Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
skrupellos genug, um solch eine Tat für eine Summe Geld zu erledigen. » Dieses Mal werde ich gewinnen!« Ihm war nicht einmal bewusst, wie irrational sein Hass war. Doch im Moment war er der Antrieb für sein Handeln. Den Kopf voller Mordfantasien hängte er das Porträt seines Vaters von der Wand ab, um an den dahinterliegenden Tresor zu kommen. Mit einem Schlüssel und der nur ihm bekannten Zahlenkombination öffnete er ihn und räumte seinen Inhalt in eine bereitgestellte braune Ledertasche.
Er war kaum damit fertig, als es an seiner Tür klopfte.
» Was ist denn?«, raunzte er ungeduldig, bevor er die Tür wieder aufschloss.
» Ihr Frühstück, Herr Baltkorn. Soll ich es wieder mitnehmen?«
Baltkorn hatte es fast vergessen. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. Er hatte seit über einem Tag nichts mehr gegessen und hatte ordentlich Appetit. Einen kurzen Moment überlegte er, den Tresor zu schließen, bevor er Frau Weiß hereinließ, aber dann ließ er es sein. Er schob nur die Ledertasche unter seinen Schreibtisch und öffnete dann die Tür.
Die Haushälterin brachte ein großes Tablett mit frischem Kaffee, duftendem Brot und frisch zubereitetem Rührei mit Speck und stellte es auf seinen Schreibtisch. Baltkorn betrachtete es begehrlich und machte sich sofort darüber her.
» Wo ist eigentlich Ihr Töchterchen?«, erkundigte er sich, nachdem er sich eine Gabel voller Rührei in den Mund geschoben hatte. Frau Weiß drehte sich abrupt um.
» Sie ist krank«, sagte sie mit erschrockener Stimme.
» Etwas Ernstes?«
» Wie man es nimmt!«
» Schicken Sie das Kind gleich noch einmal zu mir«, meinte er dessen ungeachtet und setzte, als er ihre abwehrende Haltung sah, ein einschmeichelndes Lächeln auf. » Ich möchte Ihrer Tochter vor unserer Abreise noch etwas schenken.«
Er rieb den Daumen an seinen Fingerspitzen, um anzudeuten, dass er Geld meinte.
» Etwas schenken …«, wiederholte Frau Weiß seine Worte.
Baltkorn sah seine Haushälterin verständnislos an. » Ist etwas mit Ihnen?«
Sie schwieg und wandte sich zum Gehen. Doch Baltkorn rief sie nochmals zurück. » Ich werde nach dem Frühstück noch einmal zur Mine gehen, und danach werde ich abreisen. Also schicken Sie mir Ihre Tochter am besten gleich!« Damit wandte er sich wieder seinem Frühstück zu.
Seit Mathilde Weiß erfahren hatte, was Baltkorn ihrer Tochter Elisabeth antat, befand sie sich in einem Zustand äußerster psychischer Erregung. Ihre Nerven lagen seit Wochen blank, während sie ständig darüber nachgrübelte, wie sie ihre Tochter vor diesem Unhold schützen konnte. Am meisten machte ihr zu schaffen, dass sie die Sache nicht schon früher aufgedeckt hatte. Ein dummer Zufall war ihr zu Hilfe gekommen. Kurz vor seiner Abreise nach Windhuk hatte Baltkorn sie wieder mal in die Stadt geschickt, um noch einige besondere Besorgungen zu machen. Wie immer hatte sie Elisabeth ahnungslos zu Hause gelassen. Unter gewöhnlichen Umständen wäre sie über zwei Stunden außer Haus gewesen, weil sie den weiten Weg zu Fuß machen musste. Doch an diesem Tag hatte auch der Chauffeur noch etwas in der Stadt zu erledigen und bot ihr an, sie im Wagen mitzunehmen. Dadurch war Mathilde viel schneller mit ihren Erledigungen fertig geworden. Als sie unerwartet früh ins Haus kam, hörte sie aus Baltkorns Arbeitszimmer das lustvolle Stöhnen eines Mannes. Peinlich berührt wollte sich Mathilde diskret in die Wirtschaftsräume zurückziehen. Dazu musste sie die Diele durchqueren. In diesem Augenblick ging jedoch die Tür auf, und Elisabeth huschte völlig verstört, ohne sie zu bemerken, aus dem Arbeitszimmer. Mathilde war so verblüfft, dass sie rasch in den Schatten unter der Treppe trat. Im nächsten Moment stand Baltkorn mit halb heruntergelassener Hose in der Tür.
» Und kein Wort zu deiner Mutter«, rief er ihr mahnend hinterher. » Wenn sie erfährt, was du mit mir angestellt hast, wird sie sehr böse werden.«
Er kratzte sich dabei im Schritt und lächelte äußerst zufrieden. Dann war er wieder in seinem Büro verschwunden. Mathilde fühlte, wie sich ihr Herz verkrampfte und ihr übel wurde. Sie war vor Entsetzen wie gelähmt. Baltkorn war ihr nie sonderlich sympathisch gewesen, aber er hatte sie anständig bezahlt und ihr aus ihren Schwierigkeiten geholfen. Dafür war sie ihm immer dankbar gewesen. Sie hatte sich dummerweise nie gefragt, weshalb er das tat. Nun wusste sie, dass alles Berechnung gewesen war. Unfähig, mit der Situation
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