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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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pfuschen?«, schimpfte er ungewohnt heftig. Als Ricky daraufhin erschrocken vor ihm zurückwich, beruhigte er sich allerdings rasch und versuchte es ihr zu erklären. » Mensch, Mädchen«, meinte er versöhnlich. » Du vergeudest in der Truppe dein Talent. Das sieht sogar ein Blinder mit Krückstock. Sieh deine neue Position als Chance. Ich bin sicher, dass du über kurz oder lang einem meiner werten Kollegen aus den anderen Theatern auffallen wirst. Die kommen hier gewissermaßen immer undercover herein, um nach neuen Talenten auszuschauen, verstanden?«
    Ricky nickte. Von dieser Seite hatte sie die Angelegenheit noch nicht betrachtet.
    Zwischen den Proben und den Aufführungen, die erst kurz vor Mitternacht begannen, besuchte Ricky häufig Valentin. Er freute sich über ihre Besuche, auch wenn er das Gefühl nicht loswurde, dass sie nicht seinetwegen kam, sondern nur, um sich zu zerstreuen. Er brauchte nicht über viel Einfühlungsvermögen zu verfügen, um zu sehen, dass Ricky nicht glücklich war. Er vermutete, dass es nur ihr Stolz war, der ihr verbot, ihm einzugestehen, wie sehr sie ihr Engagement als Revuegirl anödete. Ihm gegenüber verhielt sie sich immer betont zufrieden. Doch in Wirklichkeit lachte sie nur noch selten und wirkte angespannt und wenig glücklich. Um sie aufzuheitern, schlug er vor, mit ihr neue Lieder einzustudieren, Couplets, aber auch freche Schlager, wie sie derzeit immer mehr in Mode kamen. Tatsächlich taute Ricky dann richtig auf und bekam wieder Spaß am Leben. Dieses Mädchen konnte ihn immer wieder überraschen. Sie beherrschte nicht nur das ernste Fach wie Opernpartituren und schwierige Kunstlieder, sondern fand sich auch mühelos in die leichte Muse ein. Ihr natürlicher Charme paarte sich mit einer gewissen Keckheit, die er einfach hinreißend fand. Doch leider fehlte ihr immer noch das geeignete Publikum. Wie gerne hätte er ihr geholfen. Doch Valentins Stern war in Wirklichkeit ebenfalls am Sinken. Er war nie so richtig glücklich mit seiner Anstellung als musikalischer Leiter gewesen. Immer wieder gab es unerfreuliche Reibereien mit dem Intendanten, der ihm fortwährend Vorschriften machte und ihn seiner Meinung nach viel zu sehr mit unnötigem Papierkram eindeckte. Erst heute hatte er seine selbst komponierte komische Operette, die kurz vor der Vorführung stand, einfach abgesetzt, weil ein anderer, derzeit in Berlin angesagter Komponist mit einem eigenen Sonderprogramm an deren Stelle treten sollte. Valentin hatte getobt, doch der Intendant hatte ihm nur die kalte Schulter gezeigt und auf den Vertrag verwiesen, der ihm keinerlei Rechte einräumte. Die Auseinandersetzung war weiter eskaliert, bis sie in einen handfesten Streit ausgeartet war. Ihm war schlussendlich keine andere Wahl geblieben, als zu kündigen. Sein Vertrag band ihn jedoch noch bis zum Ende der Spielzeit. Er hatte keine Ahnung, wie es dann mit ihm weitergehen sollte. Im Moment war er einfach nur frustriert. Valentin verzweifelte an seiner Ohnmacht, denn es ging wie immer nur um das liebe Geld. Seither fragte er sich, ob seine Entscheidung, Afrika zu verlassen, wirklich richtig gewesen war. Manchmal spielte er sogar mit dem Gedanken, dort irgendwann einmal ein eigenes Theater zu eröffnen …
    » Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«, unterbrach Ricky seine Grübeleien und brachte ihn damit wieder zurück in die Wirklichkeit. Er zwang sich zu einem Lächeln. » Ich bin nur ein wenig müde«, log er sie an. Er wich absichtlich ihrem forschenden Blick aus. » Wenn du willst, können wir gleich beginnen. Ich habe da ein schönes Lied von Walter Kollo.«
    » Später«, lehnte Ricky fröhlich ab. » Ich muss dir erst noch etwas erzählen.« Valentin sah sie erstaunt an. Ihm fiel erst jetzt auf, wie selten gut gelaunt sie heute war.
    » Stell dir vor«, erzählte sie aufgedreht. » Morgen soll ich im Folies-Caprice tatsächlich vortanzen. In der Solotruppe wird der Platz einer Tänzerin neu belegt. Wenn ich nicht alles vermassle, dann bekomm ich den Job. Kranz hat mir versichert, dass es mehr oder weniger nur noch eine Formalität ist. Dann kann ich endlich dem Gehopse entkommen.«
    » Ach, nun ist es also doch nur ein Gehopse?«, spottete er, von ihrer Fröhlichkeit angesteckt. Ricky verdrehte die Augen. » Jetzt kann ich es ja sagen, wo ich doch nun endlich etwas Anspruchsvolleres zu tun bekomme.«
    » Ich freu mich ja für dich«, meinte er aufrichtig. Wenigstens lief es für Ricky endlich einmal etwas besser.

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