Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
wartete zu seiner Überraschung eine ziemlich aufgeregte Jella, die gemeinsam mit Fritz einen ebenso deprimierten Reuben in Schach hielt.
» Seid ihr nun alle verrückt geworden?«, fragte er erschrocken. » Reuben, Sie müssen sofort verschwinden!«
Der Katasterbeamte stand sofort auf, doch Jella drückte ihn wieder auf die Bank, auf der er gesessen hatte.
» Er bleibt hier und wird seine Aussage machen«, sagte sie entschieden. » Du wirst deinen Prozess nämlich gewinnen.«
» Ich werde was?« Raffael fuhr sich genervt durchs Haar. » Habt ihr denn nicht verstanden, um was es hier geht? Ihr setzt das Leben meines Sohnes aufs Spiel!«
» Lasst uns etwas zur Seite gehen«, drängte Jella, packte Reuben wieder unter den Arm und schob ihn vor sich her in eine Ecke, wo man sie nicht sehen konnte. Raffael folgte nur unwillig. » Wenn ihr mir jetzt nicht sofort sagt, was hier vor sich geht, dann …«
» Entschuldige!« Jella griff eilig nach seiner Hand und strich fahrig darüber. » Es ist im Moment alles etwas viel. Ich habe heute Nacht nicht geschlafen und bin jetzt ein bisschen durcheinander.«
» Willst du mir nicht endlich sagen, was los ist?«
» Benjamin ist wieder da«, mischte sich Fritz endlich ein.
*
Zwei Stunden später beendete Richter Clark die Gerichtsverhandlung.
» Im Namen des Volkes verkünde ich, dass der Klage der unrechtmäßigen Landnahme der Ovambos von Tsumeb gegen den Minenbesitzer Jon Baltkorn stattgegeben wird. Da die vorliegende Beweisaufnahme so eindeutig wie nur möglich ist und der Katasterbeamte Reuben zugegeben hat, die Urkunden im Auftrag von Herrn Baltkorn gefälscht zu haben, kann davon ausgegangen werden, dass die Ovambos ihr Land mit sofortiger Wirkung wieder nutzen können. Über eine fällige Entschädigung sowie den Prozess wegen Urkundenfälschung, Betrugs, Erpressung und der Entführung eines Kindes wird in einem gesonderten Verfahren entschieden.«
Baltkorn ließ die Urteilsverkündung wie eingefroren über sich ergehen. Er hatte den plötzlichen Wandel im Verlauf des Prozesses immer noch nicht richtig verarbeitet. Auf seiner bleichen Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet, während seine blassblauen Augen einen fernen Punkt an der Wand fixierten. Er reagierte nicht, als sich sein Anwalt, Dr. Schmiedel, nach der Urteilsverkündung ziemlich reserviert von ihm verabschiedete und sich zu Sonthofen begab, um ihm seine Anerkennung auszusprechen.
» Vorzügliche Arbeit, Barrister Sonthofen«, lobte er ihn mit einem schiefen Lächeln, das ihn als fairen Verlierer auszeichnete. Er bot ihm seine Hand. » Es tut mir leid, dass wir nicht auf derselben Seite standen.«
Raffael zuckte mit der Schulter. » Mir nicht«, meinte er lakonisch, bevor er versöhnlich einschlug. » Sie hätten sich eben nicht auf solch einen Mandanten einlassen sollen.« Er sah hinüber und hielt nach Baltkorn Ausschau.
» Wo ist der Kerl überhaupt?«
Dr. Schmiedel drehte sich nun ebenfalls um. Doch Baltkorn hatte den Gerichtssaal bereits durch einen Nebenausgang verlassen.
Vor dem Gerichtssaal warteten Jella, Fritz, Nils, Ruus Kappler und zwei Reporter von den Tageszeitungen. Sie schlugen Raffael abwechselnd begeistert auf die Schulter, beglückwünschten ihn und lobten seine stringente Beweisführung. Ihm wurde ganz wirr im Kopf von dem vielen Lob. Er konnte weder seinen Erfolg noch die wundersame Heimkehr seines Sohnes fassen. Der einzige Wermutstropfen war, dass er noch warten musste, bis er ihn in die Arme schließen konnte. In Anbetracht der drängenden Zeit hatten ihn Jella und Fritz während der kurzen Unterbrechung nur über das Notwendigste aufgeklärt, damit er sich wieder auf seinen Prozess konzentrieren konnte. Jetzt wollte er alles genau wissen.
» Gestern Nacht stand Benjamin plötzlich vor Sonjas Tür. Er war in Begleitung von Nakeshi und Debe, die ihn nach Hause gebracht haben.« Jella erzählte in ausschweifenden Worten, auch dass Nakeshi und Bô ihrem Sohn verziehen hatten. » Die Freude über Benjamins Ankunft war so groß, dass wir beinahe deinen Prozess vergessen hätten. Es war Sonja, die uns schließlich darauf aufmerksam gemacht hat.« Jella sah Raffael vorwurfsvoll an. » Sie war ganz außer sich und wollte sich sofort in ein Auto setzen, um zu dir zu fahren. Fritz und ich konnten sie gerade noch davon abhalten. Schließlich muss sie bei eurem Baby bleiben. Wir konnten sie schließlich davon überzeugen, mit Benjamin erst einmal zu Hause zu bleiben. Der
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