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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Male wiederholt hatten, war Pause. Die Mädchen begaben sich verschwitzt in die Umkleidekabinen, um sich erneut umzuziehen. Beim Hinausgehen wurde Ricky von Lilo angerempelt. Sie stieß ihr ziemlich unsanft den Ellenbogen zwischen die Rippen. Anstatt sich zu entschuldigen, warf sie ihr einen drohenden Blick zu. » Spiel dir hier bloß nich so uff!«, knurrte sie finster. » Bloß weil der Kranz nicht an dir rumgemeckert hat, biste noch lang nischt Besseres!«
    » Ich bin aber auch nicht schlechter als ihr«, gab Ricky nun schon viel selbstbewusster zurück. Sie hatte schnell kapiert, dass sie sich von dieser Lilo nicht alles gefallen lassen durfte. Ein paar Mädchen kicherten beifällig, bis Lilo ihnen einen mörderischen Blick zuwarf, der sie sofort verstummen ließ. Offensichtlich war sie hier die große Wortführerin. Mit in die Hüften gestemmten Fäusten baute sie sich vor ihr auf. Ricky begegnete ihrem Blick ruhig.
    » Herjeloofene Kanalratte! Du bist hier schneller weg, als dass de bis zehn zählen kannst.«
    » Bist du sicher, dass du überhaupt bis zehn zählen kannst?«, gab Ricky schlagfertig zurück. Damit war das Maß für Lilo voll. Sie stieß Ricky vor die Brust, sodass sie nach hinten taumelte und stürzte. Die Mädchen lachten, und Lilo sah sich triumphierend um. Nur die Rothaarige half Ricky auf und zog sie von den anderen weg.
    » Zeit zum Umziehn«, warnte sie auf ihre knappe Art. Ricky verstand die Warnung und ließ die Sache auf sich beruhen.
    Die von den Revuegirls getanzte Einlage wurde im Volksmund » Maschinentanz« genannt. Ricky wusste bald, weshalb. Außer der Fähigkeit, die Beine zu schwingen, brauchte man nur noch Kondition, um die wenigen, sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufe zu beherrschen. Mit künstlerischem Ausdruck oder Tanz hatte das so gut wie gar nichts zu tun. Ihrem ersten Auftritt, der abends um elf Uhr begann, hatte sie noch entgegengefiebert. Doch der Applaus, den sie sonst so genoss, hatte hier einen schalen Beigeschmack, denn die Bewunderung galt weniger ihrem Tanz als vielmehr der nackten Haut, die sie zu zeigen gezwungen waren. Ricky war nicht prüde, aber sie fühlte sich dennoch bald nur noch auf ihren Körper reduziert. Auf diese Weise verflog der anfängliche Zauber des Folies-Caprice schneller, als ihr lieb war. Ein weiteres Ärgernis war, dass ihre Mittänzerinnen es ihr nicht leicht machten. Sie waren zum größten Teil einfache Mädchen aus dem Wedding oder vom Land, denen die zierliche, elegante Ricky trotz ihrer ärmlichen Kleidung ein Dorn im Auge war. Nur Kiki, die Rothaarige mit der Zahnlücke, brachte ihr auf wortkarge Art eine gewisse Sympathie entgegen. Obwohl Ricky alles unternahm, um weitere Konfrontationen mit ihrer Rivalin Lilo zu vermeiden, gelang ihr das nicht immer. Bis zu ihrer Ankunft war Lilo unter den achtzehn Tänzerinnen Kranz’ Liebling gewesen. Sie beherrschte die Tanzschritte von allen am besten und besaß zudem eine gewisse, wenn auch ordinäre Laszivität, die Kranz veranlasste, sie als Blickfang vorne in der Reihe tanzen zu lassen. Damit fiel sie bei den Zuschauern am meisten auf. Doch schon nach wenigen Auftritten durfte Ricky in der Reihe immer weiter nach vorne rücken. Dem Choreografen war ihre Anmut und Beweglichkeit ebenso wenig entgangen, wie ihr kecker Blick und ihre Ausstrahlung. Kranz war homosexuell und deswegen für weibliche Reize völlig unempfänglich, doch er war Ästhet und hatte ein Gespür für Talente. Eines Tages forderte er Lilo unverblümt auf, für Ricky ihren Platz zu räumen.
    » Das meinst du nicht ernst, Kranz«, donnerte die Zurückgesetzte los. » Diese Schlampe meint doch nur, sie wäre was Besseres. Diese unjelenke …«
    Kranz brachte sie mit einer ungnädigen Handbewegung zum Schweigen. » Es ist meine Entscheidung, und so wird es gemacht«, meinte er streng. Seine Stimme duldete keine weiteren Widersprüche. Lilo musste notgedrungen klein beigeben und ließ Ricky den Vortritt. Der Blick, den sie ihr dabei zuwarf, sprach jedoch Bände. Ricky wusste, dass sie von nun an eine unerbittliche Feindin im Ensemble hatte, und das war das Letzte, was sie wollte. Die erste Position war ihr im Grunde genommen völlig gleichgültig, denn mit Kunst hatten diese Darbietungen für sie ohnehin nichts zu tun. Um Lilo zu beschwichtigen, ging sie zu Kranz und bat ihn, sie wieder auf eine hintere Position zu versetzen. Doch der Choreograf reagierte ungehalten. » Willst du mir jetzt auch noch ins Handwerk

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