » Ich werde das Frühstück in meinem Arbeitszimmer einnehmen. Ach ja, und dann packen Sie mir doch bitte noch die Koffer für einen längeren Aufenthalt.«
» Sie verreisen?«
Baltkorn sah sie befremdet an. » Ich wüsste nicht, dass Sie das etwas anginge.«
» Natürlich nicht«, antwortete Mathilde Weiß und biss sich mühsam beherrscht auf die Lippen, bevor sie in Richtung Küche verschwand. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, ließ sie sich zitternd auf einen Küchenstuhl nieder. Während sie die Hände zu Fäusten ballte, kämpfte sie mit den Tränen. Einmal mehr wurde ihr bewusst, dass sie so nicht weiterleben konnte.
Baltkorn schloss sich in seinem Arbeitszimmer ein und schenkte sich einen großzügigen Cognac ein. Er trank das Glas in einem Zug leer. Danach fühlte er sich um einiges besser. Bevor er Tsumeb verlassen würde, musste er noch ein paar wichtige Dinge erledigen. Dazu gehörte unter anderem, den Tod Sonthofens zu arrangieren. Auf der langen Fahrt hierher hatte er genug Gelegenheit gehabt, sich einen Plan auszudenken. Der Orlam Hendrik, den er von Nachtmahr übernommen hatte, war
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