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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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» Das sollte gefeiert werden«, meinte er. » Was hältst du davon, wenn ich dich auf ein Glas Champagner am Kurfürstendamm einlade?«
    Ricky strahlte. » Aber nur ein einziges Glas, denn ich muss morgen in bester Form sein.«
    *
    Das Vortanzen sollte direkt im Anschluss an die Proben der Revuegirls stattfinden. Ricky musste wie üblich daran teilnehmen. Sie konnte es kaum erwarten, bis sie endlich vorüber waren. Verschwitzt begab sie sich mit den anderen in die Umkleidekabine. Keines der Revuegirls wünschte ihr Glück. Im Gegenteil, sie straften sie mit Missachtung und offenem Neid. Ricky versuchte es zu ignorieren. Ihr blieben noch zwanzig Minuten, um sich umzuziehen und etwas zu erholen. Ihr Kostüm, das aus dem Fundus für Bizets Oper Carmen stammte, lag bereits an ihrem Platz, ebenso die schwarzen, hochhackigen Tanzschuhe. Während sie sich das rote Kleid anzog, ging sie gedanklich nochmals die einzelnen Tanzschritte und ihre Folgen durch. Man erwartete von ihr eine Tanzszene als Zigeunerin in einer spanischen Taverne. Die Schrittfolge war kompliziert und rasend schnell. Einmal musste sie sogar auf einem Tisch einen Flamenco tanzen und danach auf den Boden springen, doch Ricky hatte alles unendlich oft mit Joel geübt und war sich sicher, dass sie nicht patzen würde. Gerade als sie die Schuhe anziehen wollte, kam Rieke, eine der Revuetänzerinnen, von draußen in die Kabine.
    » Draußen im Foyer wartet jemand uff dir«, meinte sie muffig. Ricky fragte sich, wer das sein mochte. Aber dann fiel ihr ein, dass es vielleicht Valentin war, um ihr nochmals Glück zu wünschen. Wie lieb von ihm! Strumpfsockig eilte sie hinaus, aber im Foyer war niemand zu sehen. Sie fragte den Hausmeister, doch der schüttelte nur mürrisch den Kopf und schlurfte wieder davon.
    » Komisch«, dachte sie, nachdem sie sich nochmals gründlich umgesehen hatte. Dann fiel ihr Blick auf die Uhr. Sie erschrak. Sie hatte nur noch knapp zehn Minuten Zeit. Es war Zeit, sich fertig zu machen.
    Gleich war es so weit. Ricky schielte hinter dem Vorhang hervor und blinzelte in das helle Licht der Deckenbeleuchtung. Sie holte tief Luft und wünschte sich, jemand würde ihr viel Glück wünschen. Nun musste es eben so gehen. Sie hatte ihre dunklen Haare hochgesteckt und mit einer roten Rose geschmückt. Ihre Lippen hatte sie feuerrot bemalt, was gut zu ihrem dunkelroten Kleid passte. Sie spannte ihren Körper an und schritt selbstbewusst auf die Mitte der Bühne. Kranz nickte ihr wohlwollend zu, auch der Intendant und der Regisseur lächelten freundlich. Auf der Bühne stand nichts als ein quadratischer Tisch und ein Stuhl, über den sie mit einem Sprung auf den Tisch gelangen konnte. Kranz gab ein Zeichen, und die Beleuchtung ging aus. Von oben fiel der einzelne Strahl eines Scheinwerfers auf die Tänzerin und kreiste sie ein. Kurz darauf setzte das Orchester ein. Die lebendige, südländische Musik durchströmte Ricky bis ins äußerste Glied. Sie schloss die Augen und genoss für einen kurzen Augenblick die Spannung vor ihrem Auftritt. Dann begann ihr Einsatz. » Du musst den Tanz leben«, hatte ihr Joel immer wieder eingeprägt. » Werde die Person, die du darstellst!« Als Ricky die Augen öffnete, war sie tatsächlich die Zigeunerin. Ungebärdig, wild, feurig. Sie stampfte herausfordernd auf und blickte mit blitzenden Augen in die Runde. Wie eine junge Weidengerte bog sie ihren Oberkörper nach hinten durch und begann gleichzeitig, dazu die Beine zu bewegen. Erst ganz langsam und gedehnt, dann immer schneller werdend. Als Nächstes durchschritt sie mit großen Schritten die Bühne, blieb stehen, wirbelte herum und stampfte erneut auf, um einen neuen Kontrapunkt zu setzen. Dabei geschah etwas völlig Unerwartetes. Beim Aufsetzen brach ihr linker Absatz ab. Sie geriet leicht ins Wanken, konnte sich jedoch zum Glück sofort wieder fangen. Nur nichts anmerken lassen! Der Gedanke flog wie ein Funke durch ihr Gehirn. Es gelang ihr, die aufsteigende Panik niederzukämpfen. Wie konnte das geschehen sein? Gestern noch hatte sie die Schuhe eigenhändig kontrolliert. Auf keinen Fall durfte sie jetzt die Fassung verlieren. Die nächsten Schritte waren schnelle Pirouetten. Die konnte sie spielend auf den Zehenspitzen absolvieren. Es gelang ihr, wie ein Wirbelwind in Richtung Tisch zu fegen. Nun musste sie darauf achten, dass sie mit dem rechten Fuß absprang, dessen Absatz noch in Ordnung war. Es gelang ihr ohne Probleme. Sie spürte, wie sie wieder

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